Kurz vor seiner Rente spricht TV-Moderator Frank Plasberg Klartext. Am Montag präsentiert Plasberg seine letzte Sendung von „Hart aber fair“. Seit 2001 moderiert er die Polit-Talkshow (erst im WDR, dann ARD). Nun ist Schluss und er hört auf! Sein Nachfolger Louis Klamroth, der ab Januar die Sendung übernimmt, ist 32 Jahre jünger.
Kurz vor seinem TV-Aus spricht Plasberg kritisch wie nie über seinen Arbeitgeber, verrät sogar offen, wo er sein Kreuzchen macht und wen er sich als Kanzler wünscht.
Vor letzter Sendung kritisiert Plasberg ARD und ZDF: „Übereifer“
Frank Plasberg vermisst bei ARD und ZDF mehr Ausgewogenheit. Im Podcast von „The Pioneer“ kritisiert der 65-Jährige den öffentlich rechtlichen Rundfunk: „Wir senden manchmal über die Köpfe der Menschen hinweg.“
Weiter heißt es von ihm: „Diversität ist eine wichtige Aufgabe und Minderheiten jedweder Form müssen stattfinden. Die Frage ist, ob man das in einem Übereifer tun muss.“ Man sollte zum Beispiel nicht nur über Prämien für Lastenfahrräder sprechen und dabei die Perspektive der Diesel-Fahrer auf dem Land zur Seite schieben.
Plasberg fehlen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch konservative Positionen: „Wo ist der Sigmund Gottlieb 4.0?“ Gottlieb war ein CSU-naher Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks.
ÖRR-Kritik von Plasberg: „Gefühl, auf richtigen Seite zu stehen“
An seine jungen Kollegen gerichtet erklärt Plasberg: „Ich wünsche mir, dass junge Redakteure auch in öffentlich-rechtlichen, gesicherten Positionen nicht so eine Sehnsucht hätten, im wohligen Gefühl sich gegenseitig zu versichern, auf der richtigen Seite zu stehen, und auch mal unbequeme Themen ins Programm heben, die letztlich die Glaubwürdigkeit des Systems erhöhen.“
Politisches Outing: Bei dieser Partei macht Plasberg sein Kreuz
Und da Plasberg sowieso schon sehr offen drauf war, enthüllt er im „The Pioneer“-Podcast gleich noch, welche Partei er wählt. Anders als seine kritischen Ausführungen über die Ausrichtung des ÖRR vielleicht vermuten lassen, wählte er bei der letzten Bundestagswahl die Grünen! An dieser Überzeugung scheint sich seitdem auch nichts geändert zu haben. Plasberg wünsche sich Robert Habeck als nächsten Kanzler. Seine Begründung: „Ich hätte sehr, sehr gerne einen Menschen, der einen anderen Erklärstil hat für Politik, im Kanzleramt gesehen. Heute immer noch.“
In einem früheren Interview bekannte sich Plasberg mal als Wechselwähler. So habe er beispielsweise bei der NRW-Landtagswahl 2005 für die CDU gestimmt, weil das Bundesland „nach fast 40 Jahren SPD mal eine politische Sauerstoffdusche gebraucht“ habe.