Genau ein Drittel der Bevölkerung hat mittlerweile eine Corona-Erstimpfung erhalten. Die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland rauscht weiter runter – fällt sie schon bald unter 100? Geimpfte bekommen mehr Freiheiten. Auch mehr Urlaub ist nun wieder möglich. Wird deshalb ein Party-Sommer auf Mallorca in 2021 möglich sein?
Alle Neuigkeiten findest Du hier im News-Blog zur Corona-Krise in Deutschland.
14. Mai 2021
09.53 Uhr: USA hebt Maskenpflicht für Geimpfte weitgehend auf
Die USA haben die Maskenpflicht für gegen das Coronavirus geimpfte Menschen weitestgehend aufgehoben. Wer vollständig gegen das Virus geimpft ist, muss fortan im Freien und in Innenräumen keine Maske mehr tragen, wie die Gesundheitsbehörde CDC am Donnerstag erklärte. Auch Abstandsregeln werden aufgehoben. Ausnahmen gibt es allerdings in öffentlichen Verkehrsmitteln und an Flughäfen und Bahnhöfen.
US-Präsident Joe Biden sprach von einem „großartigen Tag für Amerika“ und einem „Meilenstein“ im Kampf gegen die Pandemie. Die Lockerung der Corona-Beschränkungen gehe auf den „außerordentlichen Erfolg“ der landesweiten Impfkampagne zurück. Seit seinem Amtsantritt vor 114 Tagen seien 250 Millionen Impfdosen verabreicht worden, sagte der Präsident im Rosengarten des Weißen Hauses. Die USA würden die Welt damit anführen.
07.13 Uhr: Party-Sommer auf Mallorca? Balearen-Regierungschefin mit klarer Ansage
Die Regierungschefin der Balearen, Francina Armengol, hat einem Party-Sommer auf Mallorca eine vorläufige Absage erteilt. „Erst mit einer höheren Impfrate können wir das Nachtleben wieder öffnen“, sagte Armengol den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitagsausgaben). „Durch zu schnelle Öffnungsschritte würden wir die großen Opfer, die unsere Bevölkerung bei der Bekämpfung der Pandemie erbracht hat, gefährden.“
Priorität habe jetzt der verantwortungsvolle Tourismus, sagte die Regierungschefin. „Wir wünschen uns viele Familien, Sport-, Kultur- und Gastronomietouristen.“ Schwierig sei es hingegen mit Partyurlaub. „Das Nachtleben folgt später, wahrscheinlich nicht mehr in diesem Sommer“, stellte Armengol klar.
Die Regierungschefin versprach grundsätzlich eine sichere Sommersaison 2021. „Unsere Bürgerinnen und Bürger haben in den vergangenen Monaten große Opfer gebracht, um ein niedriges Infektionsgeschehen zu erreichen“, sagte sie den Funke Medien. Seit sieben Tagen liege die Inzidenz unter 25. „Damit können wir die Sicherheit für die Touristen und die einheimische Bevölkerung garantieren.“
13. Mai 2021
16.30 Uhr: Reiseverband warnt vor Flickenteppich in Deutschland
Der Deutsche Reiseverband (DRV) hat bei den Corona-Öffnungen in den verschiedenen Bundesländern ein einheitliches Vorgehen gefordert. Mit der neuen Corona-Einreiseverordnung sei jetzt die Quarantänepflicht für Geimpfte, Genesene und auch für negativ auf Covid-19-Getestete aufgehoben. „Jetzt ist es dringend erforderlich, auch für Deutschland Klarheit zu schaffen, damit die Menschen endlich planen können“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig dem „Handelsblatt“.
Mit Blick auf mögliche Sommerurlaube im Inland fügte Fiebig hinzu, jetzt komme es auf jeden Tag an. „Ein Flickenteppich, bei dem niemand mehr weiß, was wo gilt, muss unbedingt vermieden werden – die Entwicklung der Corona-Pandemie immer im Blick.“
11.31 Uhr: Nächstes Bundesland hebt Impfpriorisierung auf
Berlin hebt ab Montag die Priorisierung für alle verfügbaren Corona-Impfstoffe bei Haus- und Betriebsärzten auf. Das kündigte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Gesundheit am Donnerstag auf dpa-Anfrage an. Zuvor hatte das Magazin „Business Insider“ darüber berichtet. Bisher war die Vergabe an Kriterien wie Alter, Vorerkrankung und die Zugehörigkeit zu bestimmten Berufsgruppen geknüpft. Zuvor hatten bereits Bayern und Baden-Württemberg ähnliche Schritte angekündigt.
