Düsseldorf.
Angesichts der in diesem Jahr erwarteten 60 000 zusätzlichen Flüchtlingskinder in Nordrhein-Westfalen warnen Städte und Lehrerverbände vor einem dramatischen Lehrermangel und fehlenden Klassenräumen. „Viele Klassen sind bereits jetzt überfüllt“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Bernd Jürgen Schneider, der NRZ. Statt der geplanten 2600 zusätzlichen Lehrer würden in NRW mehr als 5000 Pädagogen in diesem Jahr gebraucht.
Der Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft VBE, Udo Beckmann, warnte vor einem Absenken der Standards bei der Integration der Flüchtlinge. Gerade jetzt seien kleine Lerngruppen und zusätzliche Klassen für die Förderung der Kinder erforderlich. Beckmann schätzt den Bedarf auf zusätzlich rund 4000 Lehrerstellen in diesem Jahr. Zudem seien weitere Psychologen und Sozialarbeiter unverzichtbar.
Die Gewerkschaft GEW verlangte einen „Kraftakt für Flüchtlingskinder“. Nach GEW-Berechnungen braucht das Land 2016 rund 5000 zusätzliche Lehrer. In einer telefonischen Umfrage hatte der Städte- und Gemeindebund angesichts Zehntausender zusätzlicher Flüchtlinge erhebliche Defizite im Schulbereich festgestellt. So fehlten neben Deutschlehrern mit der Qualifikation für Deutsch als Fremdsprache auch Dolmetscher.
Der Forderung nach Bau-Erleichterungen für schnelle Lösungen will Bauminister Groschek (SPD) nachkommen. Die Städte fordern zudem, dass sich der Bund an der Finanzierung von Klassen- und Differenzierungsräumen beteiligt.
VBE-Chef Beckmann räumte ein, dass es schwierig sei, kurzfristig in Nordrhein-Westfalen ausreichend ausgebildete Lehrer zu finden. Aus GEW-Sicht können für die Unterrichtung der schulpflichtigen Flüchtlingskinder ohne Sprachkenntnisse auch mehr pensionierte Lehrer eingesetzt werden. Jeder Tag ohne Schulangebot sei ein verlorener Tag für Flüchtlingskinder.