Aufgrund des anhaltenden russischen Überfalls auf die Ukraine verschärft sich die Energiekrise auch in Deutschland weiter. Strom und Gas werden immer teurer. Viele befürchten einen kalten Winter aufgrund der explodierenden Preise .
Dass sich die Energiekosten erhöhen, steht außer Frage. Auch die Grundversorger ziehen ihre Preise an. Was steckt hinter dem System der Grundversorgung? Hilft ein Wechsel?
Energiekrise: Warum schnellen die Preise von Strom und Gas in die Höhe?
Die Versorger erhöhen ihre Preise. Wenn Kunden einen neuen Vertrag abschließen müssen, kann es richtig teuer werden. Lohnt sich dann vielleicht sogar ein Wechsel in die Grundversorgung?
„Die Großhandelspreise schwanken stark, bewegen sich aber weiterhin auf sehr hohem Niveau. Unternehmen und private Verbraucher müssen sich auf deutlich steigende Gaspreise einstellen“, heißt es in einem Lagebericht zur Gasversorgung der Bundesnetzagentur.
Auch bei den Grundversorgern sind deutliche Steigerungen angekündigt. Wie Georg Friedrichs, Chef des Energieunternehmens Gasag, dem „Tagesspiegel“ berichtet: „Wenn wir den aktuellen Gaspreis mit dem Vorjahr vergleichen, dann sehen wir einen Anstieg auf 170 Prozent. Wir mussten insgesamt um gut 70 Prozent erhöhen. “ Die Mehrkosten werden an die Kunden weitergegeben, diese können mit acht- oder zehnfachen Preiserhöhungen rechnen.
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Gründe für die Erhöhungen sind zahlreich: hohe Beschaffungskosten für Erdgas, hohe Nachfrage, Gas-Lieferstopp und die zum 1. Oktober geplante Gasumlage.
Diese sollte bei 2,4 Cent pro Kilowattstunde liegen und bis zum 31. März 2024 erhoben werden. Bis jetzt bleibt unklar, ob die Gasumlage überhaupt eingeführt wird oder noch kippt. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat sich mittlerweile für eine Gaspreisbremse ausgesprochen, genauso wie die Grünen. Auch der Sozialverband VdK fordert einen Gaspreisdeckel.
Grundversorgung: Lohnt sich das überhaupt?
Doch was ist die Grundversorgung eigentlich? Ein Grundversorger ist das Energieversorgungsunternehmen, das die meisten Haushalte in einem Netzgebiet mit Strom oder Gas versorgt. Kunde der Grundversorgung ist man automatisch, wenn kein abgeschlossener Vertrag mit einem anderen Versorger besteht. Auch bei einem Umzug beispielweise ist man ab dem Moment der Lichtschalter-Betätigung in der Grundversorgung.
Die Preise müssen öffentlich ausgeschrieben sein, eine Erhöhung kann nur durch eine schriftliche Ankündigung, die mindestens sechs Wochen im Voraus gemacht wurde, gelten. Bei einem regulären Versorger sind es vier Wochen.
Die Vor- und Nachteile der Grundversorgung im Überblick:
PRO | CONTRA |
Flexibilität | Im Normalfall können Konditionen alle paar Wochen erhöht werden |
Versorgungssicherheit | Wechseln viele gleichzeitig zum Grundversorger steigen die Preise |
Mit einer Frist von 14 Tagen kündbar | |
Die Kündigung durch die Grundversorgung passiert nur in Ausnahmefällen, z.B.: – Energielieferung kann aus wirtschaftlichen Gründen nicht erfolgen – Wiederholtes nicht zahlen – Manipulation des Zählers | |
Kann Preissteigerungen für den Kunden länger dämpfen | |
Bei der Preisfestlegung darf nicht zwischen Bestands- und Neukunden unterschieden werden |
Grundsätzlich raten Experten aber eher dazu, bei bereits bestehenden Verträgen bei dem jeweiligen Energieunternehmen zu bleiben.
Neben der Grundversorgung gibt es noch die Ersatzversorgung. Was ist der Unterschied? Die Ersatzversorgung greift im Fall einer unklaren Versorgungslage, wenn der Anbieter beispielsweise insolvent ist. Oder wenn ein Leerlauf zwischen Vertragsende und der Lieferungen des neuen Anbieters entsteht. Die Ersatzversorgung kann maximal drei Monate dauern, in dem Zeitraum kann der Kunde jederzeit fristlos kündigen.
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„Früher spielte der Unterschied keine große Rolle. Bei der Ersatzversorgung gab es keine Kündigungsfrist, bei der Grundversorgung zwei Wochen, beide hatten gleiche Preise. Durch eine Gesetzesänderung zahlt man jetzt aber in der Grundversorgung Gas etwa 15 Cent pro Kilowattstunde, in der Ersatzversorgung 33 Cent. Klar, dass das jeder vermeiden will“, betonte Hasibe Dündar, Energieschulden-Beraterin der Verbraucherzentrale Berlin, im Gespräch mit „rbb24“ . (mars)