Obwohl Bundesverkehrsminister Dobrindt die Teststrecke für selbstfahrende Autos nach Bayern vergeben will, macht sich das Ruhrgebiet weiter Hoffnung.
Duisburg/Düsseldorf.
Auch nach der Entscheidung von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), selbstfahrende Autos ausschließlich in Bayern zu testen, halten die NRW-Landesregierung und der Duisburger Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer an ihren Plänen fest, auch eine Teststrecke im Ruhrgebiet auszurüsten.
Das Bundesverkehrsministerium hatte auf eine Anfrage der Fraktion Die Linke erklärt, digitale Fahrzeugsysteme, die staubelastete Nadelöhre entlasten helfen, alternative Fahrrouten aufzeigen und Falschfahrer-Warnungen verbessern sollen, nur auf einem speziell ausgerüsteten Autobahn-Abschnitt in Bayern erproben zu wollen. „Die Einrichtung eines weiteren Testfelds ist derzeit nicht beabsichtigt“, heißt es in der Antwort. Dobrindt plant auf der Autobahn A 9 in Bayern ein „Digitales Testfeld Autobahn“. Dort sollen unter anderem Systeme zur digitalen Kommunikation zwischen Straße und Fahrzeug, aber auch von Fahrzeug zu Fahrzeug erprobt werden.
Groschek für A2, A40 und A42
Sein Düsseldorfer Amtskollege Groschek hält dagegen das Revier mit seinen drei parallel verlaufenden Autobahnen A 2, A 40 und A 42 für besser geeignet. Nach der Sommerpause will er darüber erneut mit Dobrinth ins Gespräch kommen. Auch die baden-württembergische Landesregierung hat inzwischen den Finger gehoben.
Um dem politischen Streit mit dem CSU-Minister zu entgehen, der ohnehin nur für Bundesstraßen und -autobahnen zuständig sei, bringt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen, ein ganz anderes Modell ins Gespräch: „Spannender sind ohnehin Tests auf kommunalen oder Landesstraßen etwa in Duisburg“, sagte er dieser Zeitung.
Dudenhöffer verhandelt mit Ford
Dudenhöffers Pläne sind schon weit gediehen. Er arbeitet an einer Verbundorganisation mit dem Autobauer Ford, dem Tüv Rheinland und Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Das Konsortium soll Fördermittel für die Teststrecke bei der EU-Kommission beantragen.
Der Autoexperte räumt seinem Modell gute Realisierungschancen ein. Zumal das CAR mit Wolfgang Schneider seit Anfang des Jahres einen ehemaligen Automanager ins Direktorium berufen hat, der als Vizepräsident von Ford Europa auch für die Beziehungen des Konzerns zu Regierungen zuständig war. Der Professor hofft auf die Unterstützung der Landesregierung. „Herr Groschek muss jetzt Gas geben“, so Dudenhöffer.
„Affront gegen andere Länder“
Unabhängig von der Entscheidung des Bundes ist die NRW-Landesregierung bereits mit der Stadt Wuppertal und dem ortsansässigen Unternehmen Delphi im Gespräch, um dort eine Teststrecke für autonomes Fahren auf kommunalen und Landesstraßen zu verwirklichen. Delphi habe im Januar in den USA für Furore gesorgt, weil von ihnen entwickelte Fahrzeuge dort fahrerlos und vor allem unfallfrei über eine Strecke von 850 Kilometer gefahren seien, so NRW-Verkehrsminister Groschek: „Im Frühjahr werde ich mich mit allen Beteiligten zusammensetzen, um die nächsten Schritte für diese Teststrecke zu besprechen.“
Linke-Verkehrsexperte Herbert Behrens, der die Kleine Anfrage im Bundestag gestellt hatte, kritisiert Dobrindts Entscheidung für die digitale Teststrecke in Bayern als „Affront gegen andere Bundesländer“. Eine plausible Antwort für die Auswahl bleibe das Ministerium schuldig. „Dann bleibt wohl nur der Grund, dass diese Strecke in Bayern, dem Land des Verkehrsministers, liegt“, sagte Behrens.