An Rhein und Ruhr.
Der Bericht über den Anstieg von Infektionszahlen mit dem gefährlichen Krankheitserreger MRSA in drei Duisburger Helios-Kliniken hat ein großes Echo ausgelöst. Bis gestern gingen rund 70 Leserhinweise in der Redaktion ein. Sie beschreiben hygienische Missstände in Krankenhäusern von NRW.
Der renommierte Krankenhaushygieniker Dr. Frank Kipp fordert die rigorose Umsetzung strenger Hygienestandards zum Schutz vor MRSA. „Jedes Krankenhaus sollte das leisten können“, sagte Kipp der NRZ. Der leitende Krankenhaushygieniker des Uniklinikums Münster mahnt: „Jede MRSA-Übertragung im Krankenhaus ist eine Katastrophe für den Patienten. Eine, die tödlich enden kann.“ Um die zu verhindern, lohne sich jeder Aufwand.
Positiv auf MRSA getestete Patienten werden in der Uniklinik Münster strikt isoliert – nicht nur Infizierte, auch Träger eines MRSA-Herdes, die noch nicht daran erkrankt sind.
Ein erfolgreiches Keimmanagement sei keine Hexerei, sagt Kipp: „Kittel anziehen, Mundschutz anlegen, Hände desinfizieren – das muss einfach überall möglich sein.“ MRSA-Tests vor der Aufnahme in eine Klinik hätten keinen Wert, wenn nicht strikte Hygiene im Haus herrsche. „Ein Screening allein bringt nichts, erst die Schritte danach entscheiden über die Gesundheit des Patienten.“
Personalnot ist oft nur vorgeschoben
Hinweise auf hohen Aufwand, Zeit- oder Personalnot sind für Kipp vorgeschoben. Zudem sei der Keim weitaus teurer als Hygiene. „Eine MRSA-Infektion kostet unser Gesundheitssystem bis zu 30 000 Euro mehr als keine MRSA-Infektion.“
Über allem stehe der Mensch. „Die Patientensicherheit ist für mich als Arzt das allerhöchste Gut.“
Rund 140 000 MRSA-Fälle gibt es jährlich bundesweit, 40 000 in Krankenhäusern. 14 000 Patienten holen sich den Keim erst in der Klinik, 26 000 bringen sogenannte Kolonisationen mit: MRSA-Herde, bei denen jede Wunde zu einer schweren Infektion führen kann.
NRZ-Leser schildern hygienische Mängel in einigen Kliniken. Viele Erfahrungsberichte betreffen Helios in Duisburg. „Man wird oft belächelt, wenn man mit Kittel, Mundschutz und Handschuhen da steht, um Patienten abzuholen“, schreibt der Fahrer eines Krankentransporters.