Der ehemalige Mönchengladbacher Oberbürgermeister ist in der neuen Session der Prinz in seiner Stadt. Er sagt: „Karneval ist ein Stück Lebenskultur“.
Mönchengladbach.
Das klingt nach einem ausgefuchsten und lange gehegten Plan. 2014 die bittere Niederlage – Norbert Bude (SPD) wird als Oberbürgermeister in Mönchengladbach nicht wiedergewählt, es fehlen nur ein paar Hundert Stimmen (Stichwahl: 49,56% zu 50,44%). Bude geht in den Karneval, wird Präsident der Prinzengarde, wird jetzt auch Prinz Norbert I. – und erobert als solcher in der heute anbrechenden, neuen Session das Rathaus zurück.
Mit der Politik hat früherer Oberbürgermeister abgeschlossen
Das Schöne: Sein Amtsnachfolger als OB, Christdemokrat Hans Wilhelm Reiners, hat am Rosenmontag gar keine Chance.. Knallhart nachgefragt: „War das Ihr Plan?“ Norbert Bude lacht. „Nein, die Idee mit dem Prinzen wurde erst vor gut zwölf Monaten geboren“, versichert der 57-Jährige, der auch Vorsitzender des NRW-Städtetages war.
Die Wahlniederlage ist lange abgehakt. Bude hat nach dem Ende der OB-Zeit eine Beratungsfirma gegründet und mit der aktiven Politik abgeschlossen. Mit dem Karneval, das hat sich so ergeben. Bude war schon früher in der Narretei aktiv gewesen. Und im Gegensatz zu manch’ anderem Politiker waren Karnevalstermine für ihn auch während der zehn Jahre als OB nie nur Pflichttermine.
Ehepaar Bude ist bühnenerfahren – sie sind gute Tänzer
Norbert Bude hat sich da immer wohlgefühlt. „Karneval ist ein Stück Lebenskultur“, sagt der Mönchengladbacher. Karneval helfe Grenzen zu überwinden. Grenzen zwischen Alt und Jung, zwischen Einheimischen und Zugezogenen, Etikette: egal. Im Karneval geht man gemeinsam auf.
In der 2016/2017-er Session (Motto: „Gladbach umarmt die Welt“) hat der 57-Jährige die gleiche Frau an seiner Seite wie sonst: Lebensgefährtin Barbara Gersmann. An einem Rosenmontag ist sie geboren – in Hagen und von Beruf Rechtsanwältin, ist Prinzessin Niersia Barbara. Der jecke Beiname leitet sich vom schönen Niederrhein-Flüsschen Niers ab. Das Prinzenpaar gilt als humorvoll und bühnenerfahren. Und, nicht unwichtig: „Wir sind leidenschaftliche Tänzer.“
Beim Hoppeditz-Erwachen tritt neues Prinzenpaar das Amt an
Fürs Majestätendasein hilft das. Musik und Tanz gehören im Karneval dazu. Mit der Prinzencrew haben Norbert und Barbara drei Lieder einstudiert und teils neubetextet (u. a. Hans-Peter Jonens „Doför schleiht mi Hätz“). Zu viel verraten werden darf jetzt noch nicht. Beim heutigen Hoppeditz-Erwachen ist das neue Prinzenpaar noch nicht in Amt und Würden. Erst am 19. November erfolgt die Proklamation in der guten Stube der Stadt. Die Kaiser-Friedrich-Halle ist ausverkauft.
Die Proklamation ist der erste von rund 350 Terminen, die bis zum Aschermittwoch am 1. März aufs Prinzenpaar warten. Für die Tollitäten ist die Session ein Marathonlauf. Keine Angst vorm Schlappmachen, keine Angst vor Erkältungskrankenheiten? „Wir sind sportlich genug“, sagt Bude. Gerade in der Hochphase der jecken Zeit ist Disziplin angesagt: „Kein Alkohol, bestenfalls mal ein Bier zum Abschluss des Tages, und gesunde Ernährung mit vielen Vitaminen“, sagt Bude.
Auf den Rathaussturm freut sich Norbert Bude besonders
Als Prinz freut man sich, klar, besonders auf den Umzug am Veilchendienstag. Und der Rathaussturm am Tag zuvor, der hat Norbert Bude besonderen Charme. „Ich habe als Oberbürgermeister zehn Jahre lang stets den Kürzeren gezogen“, sagt der Gladbacher. Jetzt mal auf der anderen Seite zu stehen – „das hat was“.