Das Vorgehen bedeutet allerdings nicht, dass jeder sofort nächste Woche geimpft werden kann. Die verfügbaren Impfstoffmengen sind laut Gesundheitsverwaltung zunächst weiter relativ knapp, erst ab Juni werde mit größeren Mengen gerechnet. Patienten, die zu einer der drei Prioritätengruppen zählen und noch nicht geimpft sind, hätten zudem weiter Vorrang, erläuterte der Sprecher. Für die Impfzentren der Hauptstadt ändere sich am bisherigen Vorgehen zunächst nichts.
07.10 Uhr: Experten warnen vor gefälschten Impfpässen
Polizeivertreter haben angesichts der Lockerungen für Corona-Geimpfte und Genesene vor gefälschten Impfpässen gewarnt. „Das Problem besteht schon heute und wird noch eine ganze Weile aktuell bleiben, da mit einer vollständigen Impfung entweder eine Befreiung von Grundrechtseinschränkungen oder perspektivisch zunehmend auch Ein- oder Ausreisevorteile verbunden sein werden“, sagte der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Sebastian Fiedler, dem Handelsblatt (Donnerstagsausgabe).
Abnehmer solcher Fälschungen könnten laut Fiedler etwa Impfverweigerer und Ein- oder Ausreisewillige sein, die sich Quarantäne-Pflichten entziehen möchten. Fiedler warf der Politik in diesem Zusammenhang Versäumnisse vor. „Ich halte das Problem mit gefälschten Impfpässen für ein typisches Beispiel für ein sicher prognostizierbares neues Phänomen“, sagte er.
Auch der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, warnte vor gefälschten Impfpässen. „Impfpässe oder andere Impfbescheinigungen sind alles andere als fälschungssicher“, sagte er der „Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstagsausgabe). „Für die Polizei ist eine Fälschung auf dem Papier aber äußerst schwer zu erkennen, wenn sie nicht allzu plump ist.“
Wendt forderte deshalb, Polizisten, Grenzbeamten und kommunalen Ordnungskräften Zugriff auf die Impf-Datenbank des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu gewähren. Bislang würden diese Daten nur anonymisiert von den Impfstellen gemeldet, das sollte sich jetzt ändern, forderte Wendt. „Die Daten müssten dem RKI komplett, also mit Namen, Personaldaten und Impfdatum übermittelt und dort auch abrufbar gespeichert werden.“
12. Mai 2021
21.08 Uhr: Mehr als ein Drittel der Deutschen gegen Corona geimpft
Mehr als jeder Dritte in Deutschland ist mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft – zehn Prozent der Bevölkerung haben inzwischen den vollen Schutz mit einer zweiten Spritze. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwoch (Stand: 16.15 Uhr) haben nun 28,5 Millionen Menschen mindestens eine erste Impfung bekommen und damit 34,3 Prozent aller Einwohner. Mehr als 8,3 Millionen Menschen haben demnach mittlerweile auch eine Zweitimpfung erhalten.
Am Dienstag wurden den Angaben zufolge 1 047 865 Impfungen gemacht. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erläuterte, damit habe es zum dritten Mal mehr als eine Million Impfungen an einem Tag gegeben.
Je nach Bundesland variiert die Impfquote. Die höchste Quote an mindestens Erstgeimpften hat das Saarland mit 38,7 Prozent. Sachsen liegt mit 29,8 Prozent leicht hinter den anderen Bundesländern zurück.
Die Impfkampagne in Deutschland hat Ende vergangenen Jahres begonnen. Zunächst waren Menschen über 80, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und medizinisches Personal an der Reihe. Unter anderem werden auch chronisch Kranke mit erhöhtem Risiko für einen schweren und tödlichen Verlauf bevorzugt geimpft.
17.46 Uhr: Maas sieht Italien-Urlaub im Sommer zuversichtlich
Bundesaußenminister Heiko Maas ist zuversichtlich, dass auch nicht gegen Corona geimpfte deutsche Touristen im Sommer in Italien Urlaub machen können. Er glaube, dass man dafür über entsprechende Konzepte die Voraussetzungen schaffen könne, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch nach einem Gespräch mit dem italienischen Außenminister Luigi Di Maio in Rom. „Daran hat Italien natürlich als eines der beliebtesten deutschen Reiseziele ein hohes Interesse“, fügte er hinzu. Ganz Italien ist derzeit von der Bundesregierung noch wie der größte Teil Europas als Corona-Risikogebiet eingestuft.
