Theologe Hans Küng, der 27 Jahre lang keinerlei Kontakt zum Vatikan hatte, hat sich mit dem Vatikan ausgesöhnt . Nachdem Küng Papst Franziskus geschrieben hatte, erhielt er nun Antwort. Der vom Papst handschriftliche gezeichnete Brief hat den Kritiker der katholischen Amtskirche versöhnlich gestimmt.
Berlin/Rom.
Der Theologe Hans Küng, in den vergangenen Jahrzehnten einer der schärften Kritiker der katholischen Amtskirche, hat sich mit dem Vatikan versöhnt. Grund für den Wandel ist der Reform-Kurs von Papst Franziskus.
„Informell hat er mich – kann man sagen – rehabilitiert“, sagte der 85-Jährige in einem Interview mit Deutschlandradio Kultur in Anspielung auf den Entzug von Küngs kirchlicher Lehrbefugnis 1979 durch Papst Johannes Paul II..
„In allen Fällen unterstützen“
Während der polnische Papst „in 27 Jahren nie ein Wort an mich geschickt“ habe, habe Franziskus auf einen Brief Küngs schriftlich geantwortet, handschriftlich mit „F.“ für Franziskus unterschrieben. Küng: „Das war wirklich ein brüderlicher und nicht ein päpstlicher Brief.“ Die Lehrerlaubnis erhielt Küng allerdings nicht zurück.
Küng kündigte an, er wolle Papst Franziskus „in allen Fällen“ unterstützen. Er habe die Hoffnung, dass der Papst den Zölibat „offen diskutieren“ lässt und schließlich dann eine Entscheidung treffe.
Auch eine Revision der Enzyklika „Humanae vitae“, die Katholiken die künstliche Empfängnisverhütung untersage, mahnte der Theologe an. Er wünsche sich, dass Papst Franziskus „den Mut und die Kraft hat, das durchzusetzen“. Zugleich begrüßte Küng die Fragebogenaktion des Vatikan zur Vorbereitung auf die Bischofssynode zur Familie im Oktober 2014. Seiner Meinung nach sei es das erste Mal, „dass man tatsächlich auch die Basisdemokratie in der Kirche ernst nimmt“. Damit schalte Papst Franziskus auch die „Laienschaft“ in innerkirchliche Diskussionen ein, erklärte der emeritierte Professor für Ökumenische Theologie.
Für aktive Sterbehilfe
Küng verteidigte seine Thesen zur Sterbehilfe, von denen sich die Diözese Rottenburg-Stuttgart kürzlich distanziert hatte. „Ich schließe aktive Sterbehilfe nicht aus“, so der an Parkinson erkrankte Wissenschaftler. Dass man selber über das Leben verfügen können solle, sei allerdings ein radikaler Vorschlag und er verstehe, dass er dafür nicht nur Zustimmung erfahre.