Berlin.
Jens Spahnmöchte gern ein Visionär sein. Ein Mann des Neuanfangs: Dynamisch. Kompetent. Spahn.
Das ist der Eindruck, den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in einem eigens kreierten PR-Video vermitteln will. Denn nachdem Angela Merkel sich zurückgezogen hat, möchte Spahn der neue Bundesvorsitzende der CDU werden.
Jens Spahn: Die Partei hat ein anderes Bild von ihm
Der bayerische Landesverband der Satire-Partei Die Partei hat offenbar einen ganz anderen Eindruck von Jens Spahn. In einem Facebook-Beitrag haben die Satiriker das PR-Video ein bisschen verfremdet.
Zu sehen ist das Original-Video. Nur die Texte in den riesiggroßen Schriftblöcken, die ständig aufpoppen, und in denen Begriffe wie „Herz“ oder „Stark“ stehen, haben die Macher durch Texte ersetzt, die ihrer Meinung nach besser passen.
Stark? Nein, eher „stark überschätzt“
So sagt Spahn etwa „Die CDU ist das Herz unserer Demokratie“ – dazu kommt in der neuen Version der Text „Das glaube nicht mal ich“. Und der Begriff „stark“ ist jetzt durch das Wort „überschätzt“ ergänzt.
Der König des neuen, coolen Wahlwerbespots ist seit der letzten Bundestagswahl zweifelsohne FDP-Chef Christian Lindner. Wir erinnern uns an den Streifen: Als wäre er der (einzige) Protagonist eines Film-Noir-Streifens, blickt Lindner so gerade an der Kamera vorbei.
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„Mordsidee“, dachte sich wohl das PR-Team von Jens Spahn. Auch in seinem Film sehen wir ihn in einer Einstellung gedankenverloren im Heck eines schicken Dienstwagens sitzen, mutmaßlich Wichtiges planend. Und Die Partei blendet den Schriftzug ein: „Rumsitzen in fetten Autos“.
Die Aussage: Hashtags sind cool
Der allergrößte Gag kommt am Schluss des Videos.
(Achtung, jetzt folgt ein Spoiler!)
Im Original erscheint zum Ende des Films ein Hashtag (das ist nämlich ziemlich cool und zeigt, dass man mal im Internet war): #Spahn. In der Satire-Version hingegen erscheint: #Merz.
Der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz ist bei der Wahl womöglich der ärgste Konkurrent von Jens Spahn: Auch er will Bundesvorsitzender werden, hatte nach dem Rückzug Angela Merkels recht überraschend seine Kandidatur angekündigt.
Friedrich Merz seit 2002 nicht mehr auf der politischen Bühne
„Ich habe mich nach reiflicher Überlegung und nach zahlreichen Gesprächen entschieden, auf dem Bundesparteitag in Hamburg für den Vorsitz der Christlich Demokratischen Union Deutschlands zu kandidieren“, hatte Merz in einer Pressemitteilung Ende Oktober mitgeteilt.
Seit 2002 war Merz auf der politischen Bühne nahezu nicht mehr aufgetaucht. Damals hatte er die Wahl zum Parteivorsitzenden gegen Angela Merkel deutlich verloren.
Aufnahmen von Friedrich Merz, der gedankenverloren in einem Auto sitzt, sind bislang übrigens noch nicht aufgetaucht.