FDP-Generalsekretär Christian Lindner tritt zurück
Die Pannen bei der Organisation des Mitgliederentscheids zum Euro-Rettungsschirm wurden zu groß: FDP-Generalsekretär Christian Lindner tritt zurück. Der 32-Jährige gab seine Entscheidung am Mittwoch in Berlin bekannt. Die Opposition bezeichnete den Rücktritt Lindners als „Bauernopfer“ – und forderte Röslers Sturz.
Berlin.
FDP-Generalsekretär Christian Lindner tritt nach zwei Jahren im Amt zurück. Das erklärte der 32-Jährige am Mittwoch in Berlin. Er habe Parteichef Philipp Rösler über diesen Schritt informiert, sagte Lindner. Die Entscheidung des 32-Jährigen erfolgte vor dem Hintergrund des FDP-Mitgliederentscheids über den Euro-Rettungsschirm ESM, an dem sich ein scharfer parteiinterner Streit entzündet hatte. Die Initiatoren des Entscheids hatten massive Kritik an der Organisation durch die Parteispitze geübt.
Die Opposition in Berlin reagierte umgehend auf die Nachricht. Lindner sei ein „Bauernopfer“ für FDP-Chef Philipp Rösler, sagte SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann vor Journalisten in Berlin. Der FDP-Generalsekretär ziehe mit seinem Rücktritt die Konsequenzen aus dem „Desaster des Mitgliederentscheids“ um den Euro-Rettungsschirm ESM. Mit seinem Schritt versuche Lindner, Parteichef Rösler „noch ein paar Tage im Amt zu halten“.
Christian Lindner will mit Rücktritt „neue Dynamik“ ermöglichen
FDPLindner gibt sein Amt nach fast genau zwei Jahren auf. Damit wolle er eine „neue Dynamik“ ermöglichen, heißt es in einer Erklärung Lindners vom Mittwoch. Der Rücktritt wird im Zusammenhang mit dem Euro-Mitgliederentscheid gesehen. Er hatte das Amt des Generalsekretärs der Liberalen am 14. Dezember 2009 übernommen. Eine Nachfolge ist noch nicht in Sicht, hieß es in Parteikreisen. Sein Bundestagsmandat will Lindner aber behalten.
Lindner gehört zur sogenannten Boy-Group der Liberalen, zu der FDP-Chef Philipp Rösler (38) und Gesundheitsminister Daniel Bahr (35) gehören. Sie hatten nach dem Abgang von Guido Westerwelle die Führung der Liberalen übernommen. Rösler war erst Mitte Mai zum neuen Parteichef gewählt worden. Seit kurzem wird jedoch auch über seine Ablösung spekuliert.
Lindner hat Erfahrung im Scheitern
Der gebürtige Wuppertaler war im Jahr 2000 in den Düsseldorfer Landtag eingezogen. Als Jungspund der Liberalen in Nordrhein-Westfalen wurde Lindner vom damaligen FDP-Landeschef Jürgen Möllemann scherzhaft „Bambi“ getauft. 2004 wurde er Generalsekretär der nordrhein-westfälischen FDP, seit 2009 gehört er dem Bundestag an. Sein Spitzname blieb.
Linder ist Hauptmann der Reserve. Neben seinen Reservisten-Einsätzen fährt der 31-Jährige in seiner Freizeit gern schnelle Sportwagen oder schaut alte Filme mit dem Schauspieler Steve McQueen. Mit Niederlagen musste er schon lernen, umzugehen. Als ganz junger Mann war er mit einer Startup-Firma gescheitert.(dapd, afp)