Helmut Kohl wirbt für die Linke, die NPD will Deutsche abschieben: Viele Wahlplakate rufen, nun ja, Irritationen hervor. Eine Auswahl.
Berlin.
Kurz vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt am 13. März werben die Parteien kräftig um Wählerstimmen. In allen drei Bundesländern hängen skurrile, witzige – und auch unfreiwillig komische Wahlplakate. Eine Auswahl einiger Beispiele, die gerade im Netz diskutiert werden.
1. Der Frauenversteher aus Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt will der Kandidat der Linken, Wulf Gallert, als Ministerpräsident in den Landtag einziehen. Auf seinem Plakat präsentiert sich der Oppositionsführer als „Frauenversteher“. Das griff nicht nur die „heute show“ auf, sondern wirbelte auch die sozialen Netzwerke auf: Spott, Witze, Häme waren die Folge.
Ein Nutzer wirft die Frage auf, ob Gallert denn nun der nächste Ministerpräsident werden will oder doch lieber der Bachelor bei RTL. Eine Anspielung auf die Single-Kuppelshow, die derzeit läuft. Etwas rätselhaft bleibt tatsächlich, warum sich Gallert ausgerechnet das Attribut „Frauenversteher“ zuschreibt. Auf seiner Website geht es unter der Rubrik „Themen“ vor allem um anderes. Das Wort „Frauen“ taucht dort ein einziges Mal auf. Und zwar im Zusammenhang mit Flüchtlingen, es geht um das „Sicherheitsbedürfnis von geflohenen Frauen und Mädchen“.
2. Die NPD will das deutsche Volk abschieben
Ein Plakat der NPD Rheinland-Pfalz trug im Netz unfreiwillig zur Belustigung vieler Nutzer bei. „Konsequent abschieben“, steht darauf. Daneben ein Flugzeug, das suggeriert: Hier sollen Flüchtlinge schnell in die vermeintlich sicheren Herkunftsstaaten abgeschoben werden. Doch der Schuss geht nach hinten los. Für Irritationen sorgt nämlich der Spruch, der links neben dem NPD-Logo steht: „Unser Volk zuerst“. Ist das also die Forderung, das „deutsche Volk“ als erstes abzuschieben? So zumindest greifen es viele Nutzer auf. Einige fragen scherzhaft, ob sie das Plakat noch bestellen könnten, bevor sich die NPD-Mitglieder alle selbst abgeschoben haben.
3. Der CDU-Altkanzler Kohl unterstützt Die Linken
Wenige Schnittmengen haben der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl und die Partei Die Linke. Der Landesverband in Rheinland-Pfalz borgt sich dennoch das Konterfrei des Ex-Kanzlers für seine Wahlplakate. Und leiht sich auch noch ein Zitat von ihm: „Die Menschlichkeit einer Gesellschaft zeigt sich nicht zuletzt daran, wie sie mit den schwächsten Mitgliedern umgeht.“ Die Linken wollen damit auf soziale Ungleichheit in Rheinland-Pfalz aufmerksam machen. Es ist nicht das erste Mal, dass der Landesverband provoziert. Auch der Papst diente bereits als Motiv. Damals mit dem Slogan: „Wenn die Politik wirklich den Menschen dienen soll, darf sie nicht Sklave der Wirtschaft und der Finanzwelt sein.“
4. Die Grüne entdecken ihre Liebe zur Kanzlerin
Ein weiteres – aber topaktuelles – Zitat bemüht Sören Herbst, der für die Grünen in den Landtag von Sachsen-Anhalt ziehen möchte. Wieder kommt es von der CDU, dieses Mal aber nicht von Kohl, sondern von seinem Mädchen. Das Wahlplakat zeigt den Grünen-Politiker, unter seinem Foto der Satz: „Wir schaffen das!“ Auch auf Twitter zitiert der Grünen-Kandidat Herbst die Kanzlerin: „Lasst uns dieses Land nicht den Kleingeistern und Brandstiftern überlassen! Lasst uns an einem neuen Sachsen-Anhalt der Vielfalt bauen – Integration ist der Schlüssel.“ Und dann folgt der berüchtigte Merkel-Satz: „Wir schaffen das!“
5. Die Junge Union lockt mit dunkler Seite der Macht
Zwar kein Plakat, dennoch ein Aufmerksamkeitshascher im Netz: Den Wahlkampf in Sachsen-Anhalt mischt auch die Jugendorganisation von CDU und CSU mit diesem Slogan auf: „Ihr fandet schwarze Politik schon immer toll? Dann werdet Mitglied“, twittert die Junge Union Magdeburg. Darunter zu sehen ist Ministerpräsident Reiner Haselhof, bewaffnet mit einem Lichtschwert. Auf Facebook entwickelte sich unter dem Post ein Schlagabtausch mit den Jusos Halle, der jungen Konkurrenz von der SPD. „So viel Selbstkritik hätten wir von Euch nicht erwartet“, schreibt die sozialdemokratische Jugendorganisation. Bei vielen jungen Christdemokraten kommt die Fotomontage mit dem Lichtschwert gut an. Das Signal ist klar: Es geht ihnen um Machterhalt.