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Das Revier dient EU-Politik als Beispiel für Strukturwandel

Das Revier dient EU-Politik als Beispiel für Strukturwandel

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Foto: Fabian Strauch Photography / WAZ
80 Kommunal- und Regionalpolitiker aus der EU kommen nach Gelsenkirchen. „Wir im Ruhrgebiet können Strukturwandel“, sagt der Gastgeber.

Düsseldorf. 

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) will sich vom klassischen Strukturwandel-Begriff im Ruhrgebiet verabschieden. „In der Vergangenheit bedeutete Strukturwandel, dass einzelne Branchen einen Niedergang erlebten und an ihrer Stelle zukunftsträchtige Industrien angesiedelt werden mussten. Heute bedeutet Strukturwandel die tiefgreifende Erneuerung aller Branchen“, sagte Duin. Kaum ein ökonomischer Bereich bleibe heute von Digitalisierung und Globalisierung unberührt, so dass Strukturwandel-Diskussionen nicht zu kurz greifen dürften.

Am kommenden Dienstag und Mittwoch wird erstmals eine hochrangige EU-Fachkommission mit Kommunal- und Regionalpolitikern aus 20 Ländern in Gelsenkirchen tagen und Strategien zur Bewältigung des Strukturwandels vergleichen. Duin wird dort sprechen. Die wirtschaftspolitische Kommission ECON des Europäischen Ausschusses der Regionen trifft sich auf Initiative des SPD-Landtagsabgeordneten Markus Töns im Ruhrgebiet, um Erfolge und Fehler der wirtschaftlichen Umwälzungen an Rhein und Ruhr zu beleuchten.

„Wir im Ruhrgebiet und in NRW können Strukturwandel“

„Wir im Ruhrgebiet und in NRW können Strukturwandel“, sagte Töns selbstbewusst. 80 Kommunal- und Regionalpolitiker aus der EU werden nach Gelsenkirchen reisen, um beispielhaft Auswege aus industriellem Niedergang, Bevölkerungsrückgang, steigender Arbeitslosigkeit und höherer Verschuldung in vielen Regionen Europas zu erörtern.

Der in Essen wohnende Duin betonte im Vorfeld der Konferenz, dass sich das Ruhrgebiet im europäischen Vergleich vor allem deshalb gut entwickele, weil hier die klassische Vorstellung eines Strukturwandels von alter zu neuer Großproduktion längst überwunden worden sei: „Wir verknüpfen unsere industrielle Basis mit den Ideen junger, kreativer Start-ups.“ Der lange verbreitete Glaube an die staatliche Organisation von neuen Großarbeitgebern in der Region scheint Duin jedenfalls nicht zu eigen zu sein.

Zuletzt hatte der aus Bochum stammende Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) eine viel beachtete Strukturwandel-Debatte entfacht. Im WAZ-Interview hatte er der Region die kultartige Pflege der „Lebenslüge“ vorgehalten, sie sei finanziell nicht ausreichend gefördert worden. Abgesehen von der besonderen Situation in Ostdeutschland könne er „keine zweite Region erkennen, die über einen so langen Zeitraum so hohe finanzielle Hilfen vom Bund bekommen hat, um den Strukturwandel zu bewältigen, wie das Ruhrgebiet“, sagte Lammert damals.