Latzhosen-Pirat über Sixt-Werbekampagne „nicht begeistert“
In seiner neuen Werbekampagne macht sich der Autovermieter Sixt über die Piraten lustig. Der Berliner Piraten-Abgeordnete Gerwald Claus-Brunner, der dabei unfreiwillig zur Werbefigur wurde, findet das nicht lustig. Bei Sixt versteht man die Aufregung nicht.
Berlin.
Der Autovermieter Sixt ist bekannt dafür, in seinen Werbekampagnen Politiker aufs Korn zu nehmen. Zuletzt erwischte es Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff („Spaß kann man auch ohne reiche Freunde haben“), zuvor war bereits die damalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt veräppelt worden. Nach einer Dienstwagen-Affäre legte Sixt ihr die Worte in den Mund: „Versprochen: Nächstes Mal miete ich bei Sixt.“ Nun hat der Autovermieter eine neue Anzeigenkampagne geschaltet – und diesmal hat es einen Piraten erwischt.
Der Berliner Abgeordnete Gerwald Claus-Brunner fand sich heute in den Ausgaben der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und des Handelsblatts wieder – als Werbemotiv des Autovermieters. „Total beliebt. Und keiner weiß warum. (Die Piraten: Günstige Brise)“ steht unter einem Foto des Abgeordneten, der durch seine Leidenschaft für Latzhosen und Kopftücher zu den bekannteren Gesichtern der Piraten gehört. Neben seinem Foto ist ein Rennfahrer abgebildet. Bildunterschrift: „Total beliebt. Und jeder weiß warum. (Sixt Cabrios: Günstige Preise)“.
Claus-Brunner trägt gewöhnlich Palästinenser-Tuch und Davidstern
Über eine Sprecherin ließ Claus-Brunner mitteilen, er sei über die Kampagne des Autovermieters „nicht begeistert“. Sixt habe ihn vor der Veröffentlichung der Anzeige nicht informiert und auch nicht um Erlaubnis gebeten, sein Bild verwenden zu dürfen. Doch besonders stört den Piraten, dass Sixt das Bild manipuliert habe: Auf dem Bild hat Claus-Brunner zwar das prägnante Palästinenser-Tuch auf dem Kopf, allerdings keinen Davidstern um den Hals. Dieser sei nachträglich entfernt worden, behauptet der Pirat.
Claus-Brunner trägt den Davidstern – ein Symbol des Judentums – nach eigenen Angaben als Ausgleich für das Palästinensertuch. Zuvor war er unter anderem von der ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, wegen des Kopftuchs kritisiert worden. Mit der Kombination der beiden Symbole wolle er ein Zeichen für Frieden im Nahen Osten setzen, hatte Claus-Brunner daraufhin erklärt.
Sixt ist verwundert, dass der Pirat sich an der Verwendung des Bildes stört
Bei Sixt versteht man die Aufregung um die Kampagne nicht. „Claus-Brunner ist Pirat. Er sollte es aushalten, dass wir sein Bild verwenden“, sagte ein Sprecher gegenüber der WAZ Mediengruppe.
Dem Vorwurf, das Bild sei retuschiert worden, widerspricht Sixt allerdings. Auf dem verwendeten Bild habe Claus-Brunner keinen Davidstern getragen.
Sixt darf Bilder von Prominenten verwenden
Claus-Brunner wird wohl nicht versuchen, juristisch gegen Sixt vorzugehen. Via Twitter erklärte er: „Ich weiß nicht, was der Streitwert wäre“, aber er sehe er nicht wie Piraten von einem Rechtsstreit profitieren könnten. Nur „Anwälte fett zu machen“ sei nicht sein Ziel.
Juristisch ist das Vorgehen von Sixt wohl auch in Ordnung. So sieht es jedenfalls der Düsseldorfer Medienanwalt Daniel Elgert: „Grundsätzlich ist es erlaubt, Prominente in der Werbung einzusetzen – auch ohne deren Zustimmung.“ Dann müsse es aber einen Bezug zu einer aktuellen Debatte geben. Es dürfe nicht der Eindruck erweckt werden, der Prominente mache gezielt Werbung für das Produkt.