12.05 Uhr: Bayern gibt alle Corona-Impfstoffe in Arztpraxen frei
Bayern will ab kommendem Montag die Priorisierungen für alle Corona-Impfstoffe bei Hausärzten aufheben. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch nach Angaben von Teilnehmern in einer Rede bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion in München an. In den Impfzentren soll es demnach aber bei dem bisherigen Verfahren mit Priorisierungen bleiben.
11.27 Uhr: Neue Einreiseverordnung in Deutschland
Die Bundesregierung verabschiedet eine neue Einreiseverordnung. Nach der Vorlage dürfen demnach Geimpfte, Genesene und negativ Getestete nach Deutschland einreisen und müssen nicht mehr in Quarantäne. Wenn eine Person aber aus einem Hochrisiko- oder Mutationsgebiet kommt, muss sie sich in Quarantäne begeben.
Als geimpft gelten nur diejenigen, welche mit einem in der Europäischen Union zugelassenen Vakzin geimpft sind. Das sind derzeit die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Johnson&Johnson.
08.10 Uhr: Hausärzte wegen AstraZeneca im Dauerstress – „Wir sehen es tatsächlich als Gefahr“
Durch die Impfungen haben Hausärzte momentan besondere Zusatzbelastungen. Sie impfen im Akkord, hinzu kommen viele verunsicherte Patienten am Telefon und in der Praxis, die vor allem auch Fragen zum Impfstoff AstraZeneca haben. Mittlerweile ist der Impfstoff für alle freigeben, auch beim Impfstoff von Johnson & Johnson wird es keine Priorisierung mehr geben.
Im Gespräch mit dem ARD-Morgenmagazin packt der Bremer Hausarzt Gabriel Rogalli über die Folgen des großen Andrangs aus. Der hat etwa 200 Impf-Patienten pro Wochen. Gegenüber der ARD sagt er: „Von daher sehen wir es tatsächlich als Gefahr an, dass uns Patienten inzwischen auch in Notfällen kaum noch erreichen.“
Er wünscht sich „klarere Vorgaben und Ansagen“ durch die Politik, „weil dann nicht so ein Durcheinander herrschen würde“.
11. Mai 2021
18.36 Uhr: Österreichs Kanzler Kurz fordert Ende der deutschen Quarantäne-Regeln
Kurz vor den Pfingstferien soll aus der Sicht von Österreichs Kanzler Sebastian Kurz die Alpenrepublik von der deutschen Liste der Corona-Risikogebiete gestrichen werden. „Was ich hoffe ist, dass die Quarantäne-Regelungen bald aufgehoben werden“, sagte Kurz am Dienstag am Rande des Ludwig-Erhard-Gipfels in München der Deutschen Presse-Agentur.
Es sei ja durchaus argumentierbar, so Kurz weiter, dass es Quarantäne-Regeln brauche, wenn auf der einen Seite der Grenze die Ansteckungen zehn oder 20 mal so hoch seien wie auf der anderen Seite. „Aber wenn die Ansteckungszahlen ungefähr gleich sind oder in einem Nachbarland sogar niedriger sind als im eigenen Land, dann ist dies schwer argumentierbar.“
Kurz betonte, er vertraue darauf, dass die Bundesregierung hier „faktenbasiert“ entschiede. Die Infektionszahlen in Österreich sind landesweit mit einer Sieben-Tage-Inzidenz (Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen) von 95,1 inzwischen deutlich niedriger als in Deutschland (115,4, Stand Dienstag). Österreichs Wirtschaft ist massiv auf Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen. Das Land leidet wegen der Pandemie unter einem deutlichen Wirtschaftseinbruch.
Dass in Österreich – anders als in Deutschland – Personen bereits nach ihrer ersten Impfung ungetestet in Restaurants oder auf Veranstaltungen gehen können, bedeutet laut Kurz kein erhöhtes Sicherheitsrisiko. „Das beste Spiegelbild der Ansteckungsgefahr ist die Sieben-Tage-Inzidenz und gleichzeitig sollte man darauf schauen, wie viel ein Land testet“, sagte er. Gemessen an der Einwohnerzahl teste kein Land mehr, dadurch sei auch die Dunkelziffer sehr gering.
