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Massaker von Newtown – Kind stellte sich tot, um zu überleben

Kind stellt sich bei Amoklauf tot, um zu überleben

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Wie erst jetzt bekannt wurde, hat ein sechsjähriges Mädchen den Amoklauf von Newtown überlebt, weil es sich tot stellte. In Washington wird unterdessen weiter heftig über eine Verschärfung der Waffengesetze diskutiert. Selbst beinharte Waffen-Befürworter zeigen einen Sinneswandel.

Washington. 

Sie hat sich tot gestellt, um zu leben. Ein sechsjähriges Mädchen hat das Schul-Massaker im amerikanischen Newtown unversehrt überstanden. Sie blieb offenbar regungslos am Boden liegen, als der Massenmörder Adam Lanza 15 ihrer Klassenkameraden tötete. „Sie rannte blutüberströmt aus der Schule, als alles vorbei war. Und das erste, was sie ihrer Mutter zurief, war: Mama, mir geht es gut. Aber alle meine Freunde sind tot.“

Der Pastor der New Hope Kirche, Jim Solomon, erzählt die Geschichte aus dem Mund der Mutter in der Düsternis von Newtown jedem, dem der weiter rätselhafte Amoklauf im US-Bundesstaat Connecticut den Glauben raubt. Auf Wunsch der Eltern, „die sich schuldig fühlen, weil ihr Kind als einziges in diesem Klassenraum überlebt hat“, sagte Solomon dem Sender ABC, wird die Identität des Kindes vorläufig nicht preisgegeben. Für die Polizei ist das Mädchen eine wichtige Zeugin. Niemand kann bisher verlässlich sagen, wie der Täter vorgegangen ist, als er am vergangenen Freitag die Sandy-Hook-Grundschule bis an die Zähne bewaffnet betrat.

Grundschule bleibt als Tatort abgeriegelt

Die Lehranstalt gilt weiter als „Tatort“ und ist abgeriegelt. Um den Wiedereinstieg in den Alltag zu schaffen, werden Tische und Bänke von dort in die Chalk-Hill-Schule im benachbarten Monroe transportiert. Hier soll der Unterricht weitergehen. „Wahrscheinlich erst, wenn die letzten Beerdigungen überstanden sind“, sagte ein Sprecher der Stadt.

In Washington hat unterdessen die Debatte über schärfere Waffengesetze die nächste Stufe erklommen. Beinharte Waffen-Befürworter in Politik und Medien vollziehen plötzlich einen Sinneswandel. Jon Scarborough, einst republikanischer Abgeordneter, jetzt einflussreicher, konservativer Frühstücksfernsehen-Moderator, stellte in einem zehnminütigen Monolog fest, dass die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Waffen nicht länger hinnehmbar sei. Auch leidenschaftliche Jäger und Sportschützen, wie die Abgeordneten Mark Warner oder Senator Joe Manchin, drehen bei und reden jenen das Wort, die laut Umfragen den Flaschenhals zu Feuerwaffen drastisch verkleinern wollen.

Der Adressat dieser Wortmeldungen gibt sich unbeteiligt. Die National Rifle Association (NRA), mit vier Millionen Mitgliedern und gut 200 Millionen Dollar Jahresbudget einer der abgebrühtesten Einflüsterer im Politikbetrieb und kompromissloser Gegner jeder Gesetzesverschärfung, hat seiner Zentrale in Fairfax vor den Toren Washingtons einen Maulkorb verpasst. Anrufe werden nicht beantwortet, Stellungnahmen zur Tragödie verweigert. „Die Wirklichkeit wird diese feige Bande zum Sprechen bringen“, schreibt ein Leser-Kommentator in der „Washington Post“.

US-Präsident Barack Obama ließ am Dienstag mitteilen, er werde einen Gesetzentwurf der demokratischen Senatorin Dianne Feinstein zum Verbot bestimmter halbautomatischer Waffen wie Sturmgewehren „aktiv unterstützen“. Jay Carney, Sprecher des Weißen Hauses, erklärte, der Präsident werde außerdem für ein Gesetz eintreten, das den Verkauf von Waffen durch Privathändler ohne eine Überprüfung der Käufer untersagt.

Helle Aufregung in der Szene der Waffenhersteller

Ein Vorgriff auf das, was in einem Land, in dem das Geld am Ende mehr zählt als Tradition und Moral, gestern für helle Aufregung in der Szene der Waffenhersteller sorgte. Die Finanz-Heuschrecke Cerberus wird ihre Beteiligung an der „Freedom Group“ abstoßen, obwohl das Bündnis zuletzt 680 Millionen Dollar erwirtschaftet hat, 20 Prozent mehr als im Vorjahr.

Dahinter verbirgt sich ein Dutzend der größten Kleinwaffenschmieden vom Gewehrmacher Remington bis hin zu Bushmaster; jener Firma, die das AR-15-Gewehr herstellt, das Adam Lanza benutzte. Die Entscheidung begründete Cerberus-Boss Stephen Feinberg, ein passionierter Jäger, mit dem dürren Verweis, dass Newtown der „Wendepunkt“ in der amerikanischen Waffen-Debatte sei.

Nicht die ganze Wahrheit, sagen Anti-Waffen-Bündnisse. Große Pensions- und Lehrerfonds, die Cerberus Milliardensummen anvertraut haben, fühlten sich zunehmend „unkomfortabel in dem Gefühl, mit Mordwerkzeugen Kasse zu machen“.