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Spott und Häme für Varoufakis' Hochglanz-Homestory

Spott und Häme für Varoufakis' Hochglanz-Homestory

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Foto: Screenshot Twitter
Penthouse mit Dachterasse und opulente Dinner: Athens Finanzminister posiert mit seiner Frau für ein französisches Magazin. Nun bereut er die Aktion.

Athen. 

Yanis Varoufakis, in Europa höchst umstrittener Finanzminister Griechenlands, hat an Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert, einen Wachstumsplan für Europa vorzulegen. Damit könne Merkel „ein Vermächtnis für Europa“ hinterlassen. Künftige Generationen würden sich „an den ‚Merkel-Plan‘ erinnern, so wie man sich heute an den Marshall-Plan erinnert“, sagte Varoufakis im griechischen Fernsehen. Doch die Schlagzeilen beherrschte der Minister mit einem anderen Thema.

Für Spott und Häme sorgt in Griechenland eine Fotoserie im französischen Lifestyle-Magazin „Paris Match“. Die aufwendig inszenierten Bilder zeigen Varoufakis und seine Frau Danae in ihrem Penthouse in einem der teuersten Viertel Athens, nicht weit entfernt von der Akropolis.

Mal posiert das Paar auf der Dachterrasse bei einem opulenten Diner und prostet sich zu, mal sitzt Varoufakis im körperbetonten, engen T-Shirt am Klavier. Die Fotos kursieren inzwischen auf Twitter, begleitet von bitterbösen Kommentaren wie „Das ist die humanitäre Krise in Griechenland“. Varoufakis hatte bei seinem Amtsantritt die Griechen zu einem „einfachen Leben“ angehalten. Die Zeitung „Proto Thema“ fragte: „Wie lange will uns dieser Clown noch im Ausland repräsentieren?“

„Ich wünschte nur, es gäbe diese Fotos nicht“

Varoufakis selbst hat inzwischen offenbar die verheerende Außenwirkung der Fotos erkannt und rudert zurück. „Ich frage mich: Gefällt mir diese Ästhetik? Nein. Und ich bereue es. Wir beide (er und seine Frau) bereuen es“, sagte Varoufakis am Sonntag im griechischen Fernsehen. Er erklärte auch, warum er sich auf die Fotos eingelassen habe. „Der Text, der diese Reportage begleitet, hat für uns (Griechenland) politisch sehr viel Gutes in Frankreich gebracht. Ich wünschte nur, es gäbe diese Fotos nicht“, sagte Varoufakis.

Unterdessen dementierten Regierungskreise in Athen Berichte, wonach eine Entmachtung des Minister unmittelbar bevorstehen könnte. Einige Medien verwandelten hier „Wunschträume“ in Nachrichten, wurde in Athen erklärt.

Gleichzeitig wird die finanzielle Lage des Landes immer dramatischer. Griechenland könnte schon in wenigen Tagen das Geld ausgehen, Athen brauche noch diesen Monat dringend zwei bis drei Milliarden Euro, soll Regierungschef Alexis Tsipras dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, am Freitag in Brüssel gesagt haben, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“.

Viele Zahlungen sind bald fällig

Athen steht in dieser Woche wieder vor gewaltigen Zahlungsverpflichtungen. Am heutigen Montag muss der Finanzminister 580 Millionen Euro zur Tilgung eines Kredits an den Internationalen Währungsfonds (IWF) überweisen. Ebenfalls heute stehen Geldmarktpapiere im Volumen von 1,6 Milliarden Euro zur Refinanzierung an.

Am Freitag werden eine weitere Zahlung an den IWF von 350 Millionen sowie Geldmarktpapiere von 1,6 Milliarden Euro fällig. Zudem braucht der Staat Ende des Monats über zwei Milliarden Euro, um Gehälter und Renten im öffentlichen Dienst zu zahlen. In griechischen Medien wird bereits spekuliert, dass nicht alle Staatsdiener pünktlich bezahlt werden können.