Eine Flugaffäre, explodierende Baukosten für den Bischofssitz, dazu der autoritäre Stil: Die Kritik am Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wird immer heftiger. Nun räumt der Bischof Fehler ein und wirbt um Vertrauen.
Essen.
Endlich hat es die katholische Kirche geschafft, nach dem Missbrauchsskandal wieder positive Schlagzeilen zu bekommen – Papst Franziskus sei Dank. Demut, Bescheidenheit und Menschlichkeit sind die Eigenschaften, die mit ihm in Verbindung gebracht werden. Sogar Prominente loben ihn medienwirksam – das gab es lange nicht.
Doch in Deutschland trübt sich der Glanz der Katholiken schon wieder. Von Prunksucht ist die Rede, von einem allmächtigen, autoritären Führungsstil und Lüge. Im Mittelpunkt steht der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, ein für dieses Amt jugendlich wirkender Kleriker mit glattem Gesicht, der für alte katholische Werte kämpft.
Wenn Tebartz-von Elst im Limburger Dom die Messe liest, dann vernebeln Weihrauchschwaden die Sicht, heißt es. Fotos zeigen ihn im Gewand mit Goldbrokat, sein schwarzer BMW mit abgedunkelten Scheiben fällt auf in Limburg. All das irritiert viele Katholiken im Bistum, denn sein Vorgänger Bischof Franz Kamphaus zeigte sich selten mit der Mitra, dem Bischofshut, er fuhr mit einem alten Golf durch die Stadt – und er bewohnte zwei bescheidene Zimmer im Priesterseminar.
Explodierende Baukosten
Bischof Tebartz-von Elst hingegen weihte im Juni dieses Jahres die Dienst- und Verwaltungsräume der „Alten Vikarie“ ein, ein 500 Jahre alter stattliche Fachwerkbau, wo der Bischof wohnen und seinen Amtssitz einrichten wird. Saniert wurden auch Küsterhaus sowie Teile der Stadtmauer.
Als Kostenlimit wurden 5,5 Millionen Euro veranschlagt – und weit überschritten. Kritiker sprachen bereits vor Jahren von einem überzogenen und pompösen Bauvorhaben. Die mittlerweile veranschlagten zehn Millionen Euro seien lediglich eine Zwischensumme der Abschlagszahlungen, wie das Bistum kürzlich einräumte. „Die Kosten für das gesamte Ensemble werden deutlich höher liegen.“ Im Raum stehen nun 15 bis 20 Millionen Euro.
Schuld an der Kostenexplosion seien die hohen Denkmalschutzauflagen, sagt ein Bistumssprecher. Womöglich sind aber neue Änderungswünsche des Bauherrn eine wesentliche Ursache für die explodierenden Kosten. Nach „Spiegel“-Informationen sollen jedenfalls Bauarbeiter, die es leid waren, betonierte Flächen wieder aufzureißen und andere Arbeiten rückgängig zu machen, mit Hunderten heimlich geschossenen Fotos die Verschwendung beim Bau dokumentiert haben.
Kritik an Flug nach Indien
Doch es sind nicht nur die explodierenden Baukosten, es ist nicht nur die Kritik an der konservativen Amtsführung, die dem Bischof zu schaffen machen. Ein Flug im Januar 2012 nach Indien könnte für ihn ein juristisches Nachspiel haben. Der „Spiegel“ hatte berichtet, der Bischof und sein Stab seien in der Ersten Klasse geflogen, um einen Slum in Bangalore zu besuchen. Tebartz-von Elst widersprach im Gespräch mit dem Magazin: „Business Class sind wir geflogen“.
Nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Bischof die Bonusmeilen seines Generalvikars zu einem Upgrade im Wert von 7000 Euro genutzt hatte, streitet er in einer eidesstattlichen Versicherung ab, von Businessclass gesprochen zu haben. Doch die Szene mit dem „Spiegel“ wurde gefilmt, weshalb der Staatsanwalt inzwischen den Vorwurf der falschen eidesstattlichen Aussage prüft.
„Die Zukunft des Bistums in hohem Maße gefährdet“
Zwar holte sich Elst inzwischen in Rom Rückendeckung. Zwar unterstützt ihn das streng konservative „Forum Deutscher Katholiken“. Zwar gibt sich der Zentralrat der Katholiken bedeckt und verweist gegenüber dieser Zeitung darauf, dass es sich um Angelegenheiten der Diözese handele. Doch der Basis im Bistum reicht es. So schrieb die Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken in einem offenen Brief an den Bischof, die „Zukunft des Bistums ist in hohem Maße gefährdet“. Mehrere hundert Menschen haben bislang unterschrieben. In den Kirchengemeinden geht es bisweilen noch direkter zu. So merkte der ehemalige Gefängnisseelsorgers Pfarrer Hubertus Janssen zu den Vorgängen letztens in seiner Sonntagspredigt in Runkel an: „Wer zu spät geht, den bestraft das Leben“.
29 Priester im Bistum begehrten bereits vor einem Jahr auf. Sie beklagten damals eine „Atmosphäre lähmender Furcht“, „intransparente Entscheidungsprozesse“ und „wachsende Resignation“ bei Priestern und pastoralen Mitarbeitern im Bistum. Nun geht der Bischof selbst in die Offensive und versucht, mit einem Brief an alle Gläubigen, den verlorenen Boden mit Selbstkritik zurück zu gewinnen. „Rückblickend gibt es Dinge, die ich anders angehen würde“, schreibt er in dem Brief und wirbt um Vertrauen. „Wo nur noch Verdacht und Misstrauen regieren, kann keine christliche Gemeinschaft lebendig werden.“