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Rente mit 63: Das Volk macht nicht mit beim längeren Arbeiten – „Keine gute Nachricht“

Viele Arbeitnehmer freuen sich auf ihre Rente – den Ruhestand mit Hobbys oder Enkeln zu verbringen. Mehr als die Hälfte wollen nicht länger arbeiten.

Viele Arbeitnehmer freuen sich auf ihre Rente – den Ruhestand mit Hobbys oder Enkeln zu verbringen. Mehr als die Hälfte wollen nicht länger arbeiten.
© IMAGO/Westend61

Renteneintrittsalter: Wann man in Rente gehen kann

Das Renteneintrittsalter regelt, wann man aufhören kann zu arbeiten. Welche Geburtsjahrgänge wirklich ohne Abzüge in die Rente gehen können, erklärt das Video.

In deutschen Büros, Werkstätten oder Krankenhäusern schwingt wohl eine gemeinsame Sehnsucht durch die Luft: Die Sehnsucht nach einem vorzeitigen Ruhestand. Die meisten Erwerbstätigen in Deutschland träumen davon, spätestens mit 63 Jahren in Rente gehen zu können, selbst wenn die Chancen dazu eher trüb aussehen.

Doch der Traum vom vorzeitigen Abschied vom Arbeitsleben lebt weiter, auch wenn Rentner mit Abschlägen rechnen müssen. Das machen Zahlen einer Studie des gemeinnützigen Demografie Netzwerks (ddn) sichtbar.

„Fachkräftemangel wird sich verschärfen“

Wenn es nach den Arbeitnehmern ginge, würden rund 63,4 Prozent von ihnen nicht länger als bis zum 63. Lebensjahr arbeiten. Ein beachtlicher Teil (36,6 Prozent) möchte sogar bereits mit 61 Jahren oder noch früher die Arbeit an den Nagel hängen. Besonders stark ist der Wunsch nach einem vorzeitigen Ruhestand bei ledigen Arbeitnehmern und Personen ohne akademischen Abschluss.

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In der Altersgruppe der 40-49-Jährigen wollen etwa 70 Prozent nicht länger als bis zum 63. Lebensjahr arbeiten. Ebenso trifft dies auf Menschen mit durchschnittlichem oder niedrigem Bildungsniveau und einer dualen Berufsausbildung zu. Sogar jüngere Arbeitnehmer scheinen wenig Begeisterung für ein langes Arbeitsleben zu haben: Nur knapp 15 Prozent der unter 30-Jährigen können sich vorstellen, bis zum offiziellen Renteneintrittsalter von 67 Jahren zu arbeiten.

Heißt: Bei der Mehrheit der Erwerbstätigen gibt es laut ddn-Vorstandsmitglied Niels Reith keine Bereitschaft, auch nur bis zum derzeit gültigen Renteneintrittsalter zu arbeiten. „Für Unternehmen ist das keine gute Nachricht. Angesichts einer Renteneintrittswelle der Baby-Boomer wird sich der Fachkräftemangel also nochmals verschärfen“, mahnt Reith. Sollte sich der Trend zum frühzeitigen Ruhestand noch weiter ausweiten, komme das umlagefinanzierte System noch stärker unter Druck, da wichtige Beitragszahler wegfallen.

Das muss sich für längeres Arbeiten ändern

Und obwohl die Bereitschaft, länger zu arbeiten, im Vergleich zu den Vorjahren leicht gestiegen ist, können sich lediglich 15,8 Prozent der Erwerbstätigen vorstellen, bis zum 67. Lebensjahr oder sogar länger zu arbeiten. Das könne nach Angaben von Reith mit dem Wegfall der Hinzuverdienstgrenzen zusammenhängen (hier erfährst du mehr zur Änderung).

Die Arbeitnehmer sind sich einig: Wenn sie ihre Bereitschaft zur längeren Berufstätigkeit steigern sollen, müssen gewisse Bedingungen erfüllt sein. Die Möglichkeit, die Arbeitszeit frei zu wählen, steht an erster Stelle, gefolgt von einem höheren Gehalt sowie weniger körperlicher Belastung oder Stress. Die Wahl des Arbeitspensums und die Wertschätzung durch Vorgesetzte sind ebenfalls wichtige Faktoren, um die Arbeitnehmer zum Weiterarbeiten zu bewegen.


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Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass verschiedene Lebensumstände und soziale Verhältnisse in der Arbeitswelt unterschiedliche Bedürfnisse hervorrufen. Arbeiter sind vor allem an höheren Gehältern interessiert, während leitende Angestellte die Wahl der Arbeitszeiten bevorzugen. Die Arbeitszeit und die Arbeitsbelastung spiegeln offensichtlich die Anforderungen in der Altersgruppe der 30-39-Jährigen wider, ebenso wie bei Arbeitnehmern mit Kindern. Diejenigen ohne akademischen Abschluss legen hingegen Wert auf eine „positive Einstellung gegenüber Älteren“ als wichtigste Voraussetzung für längeres Arbeiten im Alter.

Doch um Menschen länger in Arbeit zu halten, braucht es mehr als nur den Faktor Geld, weiß auch Reith. So wünschten sich Beschäftigte „ein altersgerechtes Arbeitsumfeld“. Sie seien leistungsbereit, aber zu veränderten Bedingungen. Unternehmen könnten den Faktor Wertschätzung mit dem geringsten Aufwand sicherstellen, so das Vorstandsmitglied.