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Große Bestürzung über Tod von Ex-Verteidigungsminister Peter Struck

Große Bestürzung über Tod von Ex-Minister Peter Struck

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Peter Struck ist tot Foto: dpa
Der ehemalige Verteidigungsminister Peter Struck ist tot. Der SPD-Politiker starb nach Angaben seines Sprechers am Mittwoch nach einem schweren Herzinfarkt. Struck wurde 69 Jahre alt. Weggefährten loben ihn als „echten Typ“, Kanzlerin Merkel rühmt Struck als „großen Parlamentarier“.

Berlin. 

Der frühere Verteidigungsminister und SPD-Politiker Peter Struck ist tot. Er starb nach Angaben eines Sprechers der Familie am Mittwoch im Alter von 69 Jahren im Berliner Krankenhaus Charite. Dort war er am Vortag mit einem schweren Herzinfarkt eingeliefert worden. Struck war erst in der vergangenen Woche als Vorsitzender der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung wiedergewählt worden.

Der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag hatte schon vor einigen Jahren einen Herzinfarkt sowie einen Schlaganfall erlitten. Davon hatte er sich weitgehend wieder erholt.

Der SPD-Mann hat Politik im wahrsten Sinne des Wortes gelebt. 29 Jahre Bundestag, 16 Jahre in der Opposition, 13 Jahre an der Macht. Er war Manager der SPD-Fraktion und war zweimal ihr Chef. Seine prallste Zeit erlebte Peter Struck als Verteidigungsminister.

Struck hatte zwar ein Privatleben, eine Frau, drei Kinder und sieben Enkel. Aber er hatte sich in der Politik wie wenige persönlich ausgelebt. Über wenige kannte man so viele Vorlieben wie über den Pfeifenraucher, BVB-Fan, Motorradfahrer und, nach Joschka Fischer, wirklich „letzten Rock ’n‘ Roller” in der Politik. Buchstäblich, wie die Soldaten im Kosovo erfuhren, als ihr Minister bei einem Rock-Konzert auf die Bühne sprang und mittat.

Aus einfachen Verhältnissen

Eine Schlüssel-Episode war der Rücktritt von Rudolf Scharping als Verteidigungsminister im Juli 2002. Struck fuhr zum Kanzler nach Hause mit der festen Absicht, nie und nimmer die Nachfolge anzutreten, „ums Verrecken nicht”. Es war ein Meinungsaustausch, über den man in der DDR Witze gerissen hätte. Struck tauschte seine gegen Schröders Meinung und fuhr als designierter Minister heim ins niedersächsische Uelzen.

Er hat nie vergessen, wo er herkommt – aus einfachen Verhältnissen, also: SPD. Parteilinker wurde Struck zu Zeiten der Anti-Akw-Bewegung. stänkernd gegen Helmut Schmidts Energiepolitik. Nicht untypisch ist andererseits, dass er selten den großen Entwurf verfolgte. Im Zweifel hörte Struck auf den Bauch, Schröder zählte ihn lange zu den „Mittelmäßigen”.

Deutschland und der Hindukusch

Die zwei Sätze, die ihn berühmt machten, fielen spontan. Der erste: „Kein Gesetz verlässt den Bundestag so, wie es eingebracht wurde.” Es war eine Beschwichtigung der Gewerkschaften, die nach dem rot-grünen Wahlsieg 1998 die Rentengesetze ablehnten. Von Schröder wurde er dafür zusammengefaltet.

„Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt” ist das zweite geflügelte Wort. Es stand auf keinem Sprechzettel. Es war die Frage eines Journalisten, die ihn zu dieser Aussage hinriss. Er hat nicht gefackelt und nicht lange nachgedacht. Ein Rock ’n‘ Roller improvisiert. Warum nicht? Mit Bauchgefühl ist der schnoddrige Herr Struck gut gefahren, 29 affärenfreie Jahre lang. Der Sozialdemokratie wird er bitter fehlen.

Kollegen aus der Politik trauern um Peter Struck 

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den verstorbenen SPD-Politiker Peter Struck als bedeutenden Parlamentarier und großen Sozialdemokraten gewürdigt. „Die Nachricht vom Tode Peter Strucks erfüllt mich mit großer Trauer“, erklärte die CDU-Vorsitzende am Mittwoch in Berlin. „Peter Struck hat unserer Demokratie 29 Jahre lang als Abgeordneter gedient, er war ein bedeutender Parlamentarier und großer Sozialdemokrat“, sagte die Kanzlerin.

