Jeder Stadionbesucher kennt sie – unangenehme Leute, die neben einem auf der Tribüne sitzen oder stehen. Einige sind schon zu besoffen, anderen erzählen die ganze Zeit Schwachsinn und besonders übel sind jene, die rechte Parolen von sich geben. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte in gewisser Weise eine Begegnung der letzteren Art am Mittwoch im Stuttgarter Stadion bei der EM 2024.
+++ Auch interessant: EM: Rassismus-Eklat um Portugal-Reporter +++
Der deutsche Regierungschef ließ sich das zweite Vorrunden-Spiel gegen die Ungarn nicht entgehen. Er erschien zusammen mit seiner Ehefrau Britta Ernst. Doch ausgerechnet ein unerbittlicher politischer Gegner nahm ebenfalls Platz auf der Ehrentribüne. Nur mit viel Glück mussten sich die beiden nicht Schulter an Schulter nebeneinander setzen.
Scholz beim EM-Spiel Deutschland – Ungarn
Olaf Scholz befürchtete mit SPD-Spitzenkandidatin Katarina Barley im Wahlkampf vor der Europawahl vor einem Rechtsruck. Ein warnendes Beispiel für die Sozialdemokraten war dabei stets Ungarns Regierungschef Viktor Orbán.
+++ Lesenswert: Ampel-Minister Lauterbach unterläuft Patzer vor Deutschland-Spiel – schnell korrigiert er den Fehler +++
Der Rechtspopulist baut mit der Partei Fidesz sein Land um – und gilt innerhalb der EU als Gegenspieler von Macron, Scholz, von der Leyen und Co. Nicht nur, weil Orban mit seiner nationalistischen Politik auch Kreml-Herrscher Putin deutlich näher steht als der Rest der Europäischen Union. Sondern auch, weil er die liberale Demokratie in seinem Land abbaut, vor allem im Bereich Justiz und Rechtsstaatlichkeit.
Wie es sich für einen Gastgeber und auch ganz diplomatisch gehört, gab es trotzdem vorher Handshakes zwischen Scholz und Orbán auf der Tribüne.
Erbitterter Gegner sitzt in Kanzlers Nähe auf Ehrentribüne
Es hätte das sportliche Vergnügen von Scholz wohl deutlich gemindert, wenn er direkt neben Orbán hätte sitzen müssen. Doch der Kanzler hatte Glück. Sozusagen als neutraler Puffer nahm UEFA-Präsident Aleksander Čeferin in der Mitte zwischen ihnen Platz. Andererseits: Angesichts des 2:0-Sieges hatte Scholz am Ende deutlich mehr Grund zum Lächeln. Es dürfte auch eine Genugtuung für ihn gewesen sein.
Mehr Themen für dich:
Im Netz gab es aber prompt Kritik an Scholz. Denn während Orbán einen Ungarn-Schal trug, war Scholz bei einer ARD-Einblendung nach den Nationalhymnen nur im blauen Sakko und weißen Hemd zu sehen. Ohne einen schwarz-rot-goldenen Schal oder einen anderen DFB-Fanartikel. Bei einem TikTok-Video zum EM-Auftakt zeigte sich Scholz dagegen noch im Trikot!