Natürlich ist es kaum nachvollziehbar, dass ein Sohn für den Vater zahlen soll, der ihn jahrzehntelang abwies und enterbte. Doch derartige Ungerechtigkeiten lassen sich nur vermeiden, wenn man die Unterhaltspflicht abschafft und die Kosten für das Pflegeheim generell der Allgemeinheit aufbürdet.
Angesichts des spektakulären Falls, den der Bundesgerichtshof zu entscheiden hatte, kommt eine derartige Forderung schnell über die Lippen.
Doch wenn die Pflicht zur Unterstützung nicht mehr besteht, geht womöglich auch der letzte Kitt zwischen Eltern und Kindern verloren. Angesichts der alternden Gesellschaft und der zerbröselnden Familienstrukturen könnte der Wegfall der Unterhaltspflicht den Zusammenhalt der Generationen noch mehr gefährden – weil es einfach keinen Grund mehr gibt, sich mit der Familie auseinanderzusetzen.
Im Regelfall sollte es daher selbstverständlich sein, sich auch finanziell um die Eltern zu kümmern – zumal die Sätze so gestaffelt sind, dass sie nur bei einem recht hohen Einkommen fällig werden und nicht den Lebensstandard gefährden. Auch wenn es im Einzelfall wehtut.