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Rente: Gegen die Altersarmut – was Frauen jetzt dringend tun müssen

Viele Frauen leben trotz Rente in Altersarmut. Ein Experte klärt auf, was Frauen beachten müssen und was ihnen gefährlich werden kann.

Viele Frauen leben trotz Rente in Altersarmut. Ein Experte klärt auf, was Frau beachten sollte und was ihr gefährlich werden kann.
© IMAGO/Westend61

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So wird unsere Rente aussehen? Was hältst du davon?

Altersarmut ist ein Problem in Deutschland. Vor allem bei Frauen wird häufig die Rente knapp, sie kommen schwer über die Runden. Johannes Geyer arbeitet am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung an den Themen Vorsorge und Rente. Er erklärt, worauf Frauen in jeder Generation achten müssen und was einen Risikofaktor für die finanzielle Absicherung im Alter bietet.

Laut Statistischem Bundesamt ist etwa jede fünfte Frau ab 65 Jahren armutsgefährdet, bei Männern sind es 17,5 Prozent. Das liegt am geringeren Einkommen von Frauen und daran, dass früher mehr von ihnen ohne Beruf waren. Ist das Risiko der Armut im Alter für Frauen also ein Problem der älteren Generationen?

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Entfernte Bedrohung oder reales Problem?

Geyer erklärt, dass, betrachtet man die Armutsrisikoquote, Frauen besonders schlecht abschneiden. „Was schwer ins Gewicht fällt, ist das wegfallende Einkommen von ehemals verpartnerten Frauen“. Frauen, die verwitwet oder im höheren Alter geschieden sind und alleine den Haushalt bestreiten müssen. „In den Fällen wirkt sich meistens aus, dass diese Frauen in der traditionellen Arbeitsteilung im Haushalt den Part übernommen haben, der nicht so gut entlohnt oder überhaupt nicht entlohnt war und sich stattdessen anderen Aufgaben gewidmet haben.“

Sehe man sich diese Frauen an, unterscheiden sich diese deutlich von den heute im Beruf aktiven Frauen. Hinzu käme, dass diese Jahrgänge oftmals deutlich schlechter ausgebildet waren als Männer. „Das hat sich heute aber ausgeglichen“ erklärt Geyer. Die Erwerbstätigkeit bei Frauen ist deutlich gestiegen. Dennoch seien viele Frauen noch immer in schlechter bezahlten Berufen beschäftigt, als Männer. „Vor allem der unterfinanzierte Sektor der sozialen Tätigkeiten ist stark weiblich besetzt.“

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Doch auch heute gibt es noch viele Frauen, die zugunsten ihrer Kinder lange wenig oder gar nicht arbeiten. Das sei keine Willkür der Familien, gibt Geyer zu bedenken: „das sind oft sorgfältige Abwägungen“. Wenn zwei Erwachsene ein Kind bekommen sei auch die Frage „wird das im Job berücksichtigt? Wird Rücksicht darauf genommen, dass diese Familiensorgen anstehen und dafür eventuell auch Kraft aufgewendet werden muss.“ Stellen für Führungskräfte in Teilzeit seien beispielsweise möglich und wünschenswert, in der Realität aber selten, erklärt Geyer. Das wäre eine Möglichkeit, in einem gut bezahlten Job zu arbeiten und dennoch Familienarbeit leisten zu können. „Da müssten aber die Betriebe mitziehen.“

Als junge Frau, der die Rente noch sehr weit weg vorkommt, müsse man sich bewusst machen, was es mit den eigenen Finanzen macht, wenn man lange in Teilzeit arbeitet. „Habe ich eine Alternative zu der Rente aus meinem Gehalt? Wie bin ich darüber hinaus abgesichert?“ Auch private Rentenversicherungen oder andere Sparmaßnahmen seien schon im jungen Alter wichtig. „Man muss nicht sein gesamtes Vermögen in die Altersabsicherung hineinstecken. Es reicht, früh anzufangen, kleine Beträge zur Seite zu legen.“

Nicht zu unterschätzen ist die gleichberechtigte Haushaltsteilung. „Wenn auch Männer mehr in die Care-Arbeit eingebunden sind, haben Frauen die Möglichkeit weiterhin berufstätig zu bleiben“.

Rente: Was tun wenn sie nicht reicht?

Was ist aber mit den Frauen, die nicht am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen? Frauen, die Kinder erzogen, lange in Teilzeit gearbeitet haben? Frauen, die einige Jahre vor ihrem Renteneintrittsalter rechnen und merken – das wird eng mit der Rente. Ist es für diese Frauen schon zu spät? „Grundsätzlich gibt es im Einzelfall sicherlich die Möglichkeit, da etwas zu tun. Für den Durchschnitt gesprochen, ist es schon sehr schwierig.“

Meist erlaube die berufliche Existenz dieser Menschen nicht, dass sie in der kurzen Zeit bis zur Rente noch ein viel höheres Einkommen erzielen könnten. „Das würden die Frauen meistens ja sowieso machen, wenn sie es könnten.“ Was helfen könnte, wäre, sich mit den eigenen Rentenbescheiden auseinanderzusetzen. Oft wären einige Zeiten noch gar nicht eingetragen.

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„Solche Frauen sollten prüfen, ob sie Anspruch auf Grundrente haben. Je nach Gehalt kann das gar nicht mal so wenig sein“. Zudem gibt es Transferleistungen, beispielsweise den Anspruch auf Wohngeld. Hierbei sollte man auf die Unterstützung von Freunden und von professionellen Beratern zurückgreifen.



Auch in der Politik könnte sich etwas verbessern. „Wir haben bestimmte Politiken, die eine traditionelle Rollenverteilung begünstigen. Wie das Ehegattensplitting, das Paare begünstigt, bei denen ein Teil sehr viel und der andere sehr wenig bis gar nichts verdient, begünstigt.“ Würde der Staat stärker in die Richtung der individuellen Absicherung gehen, wäre einer Altersarmut bei Frauen ein wenig entgegengewirkt, so Geyer.