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Guido Reil (AfD) redet Ruhrgebiet im Europawahlkampf schlecht und greift Essener Ratsherrn an

Guido Reil (AfD) redet Ruhrgebiet im Europawahlkampf schlecht und greift Essener Ratsherrn an

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Der Essener AfD-Politiker Guido Reil. (Archivbild) Foto: dpa

Guido Reil wird bald wohl nach Brüssel ziehen. Er ist auf Listenplatz 2 der AfD für die Europawahl, die Chancen stehen nicht schlecht, dass er Abgeordneter im EU-Parlament wird.

Was er dort eigentlich will, wofür er dort steht, hat er bislang noch nicht erklärt.

Was sagt Guido Reil denn im Wahlkampf? Eine Rede zum Wahlkampf-Auftakt in Offenburg ist symptomatisch.

Guido Reil: „AfD braucht Mutmuskeln nicht zu trainieren“

Reil beginnt mit den Worten: „Ja wie immer, ihr seht, ich hab keinen Zettel dabei. Ich weiß also gar nicht, was ich gleich erzähle. Hoffentlich keinen Blödsinn, könnte ja mal passieren.“

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Zunächst geht es um Mutmuskeln. Das ist ein Wort, das es eigentlich gar nicht gibt, von Führungskräftecoaches und anderen Lebensberatern aber trotzdem gern benutzt wird.

AfD-Mitglieder bräuchten ihre Mutmuskel nicht mental zu trainieren, sagt Reil, denn „wir haben Mutmuskeln“.

AfD-Kandidat Guido Reil bei Markus Lanz

Warum? Weil es so schwer sei, Gesicht zu zeigen, wenn man AfD-Mitglied ist. Stimmt das? Nun, nein: AfD-Politiker zeigen ihr Gesicht ziemlich häufig. Im Fernsehen zum Beispiel. Bei Talkshows. Erst vor ein paar Wochen saß Guido Reil bei Markus Lanz im ZDF. Um zu erklären, dass die Sonne was mit dem Wetter zu tun hat und der Klimawandel an der deutschen Grenze Stopp macht.

Aber Guido Reil möchte nun mal von der AfD als Opfer reden, das „behindert wird“, wie er sagt. Dann behauptet er, seine Heimat, das Ruhrgebiet, sei das „Armenhaus Europas“. Stimmt das? Nun, nein: Regionen in Bulgarien gelten als die ärmsten in der EU.

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Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Essen zum Beispiel liegt bei etwa 40.000 Euro. Im Bundesdurchschnitt ist das eher schwach – aber bei weitem nicht am schwächsten. Das BIP im bulgarischen Pernik liegt übrigens bei 3000 Euro. Die Behauptung, das Ruhrgebiet sei das „Armenhaus Europas“ ist völliger Unfug.

Dann bringt Guido Reil den Essener Ratsherrn Ahmad Omeirat ins Spiel. „Wir haben auch nen Vertreter im Rat der Stadt, der zu diesen sogenannten Clans gehört, mit dem Nachnamen Omeirat. Ratet mal, für wen der im Rat sitzt. Für die Grünen.“ So als hätte Ahmad Omeirat, der seit Jahren ehrenamtliche Integrationsarbeit für Jugendliche leistet, etwas mit den kriminellen Clans im Ruhrgebiet zu tun. Eine ziemlich haarige implizite Unterstellung.

Guido Reil steht im Stau

Was hat das denn nun alles mit der EU zu tun? Immerhin ist es ja ein Wahlkampfauftritt vor der Europawahl. Nach langen Tiraden auf Gegner der AfD geht es dann tatsächlich noch einmal kurz um Europa.

„Ich war letzte Woche in Brüssel, da hab mich mal umgeguckt“, erzählt Reil. Brüssel stehe sinnbildlich für die EU. „Denn da herrscht Chaos.“

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Oho! Hat Guido Reil bürokratischen Verwaltungsirrsinn aufgedeckt? Geht es jetzt um Bürokratieabbau? Findet Guido Reil endlich sein Thema für den Wahlkampf?

Nun, nein: Guido Reil stand einfach im Stau. Er berichtet: „Du fährst von einer vierspurigen Straße auf eine einspurige in die City. Da bricht regelmäßig alles zusammen. Autofahren in Brüssel ist die Hölle.“

Für jemanden, der die A40 ziemlich gut kennen müsste, ist Guido Reil erstaunlich erstaunt über das Phänomen Stau: „Selbst um 24 Uhr ist da Stau! Unfassbar!“

Brüssel und Babylon

Dann vergleicht er Brüssel mit Babylon. Wegen der vielen Sprachen. „Und man will da irgendnen Turm bauen. Die EU. Und die will wachsen und wachsen, und die will in den Himmel wachsen.“

In Brüssel, erzählt er, habe er mal zusammengesessen „mit Beamten der Kommission. So eine Art Ministerien. Die Kollegen, die das dicke Geld verdienen.“ Da habe einer offen zugegeben, dass er „mehr verdient als die Angela Merkel.“

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Dann scheint Guido Reil zum Kernpunkt seiner Rede zu kommen. Er sagt: „Ich fand das unglaublich interessant, dass solche Leute mit mir reden wollten, die gesagt haben, wir unterstützen dich, wir helfen dir, dass du das alles verstehst, weil wir finden ganz toll, was du machst. Du bist ein Multiplikator, du bist einer, der diese ganzen Themen in die Breite bringen kann. Und das wird meine Aufgabe da sein.“

Was ist das Thema der AfD im Europawahlkampf?

Wie? Was? Welche Themen will er denn in die Breite bringen? Nun, wir wissen es wirklich immer noch nicht.

Gegen Ende erzählt Guido Reil dann noch vom Brüssler Stadtteil Molenbeek, wo seiner Meinung nach viel zu wenige Europäer leben. Und dann erklärt er noch: In Arabien steht auf Homosexualität die Todesstrafe. „Aber Gott sei Dank sind die allermeisten Muslime in Europa anständige Menschen und machen nicht, wat im Koran steht“, sagt er dann noch. Aber was will er denn nun machen als EU-Abgeordneter? Was ist seine Vision? Seine Aufgabe?

„Wat möcht ich bewirken?“, fragt er denn auch selbst. „Ich möcht in den Ausschuss für Arbeit und Soziales gehen. Alle, die sich auskennen, sagen: Gott, bist du völlig verrückt? Dat ist der gruseligste Ausschuss überhaupt. Da sind doch ganz Wahnsinnige, die alles nur noch mehr verteilen wollen. Europäische Arbeitslosenversicherung und und und. Aber irgendeiner muss dagegen halten und ich werde dagegen halten, das kann ich euch versprechen. Et muss auch mal eine Stimme der Vernunft im Ausschuss für Arbeit und Soziales sein.“

Dagegen halten? Was will er ändern? Guido Reil verrät es nicht.