Dortmund.
Altersarmut in NRW ist überwiegend weiblich und vor allem ein städtisches Problem. Im Ruhrgebiet und in den Rheinmetropolen sind deutlich mehr Rentner vom Sozialamt abhängig als anderswo. Das ergab eine exklusive Auswertung des Landesstatistikportals IT.NRW für die WR.
Demnach war der Anteil der Menschen im Rentenalter, die Ende 2015 Grundsicherung bezogen, in den großen Revierstädten sowie in Köln und Düsseldorf teils doppelt so hoch wie der landesweite Durchschnitt, der mit 3,8 Prozent bereits weit über dem Bundesschnitt von 3,1 Prozent lag.
Ganz vorne liegen Köln mit 7,3 und Düsseldorf mit 7,2 Prozent vor Dortmund mit 6,1 und Essen mit 5,1 Prozent an älteren Mitbürgern, die als arm gelten. Ihre Renten oder anderen Altersbezüge liegen unter Hartz-IV-Niveau. Deutlich seltener tritt Altersarmut in ländlicheren Gebieten auf. In den Kreisen Olpe (2,0), Coesfeld (2,2) und dem Hochsauerlandkreis mit 2,5 Prozent sind Ältere am seltensten aufs Sozialamt angewiesen.
Frauen sind aufgrund ihrer durchschnittlich deutlich niedrigeren Renten besonders häufig von Altersarmut betroffen, 62,5 Prozent der Grundsicherungs-Bezieher im Rentenalter sind in NRW weiblich.
Da in der Gesamtbevölkerung der Anteil der Hilfeempfänger nach wie vor deutlich höher ist als unter den Rentnern, gilt Altersarmut der Politik vor allem als drohende Gefahr der Zukunft. Dass sie im Revier bereits weiter verbreitet ist, erklärt NRW-Sozialminister Rainer Schmeltzer (SPD) damit, dass „Menschen mit vielfältigen Problemen vorrangig in städtischen Ballungsräumen leben – in NRW vor allem im Ruhrgebiet und in einigen Regionen im Rheinland“. Beste Mittel gegen Altersarmut seien „gute Bildung, Kinderbetreuungseinrichtungen und vor allem gut bezahlte Arbeitsplätze“, sagte er der WR. Schmeltzer fordert aber auch, das Rentenniveau nicht weiter sinken zu lassen.
In den Revier-Rathäusern wird erwartet, dass künftig noch deutlich mehr Rentner in die Sozialämter kommen. Essens Sozialdezernent Peter Renzel rechnet wegen der „seit den 80er-Jahren etablierten Langzeitarbeitslosigkeit im Ruhrgebiet“ mit einem weiterhin „kontinuierlichen Anstieg“ der Altersarmut. Als Risiko hinzu komme „die im Ruhrgebiet traditionell niedrige Erwerbstätigkeit von Frauen“, wie Dortmunds Sozialdezernentin Birgit Zoerner betont.