Bei „Hart aber fair“ in der ARD ging es am Montagabend um den „Koalitionskrimi“ nach der Bundestagswahl.
Frank Plasberg diskutierte mit seinen Gästen bei „Hart aber fair“ darüber, wer für das Kanzleramt in Frage kommt. Ein Auftritt am Abend der Bundestagswahl hatte den ARD-Moderator schwer beschäftigt.
„Hart aber fair“ (ARD): Frank Plasberg – „Haben wir alle getrunken am Fernseher?“
Die Rede ist von Armin Laschets Auftritt kurz nach Veröffentlichung der ersten Prognosen der Bundestagswahl. Dort bekräftigte der CDU-Kanzlerkandidat seinen Anspruch, eine Bundesregierung unter Führung der Union zu bilden – und das trotz des historisch schwachen Ergebnisses seiner Partei.
Am Tag danach will Armin Laschet in einer „bizarren“ Rede (mehr dazu hier >>>) nichts mehr von seinem angeblichen Regierungsauftrag gewusst haben. „Haben wir alle getrunken vorm Fernseher?“, fragt Frank Plasberg in die Runde.
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Das sind die Gäste bei „Hart aber fair“ in der ARD am 27. September:
- Tilman Kuban – Bundesvorsitzender der Jungen Union
- Kevin Kühnert – Stellvertretender Parteivorsitzender
- Renate Künast – Grüne Bundestagsabgeordnete
- Alexander Graf Lambsdorff – Stellvertretender Fraktionsvorsitzender FDP
- Mariam Lau – Journalistin
- Sascha Lob – Journalist
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Selbst aus Reihen der CDU gab es dazu reihenweise Unverständnis. Mit Ellen Demuth forderte auch eine Partei-Kollegin umgehend Laschets Rücktritt >>>
„Hart aber fair“: Armin Laschet „ignorant“ und „empathielos“
Gegenüber „Hart aber fair“ wurde die CDU-Politikerin noch deutlicher: „Ich fand Laschets Auftritt ignorant und empathielos gegenüber allen, die toll gekämpft haben und jetzt ihre Mandate verloren haben“, zitierte Frank Plasberg aus einem Gespräch mit Demuth.
Und weiter: „Ich hatte beim Zuschauen körperliche Schmerzen. Es ist ihm offenbar egal. Er ist abgewählt worden. Sich dann dahinzustellen, so pampig und motzig. Das ist ein Schlag ins Gesicht.“
SPD-Vize Kevin Kühnert von Laschet enttäuscht
Auch Kevin Kühnert gefällt der Stil des CDU-Kanzlerkandidaten nicht: „Er hat es auch hinbekommen, nicht an einer Stelle seit gestern Abend dem Wahlsieger zu gratulieren und öffentlich anzuerkennen, wer eigentlich die stärkste Zustimmung bekommen hat“, so der SPD-Vize-Chef bei „Hart aber fair“.
Moderator Frank Plasberg interpretiert, dass es in Laschets Logik offenbar nichts zu gratulieren gibt, da es keinen eindeutigen Gewinner gäbe. Der junge SPD-Politiker entgegnet: „Da hat er relativ exklusiv die Einschätzung.“
Im Verlauf der Diskussion bringt der Moderator dann Kevin Kühnert angesichts der sich abzeichnenden Koalitionsgespräche kräftig in die Bredouille.
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„Hart aber fair“: Kühnert fliegt dieses Zitat um die Ohren
So konfrontierte Plasberg den SPD-Vize-Chef mit Aussagen, die er wenige Tage vor der Wahl gegenüber der „Rheinischen Post“ tätigte: „Christian Lindner ist ein Luftikus […] Lindner ist ein Spieler, der sogar Superreiche steuerlich entlasten will, gleichzeitig aber kein seriöses Finanzkonzept hat.“
Und weiter: „Ich frage mich, mit welcher Partei er auf dieser windigen Grundlage zusammenarbeiten möchte.“
Kühnert verteidigt die Aussage im Kontext des Wahlkampfes. Es sei notwendig, Parteiprogramme gegenüberzustellen, um Wähler bei ihrer Wahlentscheidung zu unterstützen. „Daher würde ich diese Aussage immer wieder treffen“, so Kühnert.
Nach der Wahl seien aber nicht die Unterschiede der Parteien wichtig, sondern die Suche nach einem möglichen gemeinsamen Weg. Ganz so einfach will Frank Plasberg den SPD-Politiker dann aber nicht davonkommen lassen und reitet auf der Bezeichnung „Luftikus“ herum. Ob Kevin Kühnert wolle, dass ein solcher möglicherweise Finanzminister wird.
Kühnert spielt die Wortwahl herunter. „Luftikus“ stamme aus einer „putzigen Kategorie von Wörtern, die man benutzen kann“. Er selbst habe sich im Wahlkampf von Vertretern anderer Parteien die eine oder andere Begrifflichkeit eingesammelt hätte.
Zu den Differenzen hinsichtlich SPD und Liberalen hinsichtlich eines geplanten Steuer- und Finanzmodells müsse es nun Sondierungsgespräche zwischen den einzelnen Parteien geben. Da die CDU, wie sich alle in der Runde einig sind, keinen Regierungsauftrag erhalten habe, sei die SPD grundsätzlich einer Ampel-Koalition gegenüber aufgeschlossen. (ak)