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Die „Verfassungsschüler“ drängen in den Bottroper Stadtrat

Die „Verfassungsschüer“ drängen in den Bottroper Stadtrat

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Foto: Winfried Labus/WAZ-FotoPool
Sie sind jung, ehrgeizig – und politisch: In Bottrop macht die Jugendpartei „Die Verfassungsschüler“ von sich reden. Die aktiven Mitglieder wollen die Interessen von Kindern und Jugendlichen vertreten, Schulden abbauen und die Gewerbesteuer senken, um Unternehmen zu locken.

Bottrop. 

Diese Jugendlichen wollen ihr Schicksal selbst mitbestimmen. Sie treten in Bottrop am Sonntag zur Kommunalwahl an. Jugendliche, die man allgemein für politikfern hält. Schüler mit türkischen, kurdischen, libanesischen, polnischen oder deutschen Wurzeln, aus allen Bildungsschichten.

Der 18-Jährige Hüdaverdi Güngör sagt: „Wir glauben an das Grundgesetz, wir wollen uns auf dieser Basis für unsere Zukunft einsetzen.“ Seine Wählergemeinschaft „Die Verfassungsschüler“ hat mehr als über 50 Mitglieder und 1200 Unterstützer bei Facebook. Sie haben gute Chancen, am 25. Mai in den Stadtrat einzuziehen. In Nordrhein-Westfalen ist bei Kommunalwahlen jeder Schüler ab 16 Jahren wahlberechtigt.

Es wird viel über junge Leute gesprochen – aber selten mit ihnen

„Wir wollen eine Lobby für die Kinder und Jugendlichen in Bottrop werden“, sagt Güngör. Im Rat der Stadt werde viel über junge Menschen gesprochen, aber selten mit ihnen. Und wenn es um Chancen geht, dann sieht er die junge Generation benachteiligt. „Bottrop hat über 200 Millionen Euro Schulden. Wir müssen diese Schulden in Zukunft zurückzahlen, nicht die Leute, die sie heute machen. Wir sind deswegen in den nächsten Jahren nicht mehr frei zu entscheiden, was wir in Bottrop anders machen wollen. Wir müssen die Zinsen abtragen.“

Güngör findet das ungerecht. „Wir müssen gefragt werden, ob wir die Schulden tragen wollen.“ Deswegen will er in den Stadtrat, denn dort wird über die Zukunft der Jugend entschieden. Und die Verfassungsschüler wissen, was sie wollen. Güngör: „Es kann nicht sein, dass eine Stadt wie Bottrop eine Gewerbesteuer erhebt wie München. Die Steuern müssen runter, damit sich Unternehmen ansiedeln und wir Ausbildungsplätze finden können.“

Kommunalwahlen 2014Die Bottroper Jugendlichen treten in 13 Wahlbezirken an. Der Name der Wählergemeinschaft „Die Verfassungsschüler“ deutet auf die politische Orientierung der Politik-Einsteiger: „Wir wollen Jugendliche von der Demokratie zu überzeugen“, sagt Hüdaverdi Güngör. „Wir können etwas ändern, wenn wir wollen.“

Für mehr Förderung an den Schulen

Przemyslaw Patrick Damczyk kam mit sieben Jahren aus Polen nach Bottrop. Er will sich für Veränderungen in den Schulen einsetzen. „Als ich herkam, konnte ich kein Wort Deutsch. Meine Diktate waren schlecht, aber ich war deshalb ja nicht dumm. Die Lehrer haben mich aber behandelt, als sei ich dumm“, sagt der junge Mann, der nun sein Fachabitur machen will. Und so wie ihm, kritisiert er, ergehe es auch anderen Kindern, Kindern mit Migrationshintergrund und deutschen Kindern. „Wir möchten, dass sich das ändert“, sagt Dam­czyk. Kinder, die in den Schulen nicht gefördert würden, litten unter Schulproblemen, fänden später keinen Ausbildungsplatz und „können nachher auch kaum Steuern zahlen. Das ist ein Kreislauf.“

Franzi Buick sagt: „Das, was wir machen, ist kein Spaß, wir bemühen uns um unsere Stadt. Wir meinen es ernst. Wir wollen sie lebenswerter für Jugendliche machen.“ Buick fordert alle Schüler auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. „Es geht um unsere Stimmen.“