Sie habe Struck in der großen Koalition von 2005 bis 2009 „als einen hart argumentierenden, dabei jedoch stets verlässlichen Partner kennen- und schätzen gelernt“, würdigte die Kanzlerin. Als Verteidigungsminister habe sich Struck hohe fachliche Anerkennung und vor allem die Wertschätzung der Soldatinnen und Soldaten erworben. „Mein Mitgefühl gilt Peter Strucks Familie, seiner Frau, seinen Kindern und Enkeln, denen ich mein tiefes Beileid übermittle.“

„Deuschland verliert einen aufrechten und authentischen Charakter“

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat mit großer Trauer auf den Tod seines Amtsvorgängers Peter Struck reagiert. „Die Nachricht vom Tode Peter Strucks erfüllt mich mit tiefster Trauer“, erklärte de Maizière am Mittwoch in Berlin. „Mit ihm verliert Deutschland einen aufrechten und authentischen Charakter, der wie kaum ein anderer die Verteidigungspolitik des Landes verkörpert hat.“ Er habe die Soldaten gemocht und sie ihn. „Die Gedanken der ganzen Bundeswehr und meine eigenen sind in dieser schweren Stunde bei den Angehörigen“.

Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) äußerte sich tief betroffen. „Peter Struck ist in der Zeit der großen Koalition zu einem verlässlichen Freund und Wegbegleiter geworden. Er hat sich um unser Land als aufrechter Demokrat verdient gemacht“, sagte Kauder mit Blick auf seine enge Zusammenarbeit mit Struck in der Koalition aus CDU/CSU und SPD von 2005 und 2009. Als Verteidigungsminister habe Struck die Bundeswehr in schwierigen Zeiten sicher geführt.

Linke-Fraktionschef Gregor Gysi betonte: „Über viele Jahre konnte und durfte ich mit Peter Struck zusammenarbeiten. Er war fleißig, engagiert und verlor nie das Gefühl für die Situation der Bevölkerung, für Menschen in Armut. Er konnte sich freundschaftlich, kollegial und solidarisch verhalten, inzwischen eher eine Rarität in der Politik. Er besaß auch Humor und war lebenslustig, fuhr – für mich völlig unverständlich – gerne Motorrad. Wir sollten versuchen, ihn mit seiner Lebenslust in Erinnerung zu behalten.“

„Peter Struck – ein Typ mit Ecken und Kanten“

Der schleswig-holsteinische SPD-Politiker Ralf Stegner schrieb bei Twitter: „Traurige Nachricht: Der aufrechte und knorrige Sozialdemokrat Peter Struck ist plötzlich gestorben. Er war schon ein echter Typ!“ Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner ergänzte: „Sehr traurig – Peter Struck ist gestorben, ein Typ mit Ecken und Kanten, habe ihn als herzlichen Kollegen über Parteigrenze hinweg erlebt!“ Bundesfamilienministerin Kristina Schröder pflichtete ihr bei.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat Struck als einen „überzeugten Streiter für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität“ gewürdigt. „Alle, die ihn kannten, verlieren jemanden, der sich seine Gradlinigkeit ebenso bewahrt hatte wie seine tiefe Liebe zu den Menschen“, sagte die Vorsitzende der NRW-SPD am Mittwoch laut einer Mitteilung. Für die SPD-Fraktion im NRW-Landtag erklärte Chef Norbert Römer: „Mit ihm verlieren wir einen guten Freund, der immer ein offenes Ohr für die Themen Nordrhein-Westfalens hatte. Wir trauern mit seiner Familie um den Menschen Peter Struck und um einen großen Sozialdemokraten.“

IG-Metall-Chef Berthold Huber würdigt Struck als „einen Typus Politiker, der klar sagt was er denkt, anstatt in Floskeln oder Populismus zu verfallen. Solche Politiker braucht der Parlamentarismus, und deswegen hinterlässt Peter Struck eine große Lücke, nicht nur in seiner eigenen Partei“. (mit Material von dpa und dapd)