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„Krimi“ im Vatikan wird immer brisanter

„Krimi“ im Vatikan wird immer brisanter

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Foto: IMAGO
Jetzt wird auch der Privatsekretär des Papstes, Georg Gänswein, zur Zielscheibe der Enthüllungen. In Italien wurden neue Geheimdokumente aus dem engsten Umfeld von Benedikt XVI. veröffentlicht. Die Rede ist von einem „Erpressungsspiel“ .

Essen. 

Der „Krimi“ im Vatikan um gestohlene Geheimdokumente aus dem engsten Umfeld des Papstes geht weiter. Nun sind neue Geheimpapiere aufgetaucht. Und jetzt rückt auch ein Name in den Vordergrund, der bisher in der Enthüllungs-Affäre „Vatileaks“ im Hintergrund geblieben ist: Der des Privatsekretärs des Papstes, Georg Gänswein.

Die Affäre war vor gut einer Woche ins Rollen gekommen. Dabei wurde der Kammerdiener Benedikts XVI., Paolo Gabriele, festgenommen. Er sitzt seither in Arrest. Ihm wird vorgeworfen, die Geheimdokumente vom Schreibtisch des Papstes gestohlen zu haben. Der italienische Starjournalist Gianluigi Nuzzi veröffentlichte in etwa zeitgleich dazu ein Buch mit vielen dieser Geheimschreiben. Das Buch liegt bisher nicht in deutscher Übersetzung vor.

Machtkämpfe hinter Mauern

Darin finde sich auch ein Abdruck eines Dokumentes an Prälat Georg Gänswein, heißt es. Ein Schreiben, das sich als brisant entpuppen könnte. Darin stehe, heißt es, dass der Absender dem Brief einen Scheck in Höhe von 10 000 Euro für die Caritas-Arbeit des Papstes beifüge. Zugleich äußere der Absender die Hoffnung auf eine Privat-Audienz des Papstes. Wenn das Dokument den Tatsachen entsprechen sollte, sagen Vatikan-Kenner, würde das den Vorwurf der Käuflichkeit hervorrufen. Wie weit das zutrifft, bleibt offen.

Unangefochten von Kritik ist Gänswein, der in römischen Medien wegen seiner gertenschlanken Erscheinung auch gern „Don Giorgio“ genannt wird, nicht. Statt im Hintergrund zu agieren, wie es etwa sein Amtsvorgänger unter Johannes Paul II., Stanislaw Dziwisz, hielt, agiere Gänswein stark nach außen, etwa indem er Bücher über Benedikt veröffentliche, halten ihm Kritiker vor. Und das bietet Angriffsflächen.

Aber auch die neuen Enthüllungen richten sich gegen Georg Gänswein, ebenso wie erneut gegen den „zweiten Mann“ im Vatikan, Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Die neuen Schreiben wurden jetzt der Zeitung „La Repubblica“ zugespielt. Allerdings, so Vatikankreise, seien die Texte der Dokumente geschwärzt, nur Datum (2009) und die Unterschrift von Georg Gänswein seien zu lesen. Der Absender der Enthüllungen fordere, die Schuldigen der Affäre im Vatikan zur Verantwortung zu ziehen. Er bezeichnete Bertone und Gänswein als Drahtzieher des Enthüllungs-Skandals. Sollte das nicht geschehen, würden auch die geschwärzten Texte veröffentlicht. „Das ist ein Erpressungsspiel, das da über die Zeitungen betrieben wird“, heißt es empört in Rom. Ein Erpressungsspiel, das auch von den großen Machtkämpfen zeugt, die hinter den Vatikan-Mauern ausgetragen werden.