Veröffentlicht inPolitik

Putin benutzt Journalisten als Spielbälle – „Geisel der Behörden“

Mit dem Ukraine-Krieg hat Putin die Daumenschrauben für Journalisten noch weiter angezogen. Dieser Fall offenbart sein skrupelloses Spiel.

Der Prozess gegen Evan Gershkovich ist eröffnet. Dem Journalisten drohen bis zu 20 Jahre Haft.
© IMAGO/ITAR-TASS

Xi und Putin präsentieren sich als Garanten des Friedens

Russlands Präsident Wladimir Putin ist zu Gesprächen mit Präsident Xi Jinping nach China gereist - es ist bereits sein zweiter Besuch binnen sechs Monaten in Peking. Beide Politiker erklärten, ihre Länder förderten den Frieden in der Welt.

Die Krisenherde für Russlands Präsident Wladimir Putin werden immer größer. In der Ukraine muss seine Armee vermehrt Rückschläge verkraften, Experten gehen sogar von einer militärischen Wende aus. Gleichzeitig erhöht der Westen mittels Sanktionen den Druck auf den Machthaber. Dieser versucht sich mit skrupellosen Mitteln zu wehren und benutzt Menschen als „Faustpfand“.

+++ Das könnte dich auch interessieren: Putin: Übler Verdacht steht im Raum – plant er eine „Anti-NATO“? +++

Im Auge hat der 71-Jährige dabei ausländische Journalisten. Diese lässt er aus schleierhaften Gründen festnehmen und macht ihnen den Prozess. Das alles in der Hoffnung, einen hinterhältigen Deal mit dem betroffenen Land aushandeln zu können.

Putin: Prozess gegen Evan Gershkovich eröffnet

Passiert ist es so zum Beispiel mit Evan Gershkovich. Im März 2023 bricht der 32-Jährige zu einer Recherchereise in das russische Jekaterinburg auf. Der Russland-Korrespondent des „Wall Street Journal“ will über die Wagner-Gruppe und dessen Rekrutierungsmethoden berichten. Jekaterinburg ist zugleich der Sitz eines großen russischen Rüstungskonzerns. Ob Gershkovich deshalb in Jekaterinburg recherchierte, ist nicht bekannt.

Der russische Geheimdienst jedenfalls sieht eine klare Verbindung und nimmt Gershkovich fest. Putins Männer werfen ihm politisch motivierte Spionage vor. Seit über einem Jahr sitzt er in Untersuchungshaft, am Mittwoch (26. Juni) beginnt der Prozess. Laut den Ermittlungsbehörden soll er Informationen über die Herstellung und Reparatur von Militärausrüstung im Auftrag der CIA gesammelt haben. Bei einer Verurteilung drohen dem US-Bürger bis zu 20 Jahre Haft.


Mehr Nachrichten für dich:


„Lächerliche“ Vorwürfe, die die USA, das „Wall Street Journal“ und Gershkovich auf das Schärfste zurückweisen.

„Evan Gershkovich soll dem Kreml zufolge ein CIA-Agent sein – ein absurder Vorwurf, den wir scharf zurückweisen. Gershkovich sitzt im Moskauer Lefortowo-Gefängnis ein, das für die fast vollständige Isolation seiner Insassen bekannt ist. Wir fordern die russische Regierung auf, die Haftbedingungen für den Journalisten schnellstmöglich zu verbessern und ihm einen fairen Prozess zu gewähren. Am Ende dieses Prozesses kann unserer Ansicht nach nur die Freilassung stehen.“

Anja Osterhaus, Geschäftsführerin Reporter ohne Grenzen

Seit dem Krieg in der Ukraine hat Putin die Daumenschrauben für Journalisten nochmals angezogen. Inzwischen existiert praktisch keine Meinungsfreiheit mehr. Sobald Journalisten die oppositionelle Meinung vertreten, werden ihre Medienhäuser geschlossen, Zensuren verteilt oder Reporter zu „ausländischen Agenten“ erklärt.

Inhaftierte Journalisten als „Faustpfand“

„Evan ist eine Geisel der russischen Behörden. Er ist ein Journalist, der seinen Job gemacht hat und sie haben einfach zeigen wollen, dass dort alles möglich ist“, erzählt Masha Borzunova, eine Freundin von Gershkovich und ebenfalls Journalistin, im Interview mit „ZDF Heute“.

+++ Mehr zu diesem Thema: Putin-Regime: Kriegsgegner (19) wagte zu demonstrieren – so furchtbar wird er nun bestraft +++

Gershkovich hatte eine offizielle Arbeitserlaubnis. Experten gehen davon aus, dass Putin ihn missbrauchen will, damit inhaftierte Russen im Westen wieder auf freien Fuß kommen. Er sei aber auch ein „Faustpfand“, mit dem Putin in den US-Wahlkampf eingreifen könne. Durch die Inhaftierung könne man „Biden Schwäche vorwerfen und Trump die Möglichkeit geben, dass er einen Deal [zur geforderten Freilassung] abschließen kann“, so Margarete Klein von der Stiftung Wissenschaft und Politik im gleichen ZDF-Beitrag.