Brisanter Seitenwechsel im Bundestag: Die bisherige Grünen-Abgeordnete Melis Sekmen wechselt zur Merz-CDU. Von der Ampel zur Opposition.
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Dass sie diesen Schritt geht und trotzdem ihr Mandat behält, sorgt für reichlich Unmut in der Fraktion.
Wählerin schreibt der Politikerin: „Ich bin tief enttäuscht“
Zwar ist die Tochter von ehemaligen Gastarbeitern aus der Türkei in Mannheim bekannt und verwurzelt, wurde Stimmenkönigin bei der Stadtratswahl, aber ein Direktmandat für den Bundestag gewann sie nicht! Hier hatte bei der Wahl 2021 Isabel Cademartori von der SPD mit 26,4 Prozent vor Sekmen (22,5 Prozent) die Nase vorne. Über die Landesliste der Grünen zog Sekmen trotzdem ins Parlament ein.
Nun behält sie ihren Sitz, obwohl sie nicht mehr für die Grünen, sondern für die CDU Politik machen will. Das sorgt für reichlich Unverständnis im Netz. Einige Reaktionen von X und Instagram:
- „Sorry, Melis. Als deine Wählerin bin ich tief enttäuscht. Ich will nicht, dass du dein Mandat behältst! Ich will nicht, dass du meine Stimme für die CDU einsetzt. Sei konsequent und gibt dein Mandat ab. Und dann sehen wir, ob du mit der CDU einen Platz im Bundestag noch mal bekommst!“
- „Es ist schäbig, wenn ich Grüne wähle, dann will ich keine CDU.“
- „Zutiefst undemokratisch!“
- „Das Mandat wurde ihr von den Grünen über die Liste gegeben. Das hat sie jetzt gestohlen.“
- „Mandatsrücktritt wäre angebracht.“
- „Anstand hat sie auf jeden Fall keinen. Sie kam über den Listenplatz in den Bundestag, jetzt sollte sie ihr Mandat zurückgeben.“
Die Wirtschaftspolitikerin gab am Dienstag ihren Übertritt zur Union mitgeteilt. In einem Video-Statement spricht sie von einem „langen Abwägungsprozess“, bevor sie ihre Entscheidung traf. Ihre Vorstellung, „wie und mit welchem Stil“ Politik gemacht werden sollte, habe sich weiterentwickelt. Sie fordert eine Debattenkultur, bei der Menschen auch für unbequeme Meinungen „nicht in Schubladen gesteckt werden“.
Melis Sekmen studiert schon seit 12 Jahren – Merz lästert über solche Grüne
Pikant an dem Wechsel ist darüber hinaus ein Detail der Biografie von Sekmen. Die 30-Jährige begann 2012 einen Bachelor-Studiengang Volkswirtschaftslehre an der Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg – ohne Abschluss. CDU-Chef Friedrich Merz schießt gerne gegen Grünen-Politiker mit solchen Bildungsbiografien.
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So sagte er im November 2023: „Hauptgegner, das sind die 20-jährigen Studienabbrecher in der grünen Bundestagsfraktion, die uns von morgens bis abends die Welt erklären.“ Ob er sich nun von Frau Sekmen in der CDU/CSU-Fraktion die Welt erklären lässt?