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Früherer Außenminister Hans-Dietrich Genscher ist gestorben

Früherer Außenminister Hans-Dietrich Genscher ist gestorben

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09 09 2015 Berlin Deutschland Festveranstaltung der Freie Demokratische Partei FDP aus Anlass Foto: Imago
  • Hans.Dietrich Genscher ist im Alter von 89 Jahren gestorben
  • Der FDP-Politiker war 18 Jahre lang Außenminister der Bundesrepublik
  • Im September 1989 konnte Genscher DDR-Bürgern in Prag ihre Freilassung in Richtung Westen verkünden

Bonn. 

Der langjährige Außenminister Hans-Dietrich Genscher ist tot. Der FDP-Politiker starb in der Nacht zum Freitag im Alter von 89 Jahren an Herz-Kreislauf-Versagen, wie sein Büro in Bonn mitteilte. Seine Familie sei zu dem Zeitpunkt bei ihm in seinem Haus in Wachtberg-Pech im Rhein-Sieg-Kreis gewesen. Vor einigen Tagen hatte Genscher erklären lassen, er könne aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Beerdigung von Guido Westerwelle teilnehmen.

Sein Büro hatte mitgeteilt, er sei derzeit „nicht reisefähig, sondern überwiegend bettlägerig“. Er war Anfang des Jahres an der Wirbelsäule operiert worden. Im vergangenen Jahr war er bereits mit einer Lungenentzündung auf der Intensivstation behandelt worden.

Genscher gehörte zu den beliebtesten Politikern

Der gebürtige Hallenser, der in der Region Bonn lebte, war Bundesinnenminister von 1969 bis 1974 und Außenminister von 1974 bis 1992. Sechs Jahre später schied er aus dem Bundestag aus. Genscher galt als „Rekordminister und Medienstar“. Sein Credo lautete stets: „Entspannung und Sicherheit“.

Als Außenminister war er maßgeblich an den Verhandlungen zur deutschen Einheit beteiligt. Einen seiner politischen Höhepunkte hatte Genscher im September 1989 erlebt, als er den DDR-Bürgern, die sich in die bundesdeutsche Botschaft in Prag geflüchtet hatten, ihre Freilassung in Richtung Westen verkünden konnte.

In seine Amtszeit fielen zudem die Zwei-plus-vier-Gespräche, der deutsch-polnische Grenzvertrag sowie der deutsch-sowjetische Kooperationsvertrag. Genscher setzte sich während des Kalten Krieges für eine Politik des Ausgleichs zwischen Ost und West und für eine Entspannungspolitik ein.

In Deutschland gehörte er zu den beliebtesten Spitzenpolitikern und zu den prägenden Persönlichkeiten der Liberalen. Besondere Sympathien genoss Genscher in seiner Geburtsregion im Süden Sachsen-Anhalts. Bei den ersten Wahlen nach der Wende konnte die FDP dort dank seiner Popularität Rekordwerte einfahren, bei denen die Liberalen nahe an die 20-Prozent-Marke herankamen.

Der Politiker, dessen Markenzeichen ein gelber Pullover war, musste allerdings immer wieder mit gesundheitlichen Problemen kämpfen.

Bundesregierung würdigt Genscher als großen Staatsmann

Die Bundesregierung hat den früheren Außenminister Hans-Dietrich Genscher in einer ersten Reaktion auf die Todesnachricht als großen Staatsmann gewürdigt. Die Mitteilung erreichte den stellvertretenden Regierungssprecher Georg Streiter am Freitag in einer routinemäßigen Bundespressekonferenz in Berlin.

Streiter sagte, Genscher habe wie ganz wenige andere die Geschicke Deutschlands beeinflusst. Er nannte ihn einen großen Europäer und großen Deutschen. Er, Streiter, fühle sich in diesem Moment als stellvertretender Regierungssprecher „zu klein, um diesen großen Staatsmann zu würdigen“. (we/dpa/epd/reuters)

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