Die Bundeskanzlerin empfängt den Schauspieler George Clooney mit seiner Ehefrau Amal. Ihr Thema: Die aktuelle Flüchtlingspolitik.
Berlin.
Der rote Teppich bei Filmfestspielen ist normalerweise der Ort für prachtvolle Roben, strahlendes Lächeln und Oberflächlichkeiten. Dass auf ihm mehr möglich ist als Blitzlichtgewitter beweist die Berlinale – und ihr Stargast George Clooney. Mit seiner Frau Amal an der Seite sorgt der Schauspieler nicht nur für Hollywood-Glanz in der deutschen Hauptstadt, sondern verwandelt den roten Teppich in eine Bühne für politische Botschaften.
Direkt vor der Premiere des Eröffnungsfilms „Hail, Ceasar!“ solidarisiert sich Clooney mit der Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): „Ich bin absolut einverstanden damit.“ Dieser Satz kommt aus Clooneys Mund so selbstverständlich und überzeugt wie einst Merkel im vergangenen Sommer ihre Devise für den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland verkündete: „Wir schaffen das“. Diese Klarheit und Entschlossenheit für eine aus ihrer Sicht gute Sache im Sinne der Menschlichkeit dürfte beide verbinden.
Eine Stunde auf dem hellen Sofa im Kanzlerbüro
Doch reden allein genügt ihm nicht. Handeln ist angesagt. Clooney bat um ein persönliches Gespräch mit Merkel – und erhielt es. Etwa eine Stunde saß der Oscar-Preisträger auf dem hellen Sofa im Büro der Kanzlerin im Bundeskanzleramt. An seiner Seite seine Frau Amal (38), ihm gegenüber Angela Merkel. Mit bei dem Gespräch war auch der ehemalige britische Außenminister David Miliband, der mittlerweile Präsident der Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) ist, das auch George Clooney aktiv unterstützt.
Und sie sprachen intensiv über die Flüchtlingskrise. „Wir haben darüber gesprochen, wie Nicht-Regierungsorganisationen und Regierungen gemeinsam da arbeiten können, wo es um Fluchtursachen geht, wie sie auch Menschen ermutigen können, sich für diese Arbeit zu engagieren“, berichtete Merkel. „Insofern war es ein sehr gutes Gespräch.“
Weitere Details wurden nicht bekannt. Doch das Gespräch auf höchster Ebene genügte dem Schauspieler als Zeichen für sein großes Interesse an dem Thema nicht. Auch Flüchtlinge wollte Clooney persönlich in Berlin treffen.
Clooney ist Intellektueller und politischer Aktivist
George Clooney ist eben mehr als nur der „sexiest man alive“, Frauenschwarm und preisgekrönter Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent. In dem Mann mit dem wohl charmantesten Lachen brennt soziales Engagement. Er ist Intellektueller und politischer Aktivist. Seit Jahren setzt er sich für gute Zwecke ein. Mehrfach wurde Clooney für sein humanitäres Engagement ausgezeichnet – unter anderem mit dem Deutschen Medienpreis, den auch Nelson Mandela, der Dalai Lama sowie Angela Merkel erhielten.
Clooney nutzt seine Popularität, um auf Missstände und Konflikte dieser Welt aufmerksam zu machen. Er zeigt dorthin, wo andere wegschauen. Wo verdrängt und vernachlässigt wird. Seit Jahren setzt sich Clooney für Menschen in der Region Darfur im Sudan ein, die von Hunger, Vergewaltigung und Mord durch den andauernden Konflikt bedroht sind.
Berührungsängste kennt er nicht. Er besuchte Flüchtlingscamps und Kriegsgebiete, fing sich eine Malaria-Infektion ein und entging nur knapp einer Bombardierung. Seit längerem engagiert sich Clooney auch für das IRC – eine internationale Hilfsorganisation für Flüchtlinge und Kriegsopfer.
UN-Botschafter des Friedens gibt Unterdrückten ein Gesicht und eine Stimme
Seine Meinung wird selbst im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gehört. Seit 2007 ist er für die Organisation als UN-Botschafter des Friedens unterwegs. Der Titel wurde ihm vom Generalsekretär der Vereinten Nationen verliehen. Clooney gibt somit über seine Prominenz den Schutzlosen, Vertriebenen und Unterdrückten ein Gesicht und eine Stimme.
Kräftige Unterstützung erhält Clooney in seiner Mission auch von seiner Ehefrau. Amal Clooney – vormals Alamuddin – ist nicht nur hochattraktiv, sondern ebenso intelligent. Die gebürtige Libanesin ist Menschenrechtsanwältin in London und zählt zu den renommiertesten ihres Faches. Die Oxford-Absolventin beriet unter anderem den UN-Sondergesandten für Syrien, Kofi Annan. Sie kämpft vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte dafür, dass der türkische Massenmord der Armenier vor 100 Jahren als Genozid anerkannt wird. Flucht erlebte sie am eigenen Leib, als ihre Familie in den frühen 1980er-Jahren aus dem Libanon nach England flüchtete. Flüchtlingsdramen und Staatliche Unterdrückung gehören somit zu ihrem Alltag und ihrer persönlichen Erfahrung.
Zusammen sind George und Amal Clooney somit nicht nur privat ein Traumpaar, sondern auch ein perfektes Gespann in Sachen internationaler Flüchtlingshilfe. Sie genießen höchste Aufmerksamkeit und Respekt für ihre Botschaften. Mit ihrem Besuch im Kanzleramt haben die Clooneys auch Angela Merkel symbolisch in ihrer Mitte aufgenommen. Bleibt abzuwarten, ob ihre glamouröse Strahlkraft auf die Kanzlerin abfärbt und Merkel beim nächsten roten Teppich genauso viel Gehör, Sympathie und Applaus erhält wie das Gutmenschen-Promi-Paar.