Die Muslime in NRW wollen eigene, islamische Pflegeheime. Die Heime sollen dann Bäder für rituelle Waschungen oder auch spezielle Gebetsräume bieten.
Düsseldorf.
Die steigende Zahl älterer Muslime stellt die Pflegeheime in NRW vor erhebliche Herausforderungen. Nach einer Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wird sich der Anteil der Migranten über 65 Jahre bis 2030 bundesweit auf 2,8 Millionen verdoppeln.
Deshalb fordern die Muslime in NRW mehr islamische Pflegeheime oder zumindest eigene Wohngruppen für ältere Zuwanderer. Diese Heime sollen den speziellen Bedürfnissen von Muslimen im Seniorenalter gerecht werden. Dazu gehören Gebetsräume, Bäder für die rituelle Gebetswaschung, türkisch sprechende Pfleger und regelmäßige Besuche der Imame.
Erste Pflegeheime haben sich bereits auf Muslime spezialisiert
Mittlerweile gibt es in Städten wie Duisburg und Köln erste Pflegeheime, die sich auf muslimische Rentner spezialisiert haben. Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) verwies nach einer „Dialog-Tour“ durch Moscheegemeinden in NRW darauf, dass sich zahlreiche ambulante Pflegedienste auf Muslime eingestellt hätten. Die Awo führt derzeit Gespräche, um in Heimen eigene Trakte für Muslime einzurichten. Mittelfristig streben die Muslime einen eigenen islamischen Wohlfahrtsverband in Deutschland an.
Auf einer „Dialog-Tour“ hatte Schneider mit den Gemeinden Alltagsprobleme erörtert. Schneider appellierte an die Moscheegemeinden, sich intensiver um die Integration der meist muslimischen Flüchtlinge zu kümmern. Gleichzeitig müssten sich die Gemeinden auch für Nicht-Muslime weiter öffnen, um der wachsenden Islamfeindlichkeit zu begegnen.
Muslime können mittlerweile auf städtischen Friedhöfen beerdigt werden
Der NRW-Vizevorsitzende des größten muslimischen Verbandes DITIB, Mura Kayman, stellte klar, dass die Moscheegemeinden eingreifen würden, wenn sich junge Muslime radikalisieren. „Die Gemeinden müssen wachsam sein. Sie erreichen aber auch nicht jeden jungen Menschen“, sagte Kayman.
Der Dialog zwischen Politik und Islamverbänden verläuft nicht konfliktfrei, aber es gibt Ergebnisse. So können Muslime in NRW inzwischen auf städtischen Friedhöfen beerdigt werden. Die Landesregierung hat das Bestattungsrecht reformiert. Seitdem können neben Kirchen und jüdischen Gemeinden auch muslimische Träger Friedhöfe in Eigenverantwortung betreiben.
Muslime haben „Anspruch auf bekenntnisorientierten Unterricht“
Auch der islamische Religionsunterricht weitet sich aus. „Wenn Kinder hier leben, haben sie Anspruch auf bekenntnisorientierten Unterricht“, erklärte Schneider.
DITIB-Vizechef Kayman und die Vize-Generalsekretärin der Alevitischen Gemeinde Deutschland, Melek Yildiz, sprachen sich für eine Fortsetzung des Dialogs und eine enge Kooperation mit der Landesregierung aus. Minister Schneider kritisierte aber, dass der jährliche „Tag der offenen Tür“ in Moscheegemeinden nicht ausreiche, um die Fremdheit zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen zu überwinden. „Die Gemeinden müssen deutlich machen, was sie wollen.“
Moscheegemeinden in abgelegenen Hinterhöfen und auf alten Fabrikgeländen verunsicherten die Anwohner. Das dialog forum islam (dfi) soll praktische Verbesserungen für den Alttag der Muslime und das Zusammenleben bringen. In NRW leben 1,3 Millionen Muslime – davon kommen 800.000 ursprünglich aus der Türkei.