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Putin: Kaum jemand erkennt, was wirklich im Kreml vor sich geht

Täuscht sich der Westen, wenn es um die Machtverhältnisse im Kreml geht? Eine Russland-Expertin klärt auf, was wirklich vor geht.

Putin im Kreml
© IMAGO / SNA

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Sie gilt als Putin-Versteherin und betrachtet den Ukraine-Krieg aus einer anderen Perspektive: Professorin Dr. Gabriele Krone-Schmalz. Die frühere Moskau-Korrespondentin der ARD erklärt den Konflikt aus einer historischen Perspektive und gibt der NATO eine große Verantwortung für die Eskalation. Sie fordert eine diplomatische Friedensinitiative und bringt Ex-Kanzlerin Angela Merkel als Vermittlerin ins Spiel.

Ihre Positionen bringen Krone-Schmalz wiederum Kritik ein. Sie gehe zu unkritisch mit der Propaganda um, die vom Kreml verbreitet wird. In einem Vortrag in Reutlingen erklärte die Russland-Expertin nun, was viele im Westen erst allmählich verstehen.

Putin und die Russen: Das sieht der Westen nicht

Erodiert Putins Macht durch die Rückschläge im Ukraine-Krieg? Aus ihrer Perspektive ist es eine der „großen Illusionen im Westen, dass Putin in seinem Volk keinen Rückhalt hat“, so die Professorin bei ihrem öffentlichen Vortrag an der VHS Reutlingen, der auf YouTube viral geht.

Ein großer Anteil der Russen bilde „die schweigende Mehrheit“. Sie halten sich traditionell aus der Politik heraus. Doch der Rückhalt für Putin sei weiterhin „bemerkenswert groß“, zeigt sich Krone-Schmalz überzeugt. Dann geht sie noch auf einen anderen Aspekt ein, der im Westen falsch eingeschätzt werde.


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Wird Putin von Hardlinern angetrieben?

Krone-Schmalz führt auf Nachfrage aus dem Publikum aus: „Das Problem ist, was hier erst ansatzweise gesehen wird, dass der Druck unter dem Putin steht, eben nicht von Reformkräften kommt. Sondern ganz im Gegenteil von den Hardliner, die sagen: ‚Du hast immer schon gedacht, du kannst mit dem Westen. Jetzt siehst du endlich, dass du nicht kannst.'“

Es seien also nicht prowestliche und liberal eingestellte Kriegsgegner, die Putins Macht bedrohen und ihm das Leben schwer machen, sondern vielmehr Hardliner im Kreml-Umfeld, die einen noch konfrontativeren Kurs von ihm verlangen. Damit wolle Krone-Schmalz Putins Handeln nicht rechtfertigen, jedoch erklären, so die Russland-Kennerin. „Was ich definitiv weiß: Der Druck Richtung Konfrontaion ist größer geworden. Sehr, sehr viel größer.“


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Putin-Nachfolge: Könnte es noch schlimmer werden?

Tatsächlich sind mehrere Namen als potentielle Nachfolger Putins ins Gespräch, die für eine noch weitere Verschärfung im Konflikt mit dem Westen stehen könnten. Einer davon ist Nikolai Patruschew, der aktuelle Sekretär des Sicherheitsrates der Russischen Föderation. Er gilt als außenpolitischer Hardliner (mehr über ihn und weitere Kandidaten liest du HIER).

So paradox es klingt: Nach der Amtszeit von Wladimir Putin – sollte er tatsächlich mal gestürzt werden oder wegen einer Erkrankung abtreten müssen – könnte es noch schlimmer werden!