Fußballgucken statt Bundestag – das soll es nicht mehr geben. Die SPD-Bundestagsfraktion fordert nach einem Medienbericht eine Debattenpflicht für wichtige Gesetze. Sie soll eine Panne wie bei der Meldegesetz-Aussprache, an der wegen des EM-Halbfinals nur wenige Abgeordnete teilnahmen, verhindern.
Hamburg.
Als Konsequenz aus dem Meldegesetz-Debakel fordert
die SPD-Bundestagsfraktion für zentrale Gesetze
eine Debattenpflicht. „Das Meldegesetz war ein wichtiges Gesetz, das Grundrechte
der Bürgerinnen und Bürger betrifft. Solche Gesetze dürfen in Zukunft nicht ohne
eine Debatte durchgewunken werden. Ich werde das im Ältestenrat des Bundestages
ansprechen“, sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer
Thomas Oppermann „Spiegel Online“.
Der Bundestag hatte die Novelle am 28. Juni mit den Stimmen von
Schwarz-Gelb verabschiedet. Fünf Minuten zuvor war das EM-Halbfinalspiel Deutschland-Italien angepfiffen worden. Nur wenige Abgeordnete saßen im Plenum,
die Reden wurden zu Protokoll gegeben. „Das war keine Sternstunde“, räumte
Oppermann ein.
Der Bundestag sei der Ort der entscheidenden Debatten. „Bei den
wichtigen Entscheidungen müssen wir eine höhere Präsenz erreichen“, forderte der
Sozialdemokrat. Hierfür seien grundsätzliche Veränderungen im Parlamentsbetrieb
nötig. „Wir brauchen weniger Rituale und mehr lebendige, spontane Diskussionen.
Dazu gehört für mich auch eine Reform der Regierungsbefragung und der
Fragestunde“, sagte Oppermann und plädierte in Anlehnung an die britische Praxis
für eine Befragung der Bundeskanzlerin.