Veröffentlicht inPolitik

Jüdische Abteilung der AfD gegründet – Demo in Frankfurt

Jüdische Abteilung der AfD gegründet – Demo in Frankfurt

doc727zcokv64x15kwofk4v_MASTER.jpg
07.10.2018, Hessen, Frankfurt/Main: Demonstranten stehen bei einer Kundgebung der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) auf dem Goetheplatz. Sie protestieren mit Schildern "AfNee - Diese Alternative ist nicht koscher!" und "Die AfD ist nicht koscher" gegen eine jüdischen Bundesvereinigung innerhalb der AfD, die wenig später in Wiesbaden gegründet werden sollte. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: dpa
Die AfD gründet eine jüdische Vereinigung. Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden wirft der Partei Antisemitismus vor.

Hamburg/München. 

Die AfD hat am Sonntag eine jüdische Vereinigung gestartet. Die Vorsitzende Vera Kosova sagte nach der Gründung , die AfD distanziere sich von Antisemitismus in jeglicher Form. Jüdische Organisationen haben mit scharfer Kritik reagiert.

Voraussetzung für eine Aufnahme in die Bundesvereinigung sei neben der AfD-Mitgliedschaft eine ethnische oder eine religiöse Zugehörigkeit zum Judentum, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Wolfgang Fuhl. Die Bundesvereinigung will sich nach bisherigen Plänen den Namen JAfD geben, wie der Beisitzer im Vorstand, Leon Hakobian, sagte.

Einige Hundert Menschen haben am Sonntag in Frankfurt gegen die Gründung demonstriert. „Ihr bekommt keinen Koscher-Stempel von uns“, sagte Dalia Grinfeld, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), während der Protestveranstaltung. Die JSUD hatte zu der Aktion aufgerufen. 250 Menschen kamen.

Erinnerungen an NSDAP: Charlotte Knobloch nennt AfD „Nazipartei“

Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, fühlt sich bei den Erfolgen der AfD an den Aufstieg der NSDAP in der Weimarer Republik erinnert. „Wir stehen vor einem Ungetüm“, sagte die 85-Jährige dem „Spiegel“ (Bezahlinhalt).

Zum ersten Mal habe eine Partei den Einzug in den Bundestag geschafft, „deren Programm sich zusammenfassen lässt mit den Worten: Juden raus“. Man könne die AfD nicht anders als Nazipartei nennen, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Trotz jüdischer Parteimitglieder sei die AfD antisemitisch und propagiere ein Programm, das jüdisches Leben unmöglich mache. Die Partei sei gegen die rituelle Beschneidung und gegen das Schächten von Schlachttieren. „So wie ein Mensch jüdische Freunde haben und trotzdem ein Antisemit sein kann, so sind jüdische Mitglieder noch längst keine Gewähr dafür, dass eine Partei nicht antisemitische Tendenzen aufweist“, sagte Knobloch.

Knobloch fordert Beobachtung der AfD durch Verfassungsschutz

Knobloch forderte eine sofortige Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz. „Es ist mir absolut unverständlich, warum das nicht längst geschehen ist“, sagte sie: „Ich bin fassungslos.“ Notwendig sei ein Konsens aller Parteien, dass sich die AfD außerhalb freiheitlicher Werte bewege. Knobloch: „Mich befremdet, dass es nicht einmal diesen Konsens bei uns derzeit gibt.“

Zugleich beklagte sie eine Radikalisierung des Antisemitismus in Deutschland: „Früher war Antisemitismus die Ablehnung einer gewissen Bevölkerungsgruppe. Heute ist es schlicht und einfach Judenhass.“ Knobloch mahnte zur Vorsicht, wenn die Flüchtlingspolitik als Ursache für die Zunahme des Antisemitismus genannt wird.

„Wir haben nicht ein Antisemitismusproblem, weil Menschen aus anderen Kulturkreisen zu uns kommen“, sagte sie. Das wäre eine sehr verkürzende Darstellung. Allerdings habe auch der muslimische Antisemitismus Einfluss in Deutschland. (epd/dpa/ba)