„Abenteuerliche Berechnungen“, „erschreckend“ und „alles 0815“: Eine Finanzexpertin nimmt im SWR-Fernsehen die Angebote für private Rentenversicherungen und fondsgebundenen Altersvorsorgen auseinander, die von Sparkassen, Volksbanken und der Postbank zur Sicherung der Rente vorgestellt werden.
Ein SWR-Reporter tat so, als wolle er langfristig für seine Rente vorsorgen. Doch am Ende fühlte er sich schlecht beraten von den Banken.
Rente: Sparkassen und Volksbanken beraten Kunden schlecht – „Das finde ich erschreckend“
In der Sendung „Marktcheck“ suchte Reporter Moritz Hartnagel mehrere Sparkassen, Volksbanken und die Postbank auf. Überall erzählte er die selbe Geschichte: Er hätte 50.000 Euro und wolle dieses Geld über 30 Jahre anlegen fürs Alter anlegen.
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Rente – mehr zur gesetzlichen Rentenversicherung:
- wurde in Deutschland 1891 eingeführt.
- Im Jahr 2020 gab es in Deutschland über 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner.
- Der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung liegt aktuell bei 18,6 Prozent.
- Dieser wird je zur Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber getragen.
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Das Ergebnis der Stichproben fiel ernüchternd aus! Besonders ein Angebot der R+V-Versicherung im Auftrag der Volksbank Ludwigsburg schockierte Finanzexpertin Barbara Sternberger-Frey.
„Ich habe mal nachgerechnet: Auch wenn die Fonds überhaupt gar keinen Ertrag bringen würden, auch keine Verluste, nur 0 Prozent Rendite, hätten Sie bis Rentenbeginn schon in der Ansparphase fast 12.000 Euro verloren. Ein teurer Spaß!“, so Sternberger-Frey. Hinzu würden dann noch die Kosten in der Rentenphase kommen.
Zudem sei ein extremer Puffer bei der Lebenserwartung eingerechnet worden: „Ohne Rendite müssten Sie 112 Jahre alt werden, um ihre Einzahlungen zurückzubekommen, ohne einen Cent verdient zu haben“, so die Expertin.
Rente: Expertin schockiert über Angebote der Banken
Nach allen Stichproben geht Sternberger-Frey hart ins Gericht mit den Banken: „Alles 0815, was im Moment vertrieben wird. Da verdient in erster Linie die Bank und der Versicherer dran.“ Die individuelle Kundensituation werde zu wenig berücksichtigt.
„Das Ergebnis unseres Tests finde ich erschreckend. Anhand der Unterlagen hat der Kunde so gut wie keine Chance, die Produkte wirklich zu verstehen, die Chancen und Risiken sowie die Kosten zu erkennen und zu prüfen, ob sich die Kaufempfehlung für ihn wirklich lohnt“, so die Expertin.
Rente: Das empfiehlt die Expertin statt Rentenversicherungen und Fondspolicen
Ihre Empfehlung daher: Kunden sollten sich unbedingt beim Verbraucherschutz beraten lassen, wenn sie von der Bank ein Angebot für eine Rentenversicherung bekommen haben. Für Menschen, die langfristig für die Rente sparen wollen, sei ein Index-Fondsplan (ETF) weitaus sinnvoller.
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Zwar bieten private Rentenversicherung und Fondpolicen einen kleinen Steuervorteil in der Ansparphase, der werde aber von den hohen Kosten der Verträge selten ausgeglichen, so die Finanzexpertin.
Rente: Das sollten Menschen tun, die nicht mehr lange ansparen können
Und was sollten Menschen machen, die keine lange Ansparphase mehr für die Rente haben und schnell noch etwas tun wollen? „Dann würde ich Rentenpunkte zurückkaufen“, so die Empfehlung von Sternberger-Frey. Das ist mit Sonderzahlungen an die Deutsche Rentenversicherung möglich.