Hinzu komme, dass es keine klaren europäischen Standards zur Einschätzung gibt, wann ein Mensch als ausreichend geimpft gelte. „Ich halte das aber für kein großes Problem“, sagte Kurz. Die Zahl der Geimpften werde in den nächsten Wochen ohnehin Schritt für Schritt steigen.
Österreich selbst schafft zum 19. Mai generell seine Einreiseregeln für alle anderen Staaten außer für Hochrisikogebiete ab. „Das bedeutet, jeder Deutsche, der getestet, geimpft oder genesen ist, kann in Österreich Urlaub machen, bei uns in die Gastronomie gehen, zu Kulturveranstaltungen, Sportveranstaltungen oder was auch immer er möchte – genauso wie die Österreicherinnen und Österreicher auch“, sagte Kurz. Kontrolliert werden soll dies durch den „Grünen Pass“, der die Nachweise für eine Impfung oder eben den Test enthält.
Nach Aussage von Kurz sollte der Grüne Pass möglichst schnell in ganz Europa eingeführt werden: „Je früher dieser auf europäischer Ebene steht, je früher er für ganz Europa gilt, je früher man mit diesem auch reisen kann, desto besser.“ Dies sei gerade für Länder wie Österreich wichtig. „Wir sind ein extrem internationales, ein exportorientiertes Land, ein Tourismusland. Wir sind eng verwoben mit unseren Nachbarn. Reisefreiheit ist für unsere Bürgerinnen und Bürger extrem wichtig.“
Auf europäischer Ebene dürfte sich die Einführung aber noch bis zum Sommer hinziehen. Für Kurz keine Ideallösung, er hätte es sich schneller gewünscht. Auch dass es zumindest vorerst noch gewissen Unterschiede bei der Ausgestaltung geben werde, etwa was Auflagen in einzelnen Ländern angeht, findet kurz „nicht ideal“.
Kurz betonte, aus seiner Sicht brauche es einen anderen Zugang: „Wir waren sehr schnell darin, am Beginn der Pandemie notwendige Freiheitsrechte zu beschneiden, um die Gesundheit der Menschen zu schützen. Aber genauso schnell sollten wir jetzt die Freiheit wiederherstellen.“ Mittlerweile seien alle vulnerablen Gruppen und auch ältere Menschen geimpft. „Und durch die Impfung hat jeder einen individuellen Schutz. Wir sollten den Erfolg der Impfung nutzen, um die Freiheiten wiederherzustellen.“
Sorgen vor neuen Virusvarianten, die nicht von den aktuellen Impfstoffen abgedeckt würden, dürften aber dennoch nicht ignoriert werden. „Den Fall, dass irgendwann eine Mutation kommen könnte, die von der Impfung nicht abgedeckt ist, halte ich für ein absolut realistisches Szenario.“ Aber eine Gefahr müsse dann bekämpft werden, wenn sie da sei. „Aber wir können uns nicht bereits jetzt vor etwas schützen, das vielleicht im Herbst auf einem anderen Teil der Welt entstehen könnte.“
6.45 Uhr: Corona: „Es ist erstaunlich und beängstigend“ – Karl Lauterbach warnt eindringlich vor neuer Gefahr
Corona-Mahner Karl Lauterbach hat sich die Entwicklung in Großbritannien genau angeschaut. Dort ist die indische Mutante B.1.617 mittlerweile angekommen – und breitet sich rasant aus!
Es sei „erstaunlich und beängstigend“ nachzuvollziehen, in welchem Tempo das passiert, schreibt Lauterbach und teilt dazu eine Grafik. So liegt der Anteil von B.1.617-Infizierten in London mittlerweile bei 25 Prozent. Noch vor einem Monat waren es unter 5 Prozent. Einen ähnlich steilen Anstieg gibt es auch in anderen Landesteilen seit Mitte April. Die Zahlen beinhalten nicht mal Reisende.
Die Erfahrung in Großbritannien zeige, „dass wir sehr konsequent weiter Einreisende von Fernreisen kontrollieren müssen“, mahnt Lauterbach. Nur dann habe man in Deutschland eine gute Chance, sich die indische Virusvariante zu ersparen.
Am Montag hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nun die erstmals im Oktober 2020 beobachtete Variante B.1.617 mit dem Prädikat „besorgniserregend“versehen. WHO-Expertin Maria Van Kerkhove bestätigte, dass es Hinweise darauf gebe, dass diese Virusvariante ansteckender sowie zu einem gewissen Grad resistent gegen Impfstoffe sei.
