Er war ihr Erbe im Saarland: Tobias Hans folgte 2018 für viele überraschend auf Annegret Kramp-Karrenbauer. Damals war er mit nur 40 Jahren der jüngste Ministerpräsident, den es jemals in der Bundesrepublik gab.
Doch die CDU-Spitze ließ Tobias Hans nun vor der Saarland-Wahl hängen.
Tobias Hans: Merz lässt ihn im Stich – Pleiten-Wahlkampf im Saarland
Nach 23 Jahren droht die CDU den Ministerpräsidenten-Posten im Saarland wieder an die SPD zu verlieren. Es wäre ein bitterer Auftakt für die CDU-Führung um Friedrich Merz ins Wahljahr 2022. Schon Tage vor dem Wahlsonntag wirkte es im Konrad-Adenauer-Haus so, als habe man das kleine Saarland längst abgeschrieben.
———————-
Mehr über das Saarland:
- Das Bundesland wurde 1957 das 10. Bundesland der Bundesrepublik Deutschland.
- Landeshauptstadt ist Saarbrücken.
- Mit rund 980.000 Einwohnern ist es das zweitkleinste Bundesland vor Bremen.
- Seit 2018 führt Tobias Hans (CDU) als Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer die Regierungsgeschäfte in einer Großen Koalition.
———————-
Tobias Hans: Pech und Pannen vor der Saarland-Wahl
Grund dafür könnte auch der Pech-und-Pannen-Wahlkampf von Tobias Hans gewesen sein. Seine Herausforderin Anke Rehlinger, die als charismatische Kümmerin in der Bevölkerung an Popularität gewonnen hat, scheint Hans locker in den Schatten zu stellen. Könnten die Saarländer den Ministerpräsidenten-Posten per Direktwahl vergeben, würde Rehlinger laut Umfragen haushoch gewinnen. Tobias Hans dagegen wirkt auf viele zu wankelmütig, sein Schlingerkurs in der Corona- oder Schul-Politik wird im Saarland kritisiert.
+++ News-Ticker zur Saarland-Wahl +++
Und dann kam auch noch Pech dazu: Ausgerechnet in der heißen Wahlkampf-Phase infizierte sich Hans mit Corona, musste neun Tage in häusliche Isolation. Erst am Freitag konnte er wieder voll in den Straßenwahlkampf einsteigen, davor musste er im Homeoffice um Wählerstimmen werben.
Ein Reinfall wurde auch ein von ihm selbst gedrehtes Handy-Video vor einer Tankstelle. Der Ministerpräsident empörte sich über die hohen Spritpreise und hoffte ein neues, starkes Thema für seinen Wahlkampf gefunden zu haben. Doch stattdessen brachte ihm der Clip eher Häme ein, auch weil er seine Ansprache unglücklich formulierte. Nicht nur „Geringverdiener“ müssten entlastet werden, forderte Hans in dem Video, sondern auch „die vielen fleißigen Leute, die tanken müssen“. Eine Steilvorlage für die SPD, die darauf hinwies, dass auch viele Geringverdiener fleißig arbeiten.
—————–
Mehr zur Saarland-Wahl:
—————–
Ansonsten konnte und wollte Tobias Hans im Wahlkampf nicht allzu sehr polarisieren, weil er die Große Koalition mit der SPD weiterführen will.
Saarland-Wahl: Friedrich Merz wandte sich von Tobias Hans ab
Mit den miesen Umfragewerten wandte sich dann auch die CDU-Bundesspitze von Hans ab. Merz ließ ihm zuletzt regelrecht im Stich. Nur Anfang März war der CDU-Chef im Saarland, als die Partei dort eine Vorstandsklausur abhielt. Seitdem ließ sich Merz nicht mehr in Saarbrücken oder woanders im Bundesland blicken. Mehr noch: Einen im Wahlkampffinale geplanten Auftritt am vergangenen Donnerstag sagte Merz sogar ab – mit der fragwürdigen Begründung, dass er während der Haushaltswoche im Bundestag unabkömmlich sei.
Auch CDU-Generalsekretär Mario Czaja tauchte nicht mehr im Saarland auf und deutete zuletzt schon mal an, dass die Landtagswahl als reine Regionalwahl zu sehen sei und ganz klar saarländische Themen im Vordergrund stehen würden. Mit anderen Worten: Eine Wahlniederlage hätte nichts mit der Bundes-CDU zu tun. Merz und Co. hätten somit mit einer Wahlpleite nichts zu tun.
Landtagswahl im Saarland: Die SPD hofft auf weiteren Erfolg
Groß ist die Sorge bei den Christdemokraten, dass die Saarland-Wahl der Auftakt werden könnte zu einer Serie von weiteren Niederlagen. Schon im Mai stehen die nächsten Landtagswahlen an, diesmal in Schleswig-Holstein und NRW, auch hier kämpfen CDU-Ministerpräsidenten um ihre Posten.
Die SPD dagegen versucht natürlich eine andere Geschichte zu erzählen: Bundeskanzler Olaf Scholz und die Parteichefs Lars Klingbeil und Saskia Esken präsentierten sich im Wahlkampf gerne an der Seite von Anke Rehlinger. Die Sozialdemokraten hoffen auf einen weiteren Sieg nach der gewonnenen Bundestagswahl.