Düsseldorf.
Die Polizeibehörden schlagen Alarm: Rockerbanden breiten sich in NRW rasant aus. Innenminister Ralf Jäger (SPD) registriert nicht nur einen „Expansionsanspruch von Hells Angels und Bandidos“. Auch Rockergangs wie „Osmanen Germania Boxclub“ und „Brothers MC“ seien mit häufig polizeibekannten Kriminellen aktiv. Ein verurteilter Rockerboss und ehemaliger Polizist kassiert sogar weiter ein Gehalt vom Staat.
Der Fall eines führenden Kopfs der Gang „Brothers MC“ versetzte die Opposition im Innenausschuss des Landtags gestern in Aufregung. Marc Lürbke (FDP) kritisierte, dass der Mann „auf der Gehaltsliste der Polizei steht“, obwohl der ehemalige Polizist bereits vor sechs Jahren vom Dienst suspendiert wurde. Tim K. (41) wurde 2010 vom Landgericht Dortmund wegen gefährlicher Körperverletzung zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Nachdem ihn die Behörde entließ, legte der in Ostwestfalen lebende K. Berufung beim Oberverwaltungsgericht Münster ein. Dort ist der Fall seit 2013 anhängig. Die Folge: K. kassiert bis heute 50 Prozent seines früheren Gehalts. Jäger bestätigte den „ärgerlichen“ Sachverhalt. Klar sei aber, dass der verurteilte Rocker nie mehr Uniform tragen werde.
Laut Ministerium verfügt der von türkischen Migranten gesteuerte „Osmanen Germania Boxclub“ inzwischen über 700 Mitglieder, die auch in Bochum, Dortmund, Duisburg und Essen aktiv seien. Der kleinere „Brothers MC“ sei unter anderem in Velbert, Witten und Ostwestfalen als Auffangbecken für Ex-Bandidos auf dem Vormarsch.