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EU-Reform erlaubt Insekten in Lebensmitteln – Aiwanger befürchtet heimliches Untermischen

Kurz vor Inkrafttreten einer EU-Reform zur Verwendung von Insekten in Lebensmitteln, kritisierte Hubert Aiwanger die Verordnung. Dafür erntete er Spott.

In der EU sind Insekten wie Grillen und Larven in Lebensmitteln zugelassen worden.
u00a9 Visarut Sankham/dpa

"Superwürmer" als Super Food

Der kuwaitische Geschäftsmann Dschassem Buabbas züchtet seit Jahren die Larven des Schwarzkäfers als Vogelfutter. Jetzt will er seine "Superwürmer" als Delikatesse auch den Menschen schmackhaft machen.

Jetzt ist es offiziell: Ab Dienstag (24. Januar) dürfen in der EU Grillen als Lebensmittel verwendet werden. Wie die Deutsche Presse-Agentur mitteilte, dürften jetzt neben Mehlwürmern und Wanderheuschrecken auch Hausgrillen und Larven des Getreideschimmelkäfers in Lebensmitteln verarbeitet werden.

Jedes neuartige Lebensmittel müsse von der EU aber zugelassen werden. Unter den Reaktionen mischt sich Kritik, Bewunderung und Ekel. Bayerns Landwirtschaftsminister, Hubert Aiwanger, beschwert sich darüber bereits einen Tag zuvor und erntet in den sozialen Netzwerken viel Spott.

EU-Reform: Insektenpulver in Keksen liege „noch in weiter Ferne“

Das Pulver der Grille dürfe ab jetzt unter anderem in Brot und Brötchen, Keksen und Crackern, Backmischungen und Teigwaren, Soßen und Suppen, Fleisch- und Milchersatz, Kartoffelerzeugnissen oder Schokolade vorkommen. Bislang seien in Deutschland aber nur wenige Produkte mit geringen Mengen an Insekten erhältlich – etwa Riegel oder Nudeln. Dass Insektenpulver in Kekse oder Mehl gemischt werde, liege „wirklich noch in weiter Ferne“, betonte Verbraucherschützer Armin Valet.

Der Bayerische Vize-Ministerpräsident macht sich dennoch Sorgen. Der Hashtag #WirHabenEsSatt dient eigentlich zum Aufruf für „gutes Essen für alle – statt Profite für wenige“. Aiwanger nutzt ihn für andere Zwecke.

Auf Twitter schreibt er, man habe es satt, dass der Verzehr von Rind-, Schweine-, und Geflügelfleisch kritisiert werde, aber Insekten ins Essen sollten. Weiter führte er in seinem Beitrag aus, früher sei ein Lebensmittelbetrieb bei Mehlwürmern und Schaben geschlossen worden, heute solle das „in“ sein, „damit Veganer ihr tierisches Eiweiß bekommen“, so der Chef der Freien Wähler.

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Doch genauso viel Spott wie Aiwanger in seinem Tweet sähte, so viel erntete er anschließend. Ein User schreibt: „Veganer essen keine Insekten, Sie Held. Übrigens braucht man kein ‚tierisches Eiweiß‘, ‚Eiweiß‘ alleine reicht.“ Aiwanger kontert: „Eventuell müssen die Insekten im Essen gar nicht deklariert werden und Sie essen sie ohne es zu wissen. Vielleicht wird das ja aus ‚Fürsorge‘ gemacht, damit jeder genügend tierisches Eiweiß bekommt.“

EU-Reform: Produkte müssen gekennzeichnet sein

Mit dieser Aussage liegt der bayerische Wirtschaftsminister allerdings entschieden daneben. Die Europäische Kommission bestätigt, dass die Produkte, in denen Grillen und andere Insekten enthalten sind, auch entsprechend gekennzeichnet werden müssen. Es werde niemand gezwungen Insekten zu essen. Der Verordnung zufolge muss etwa in der Zutatenliste stehen: „Acheta domesticus (Hausgrille, Heimchen), gefroren“ oder „Pulver aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)“.

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Doch Aiwanger beharrt in etlichen Antworten unter seinem Tweet darauf: „Sie wissen es am Ende nicht, dass ihnen Insekten untergemischt werden. D.h. sie wissen nicht, dass sie eigentlich keine Veganer mehr sind.“ Lebensmittelchemiker Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg stellt klar: „Uns ist nicht bekannt, dass es irgendwie untergemischt wird.“ Die Produkte dürften weder als vegetarisch noch als vegan ausgezeichnet werden.