Wie die Meister feiern, abends im Dortmunder U: im Maßgeschneiderten und mit Orangen-Pannacotta, die Dame im Arm oder die Schale … und natürlich mit „Rubbeldikatz am Borsigplatz“.

Dortmund. 

Nicht anzunehmen, dass sie es bei der Bierdusche belassen haben, aber lange haben die Spieler am Samstag nicht gebraucht vom Meister-T-Shirt in den Maßgeschneiderten und vom Platz zur Party.

Kaum eine Stunde, nachdem die Borussen im Stadion den letzten Humpen über ihrem Trainer entleert haben, fahren die ersten am Fußballrasen-grünen Teppich vor – in schwarzen Autos mit dem Kennzeichen DO-DM (wie Deutscher Meister). Zu Füßen des Dortmunder U-Turms, schon seit zwei Wochen mit Filmszenen schwarz-gelber Kicker gekrönt, fallen sie Maskottchen Emma in die Arme, vor sich eine gewaltige Leinwand: „Meisterlich spielen, meisterlich feiern“.

Und das haben sie auch vor. „Zwei Tage“, krächzt ein „überglücklicher“ Kevin Großkreutz, der eben in der Stadt noch einen Blick auf seine Fans warf: „Dat is Doatmund!“ Auch Lucas Barrios lobt ungläubig „die sehr gute Fan“ und überhaupt die ganze „Session“: „Nächste Jahr weiter so!“ Neven Subotic kann schon „gar nicht mehr reden“, unter Dedes Rockschößen erkennt man bereits zu Beginn des Abends ein derangiertes Hemd. Sebastian Kehl gesteht, die Schale zu küssen, sei „ein geiles Gefühl“.

Einmal Real und zurück

Ein strahlender Nuri Sahin, seine Kamera ebenso fest an derselben Hand wie Ehefrau Tugba, hat die Pfiffe aus dem Stadion offenbar schon wieder vergessen oder überhört: „Die Fans haben mich wieder einmal davon überzeugt, wie groß sie sind!“ Beim Bankett wird BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ihm später versprechen: „Wenn Real dir irgendwann nicht mehr ambitioniert genug erscheint, dann holen wir dich zurück!“

Überhaupt sind auch die älteren Herren sichtlich in Festtagslaune: Ein Gefühl sei dieser Titel, sagt Vereins- und Ligapräsident Reinhard Rauball, „als wenn Pfingsten, Weihnachten, Silvester, Ostern und Karneval auf einen Tag fallen“. Und also haben sie sich fein gemacht und sehen so ganz anders aus als die schwarzen und gelben Wilden da draußen auf den Straßen:

Damen mit sehr hohen Schuhen und allenfalls zarten schwarz-gelben Stolas, um nackte Schultern gehängt wie sonst der Theaterschal. Jola Zorc kommt im Leopardenkleid, Ulla Klopp mit gelbem Abendtäschchen zum kleinen Schwarzen. Ein paar Herren tragen gelben Schlips zum schwarzen Hemd oder ebensolche Einstecktücher. Der Spieler von heute aber lässt das weiße Hemd offen, und sei auch eine Krawatte darüber gebunden, nur Mats Hummels hat seinen Kragen mit einer schwarzen Fliege geschnürt.

Das schiefe Meisterlied

So lassen sie sich fotografieren, im Erdgeschoss mit der echten, in der siebten Etage mit einem Duplikat der Meisterschale. Auch ehemalige Dortmunder Spieler reihen sich ein, Michael Rummenigge, Stefan Reuter, Lars Ricken. Verteidigungsminister Thomas de Maizière, der das einst versprach, kommt mit Blaulicht aus Berlin und mit seinem Sohn. Schauspieler Joachim Król mit Frau und Fan-T-Shirt. Norbert Dickel singt wieder (und wieder falsch) das Meisterlied, Trainer Klopp den aktuellen Akkordeon-Hit „Rubbeldikatz am Borsigplatz“ des Altmeisters und Altborussen Aki Schmidt.

Das ist wohl „Echte Liebe“, und die geht ja bekanntlich durch den Magen: in diesem Fall in Form von Seeteufel-Medaillons, Rinderfilet mit Spargel und Orangen-Pannacotta, „umhüllt mit Chillischokolade und Balsamicoerdbeeren“. Man speist an weiß eingedeckten Tischen, geschmückt mit pastellfarbenen Callas, die Video-Leinwände Adolf Winkelmanns zeigen an diesem Abend alle dasselbe Standbild: die Südtribüne. Und es ist Rauball selbst, der der Mannschaft mit auf den Weg durch die Nacht gibt: „Geht ja nicht zu früh ins Bett.“