10. Mai 2021
18.41 Uhr: Klagen über zunehmende Zahl vorgetäuschter Impfberechtigungen
Viele Impfzentren klagen nach einem Medienbericht über Aggressivität von Impfwilligen und zunehmende Versuche, sich mit falschen Angaben eine vorzeitige Impfung zu erschleichen. Die SWR-Sendung „Report Mainz“ berichtete von mehreren tausend Fällen.
Allein das Hamburger Impfzentrum meldete demnach zuletzt sogar 2000 Vordrängler in einer Woche. Um vorzeitig an einen Impftermin zu kommen, würden etwa falsche Alters- oder Berufsangaben gemacht. In München würden bis zu 350 Vordrängler in der Woche erwischt, in Saarbrücken bis zu 140. „Report Mainz“ hatte bei den Impfzentren der Landeshauptstädte nachgefragt, allerdings erfassen nicht alle Zahlen zu Impfvordränglern.
Der Sprecher der Hamburger Sozialbehörde, Martin Helfrich, sagte der Redaktion: „Die Stimmung wird aggressiver. Den Menschen ist teilweise sehr klar, dass sie nicht berechtigt sind und trotzdem versuchen sie, sich impfen zu lassen.“
„Report“-Recherchen zeigen demnach, dass die Impfbetrüger sich oft als höher priorisierte Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen oder Schwangeren ausgeben. Denn eine pflegebedürftige Person etwa kann zwei Kontaktpersonen benennen, die vorrangig geimpft werden. In einem der SWR-Redaktion bekannten Fall schafften es aber statt zwei acht junge und gesunde Leute, sich als Kontaktpersonen impfen zu lassen.
17.58 Uhr: Innenminister Seehofer mit Corona infiziert
Bundesinnenminister Horst Seehofer hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Der Minister sei positiv auf das Virus getestet worden und befinde sich aktuell in häuslicher Isolation, teilte sein Sprecher Steve Alter am Montag mit. Der Test sei am Montag durchgeführt worden. Der Minister habe derzeit keine Krankheitssymptome.
Seehofer hatte in der vergangenen Woche unter anderem an einer Sitzung des Bundeskabinetts teilgenommen. Der CSU-Politiker war am 14. April erstmalig gegen Covid-19 geimpft worden. Er sei aufgrund seines Alters und seiner Vorerkrankungen berechtigt gewesen, sagte der 71-Jährige am Tag darauf. Ihm wurde das Präparat von Biontech/Pfizer verabreicht.
Anfang April hatte die „Bild“-Zeitung berichtet, Seehofer habe einen Appell von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an die älteren Kabinettskollegen, sich mit dem Vakzin von Astrazeneca impfen zu lassen, zurückgewiesen. „Ich lasse mich nicht bevormunden“, sagte er demnach zu „Bild“.
In sozialen Medien hatte es Kritik an dieser Entscheidung gegeben – auch weil andere ältere Mitglieder des Kabinetts sich für eine Impfung mit Astrazeneca entschieden. Seehofer erklärte seine Haltung so: „Es kann jeder zu jedem Impfstoff seine persönliche Ansicht haben. Ich habe seit meiner Zeit als Gesundheitsminister zu Sicherheit bei Arzneimitteln eine bestimmte Einstellung, und die habe ich bis zum heutigen Tage.“
Auf die Frage, ob er eine Wahl verschiedener Vakzine gehabt habe, sagte Seehofer, dort, wo er sich habe impfen lassen, habe lediglich der Impfstoff von Biontech zur Verfügung gestanden. Eine Auswahl habe er nicht vorgefunden. Astrazeneca wird in Deutschland nur noch für die über 60-Jährigen empfohlen. Der Einsatz für Jüngere bleibt nach ärztlichem Ermessen bei Menschen ohne höheres Blutgerinnsel-Risiko freiwillig möglich.
10.35 Uhr: Impf-Rückschlag wegen Einschränkung bei Johnson & Johnson? Das sagt Jens Spahn
Bedeutet die Alterseinschränkung beim Impfstoff von Johnson & Johnson einen Rückschlag bei der Impf-Kampagne in Deutschland? Am Montagvormittag nahm Gesundheitsminister Jens Spahn Stellung zur Entscheidung, dass der Impfstoff in der Regel nur für Menschen ab 60 eingesetzt werden solle.
