Immer mehr Väter in Deutschland nehmen Elternzeit, doch von einer gleichberechtigten Aufteilung mit den Müttern kann bisher nicht die Rede sein. In Norwegen sieht das anders aus. Woran liegt das?
Wie aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, lag der Anteil der männlichen Elterngeldbezieher an allen Elterngeldbeziehenden in Deutschland zuletzt bei 26,1 Prozent. Seit 2015 ist der Väteranteil zwar um knapp fünf Prozent gestiegen, Parität würde jedoch erst bei 50 Prozent erreicht sein.
Elterngeld bis höchstens 1800 Euro
Rund 65 Prozent des Nettoeinkommens bekommt der Elterngeldbezieher, jedoch „nur“ bis zu 1800 Euro. Kein Wunder, dass da gerade viele Väter, die statistisch in besser bezahlten Berufen arbeiten, weiterhin ihrem Beruf nachgehen und eben nicht in Elternzeit gehen.
Ganz anders sieht das in Norwegen aus: Die Inanspruchnahme der Elternzeit in Norwegen durch Väter beträgt etwa 89 Prozent. Eltern in Norwegen haben insgesamt zwölf Monate bezahlten Urlaub. Das Konzept für den Elternurlaub in Norwegen sticht aufgrund seiner dreiteiligen Struktur heraus: Ein Teil ist der Mutter vorbehalten (der mütterliche Anteil), ein Teil für den Vater oder die zweite Mutter vorgesehen (der elterliche Anteil), und ein Teil kann beliebig zwischen den Elternteilen aufgeteilt werden (der gemeinsame Zeitraum).
In Norwegen bekommt Elterngeldbezieher 80 Prozent seines Gehalts
Jeder elterliche Anteil umfasst mindestens 15 Wochen bei voller Bezahlung oder 19 Wochen mit 80 Prozent des Gehalts. Die letzten drei Wochen vor der Entbindung und die ersten sechs Wochen nach der Entbindung sind der Mutter vorbehalten. Der gemeinsame Zeitraum, der sich auf 16 oder 18 Wochen erstrecken kann – je nach Höhe der Bezahlung – kann von beiden Elternteilen genutzt werden.
„So wurde die Care Gap zwischen Männern und Frauen extrem verringert und außerdem dafür gesorgt, dass Frauen nicht mehr durch einen zu langen Mutterschaftsurlaub an Karrierewachstum und Gehaltssteigerungen einbüßen“, erklärt Influencerin Magdalena Emilia in einem Video auf ihrer Instagram-Seite die positiven Folgen. Durch die geschlechtsneutrale Formulierung des Gesetzes würden zudem gleichgeschlechtliche Paare nicht benachteiligt.
Zudem führt Magdalena Emilia einen weiteren essentiellen Punkt der Norweger auf: „Frauen bekommen täglich eine Stunde bezahlte Pause nur für das Stillen und manche Unternehmen erlauben sogar zwei Stunden.“
Wer glaubt, dass das für den Staat zu teuer ist und für die Wirtschaft schädlich, der irrt. Denn, so zitiert Magdalena Emilia die Untersuchung der „WHO: Norwegens anhaltende Bemühungen um eine optimale Unterstützung des Stillens „: „Seit Einführung dieser Konzepte konnte nachweislich an Gesundheitskosten eingespart werden. Mütter haben einen gesünderen BMI, Blutdruck, bessere psychische Gesundheit und allgemein mehr gesundheitsfördernde Gewohnheiten, wie zum Beispiel genug Bewegung oder Rauchverzicht.“ Wenn das nicht mal ein Vorbild für Deutschland ist.