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Fataler Trend zu Kaiserschnitt-Geburten in NRW

Fataler Trend zu Kaiserschnitt-Geburten in NRW

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Foto: picture alliance / BSIP
NRW-Gesundheitsministerin Steffens sorgt sich um mögliche Fehlanreize in der Klinik-Vergütung. Experten fordern bessere Qualität der Geburtshilfe.

Düsseldorf. 

In Nordrhein-Westfalen wird bereits jedes dritte Kind per Kaiserschnitt entbunden. Während die Weltgesundheitsbehörde (WHO) eine Kaiserschnittrate von maximal 15 Prozent empfiehlt, beträgt die landesweit höchste Quote im Kreis Olpe über 43 Prozent. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) verwies auf regionale Unterschiede. So erreichten Bonn, Paderborn und der Rhein-Sieg-Kreis durch mehr Information der Schwangeren und eine ständige Betreuung durch Hebammen im Kreißsaal Kaiserschnitt-Quoten unter 26 Prozent.

Im Abschlussbericht einer seit 2014 laufenden Expertenstudie forderte der „Runde Tisch Geburtshilfe“ eine bessere Qualität der Geburtshilfe, um Kaiserschnitte häufiger zu vermeiden. Von 151.000 Geburten 2014 in NRW waren nur 102.000 „natürliche Geburten“. Seit 2000 ist der Anteil der Kaiserschnitte um zehn Prozentpunkte auf 32,8 Prozent gestiegen.

Schwangere werden immer älter

Steffens sieht die Ursachen für mehr Kaiserschnitte im höheren Alter der Schwangeren, den Anstieg der Mehrlingsschwangerschaften und „möglicherweise zu weit gefasste medizinische Indikationen“. Auch passten planbare Kaiserschnitte häufig besser „in die Lebensplanung und den Klinikalltag“ hinein. Nicola H. Bauer, Professorin für Hebammenwissenschaften an der Hochschule für Gesundheit in Bochum, bestätigte, dass die Kaiserschnitte weltweit steigen. Bauer führte den Trend auch auf verbreitete Sorgen in Kliniken vor den Folgen von Geburtsfehlern zurück.

Nach Angaben der Expertin Bauer haben Ärzte in 90 Prozent der Fälle einen Entscheidungsspielraum, ob sie einen Kaiserschnitt durchführen. Obwohl laut Studien aber nur fünf Prozent der Frauen einen Kaiserschnitt wünschen, ist deren Anteil in den letzten Jahren gestiegen. In Köln beträgt die Quote 30 Prozent, in Recklinghausen 37 Prozent, in Dortmund und Düsseldorf rund 35 Prozent. Außerdem kamen von Frauen ohne Geburtsrisiko nur acht Prozent ohne jede Indikation aus – ohne Schmerzmittel, Kaiser- und Dammschnitt.

Steffens will in wissenschaftlichen Studien auch prüfen lassen, ob die unterschiedlichen Vergütungssätze für natürliche Geburten und Kaiserschnitte für Fehlanreize in Kliniken sorgen. Eine normale Geburt kostet mindestens 1272 Euro – ein Kaiserschnitt wegen des höheren Personaleinsatzes zwischen 2300 und 5000 Euro.

Jede siebte Hebammenstelle in Kliniken unbesetzt

Professorin Bauer kritisierte, dass in Kliniken jede siebte Stelle von Hebammen unbesetzt ist. Laut Hebammenverband ist die Zahl der Hebammen in den letzten fünf Jahren um 25 Prozent auf landesweit 4000 gesunken. Derzeit finden 99 Prozent der Geburten in Kliniken statt. Nur 125 Hebammen bieten außerklinische Geburtshilfe an – nicht zuletzt wegen der hohen Versicherungsprämie von rund 6200 Euro jährlich. Auch kleine Kliniken leiden unter den hohen Versicherungsprämien und erwägen die Schließung ihrer Geburtshilfe-Abteilungen. Gesundheitsministerin Steffens forderte eine bundesweite Regelung zur finanziellen Entlastung der Hebammen.

In Bonn, Herdecke, Paderborn und Velbert gibt es allerdings erste „Hebammenkreißsäle“, in denen Hebammen Schwangere mit niedriger Risikoeinstufung während und nach der Geburt betreuen.