Dabei war angedacht, Johnson & Johnson insbesondere bei mobilen Teams einzusetzen, weil man bei diesem Impfstoff lediglich eine Spritze benötigt und somit keinen Folgetermin. So sollte Johnson & Johnson vor allem in Flüchtlingseinrichtungen, bei Obdachlosen und in sozialen Brennpunkten verimpft werden.
Spahn erklärte, dass bis Juni über 10 Millionen Dosen von Johnson & Johnson zur Verfügung stehen werden. Alle Impfwillige unter 60 Jahren müssten von einem Arzt über die Risiken aufgeklärt werden und könnten sich dann freiwillig dazu entscheiden eine Impfung zu erhalten. Die Kommunen und die Länder müssten nun regeln, inwiefern man bei den mobilen Teams auf diesen Impfstoff setzen werde, so Spahn. Die Priorisierung wurde aufgehoben.
Ähnlich wie beim Impfstoff von Astrazeneca wurden in Ausnahmefällen auch bei Johnson & Johnson Blutgerinnsel nach einer Impfung beobachtet. Die USA hatten die Impfungen mit diesem Vakzin daher vorübergehend ausgesetzt.
Darüber hinaus warnte Spahn vor zu schnellen Lockerungen. In Großbritannien und Israel sei bei weit niederigen Inzidenzwerten gelockert worden. Es dürfe „keinen politischen Wettbewerb der Lockerungen“ geben. Wenn, dann solle draußen gelockert werden, wo es ein weitaus geringes Ansteckungsrisiko gebe. Als Beispiel nannte der CDU-Politiker die Außengastronomie oder auch eine Veranstaltung wie ein Fußballspiel.
9.22 Uhr: Impfstoff von Johnson & Johnson soll vor allem für Menschen ab 60 eingesetzt werden
Der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson soll in Deutschland in der Regel bei Menschen ab 60 eingesetzt werden. Nach ärztlicher Aufklärung können sich jedoch auch Jüngere dafür entscheiden, beschlossen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern weiter, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag erfuhr.
Die Priorisierung für den Impfstoff von Johnson & Johnson wird in Arztpraxen und bei Betriebsärzten aufgehoben.
9.15 Uhr: Britische Mutante ist „das Beste, was uns passieren konnte“, sagt ein Professor
Ausgerechnet die Virusvarinate B.1.1.7 soll der Pandemiebekämpfung in Deutschland zu Gute gekommen sein, erklärte nun Professor Peter Kern, Leiter der Klinik für Immunologie am Klinikum Fulda.
Im Interview mit dem Nachrichtensender ntv erklärte der Professor sogar: „B.1.1.7 ist das Beste, was uns passieren konnte. Sie wurde an Weihnachten erstmals in Deutschland nachgewiesen und macht jetzt praktisch 99 Prozent aller Isolate aus. Sie hat also das Feld komplett übernommen, die Ursprungsvariante sehen wir gar nicht mehr, aber – und das ist ein Glück – auch P1 und B1.351 konnten neben ihr nicht Fuß fassen.“
Der Experte meint die Mutationen aus Brasilien (P1) und Südafrika (B.1.351), die mutmaßlich deutlich ansteckender und möglicherweiser auch tödlicher sein könnten. Viel wichtiger: Es ist noch umstritten, ob die Corona-Impfungen einen ausreichenden Schutz gegen die Varianten aus Brasilien und Südafrika bieten können. Deshalb kommt Professor Kern zu der Erkenntnis: „Durch B.1.1.7 haben wir für unsere Impfkampagne kostbare Zeit gewonnen.“
Sollten zukünftig in Deutschland neue Mutanten auftauchen, müsse man zwar „bei Null“ anfangen, aber man hätte dann die Gelegenheit, sie genau zu lokalisieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen sowie die Impfungen anzupassen. Er hält daher das Problem von neuen Virusvarianten für beherrschbar.
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8.45 Uhr. 7-Tage-Inzidenz innerhalb einer Woche deutlich gesunken
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 6.922 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert laut Robert-Koch-Institut bei 9.160 Neuansteckungen gelegen.
Noch gravierender ist der Unterschied bei der bundesweiten 7-Tage-Inzidenz. Die Zahl lag laut RKI am Montagmorgen bundesweit bei 119,1, in der Vorwoche noch bei 146,9.