Neuer prominenter Fall in der Debatte um fragwürdige Geldanlagen: Diesmal steht mit dem CDU-Mann Helmut Linssen aus NRW sogar ein ehemaliger Finanzminister im Fokus. Er soll mehrere hunderttausend Euro in einer Briefkastenfirma in Mittelamerika gehortet haben. Linssen betont gegenüber der Funke Mediengruppe, dass er keine Steuern hinterzogen habe.
Essen.
CDU-Schatzmeister Helmut Linssen hat am Dienstag Stellung zu einem Bericht des Stern genommen, wonach er Geld in einer Briefkastenfirma in Mittelamerika verborgen habe. „Ich habe keine Steuern hinterzogen“, sagte Linssen der Funke Mediengruppe. „Das haben auch Finanzverwaltung und Staatsanwaltschaft bestätigt.“
Der Stern hatte berichtet, Linssen habe 1997 knapp 830.000 Mark bei HSBC Trinkaus & Burkhardt International eingezahlt. Das Geld sei zunächst in einen Trust auf den Bahamas geflossen. Linssen sagte weiter: „Bei dem Geld handelt es sich um privates Vermögen meiner verstorbenen Eltern, das unsere Familie steuerlich korrekt erwirtschaftet hat.“ Er bedaure „den öffentlich zwischenzeitlich entstandenen Eindruck“, sagte Linssen.
Daten fanden sich wohl auf Steuer-CD
Laut dem Stern-Bericht stellt sich der Fall wie folgt dar: Mithilfe der Bank packte Linssen das Geld zuerst auf einen Trust mit dem Namen „Longdown Properties Corp.“, der auf den Bahamas registriert war. 2001 wurde die Briefkastenfirma auf den Bahamas geschlossen und in Panama wieder eröffnet.
Linssen schloss sein Trinkaus-Konto am 29.12.2004. Wenige Monate später wurde er Mitglied im Kompetenzteam von Jürgen Rüttgers, des CDU-Spitzenkandidaten im Landtagswahlkampf. Die letzte Auszahlung, die Linssen in Luxemburg bar entgegen nahm, betrug 141.113 Euro, wie das Hamburger Magazin in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet. Anschließend wurde der Trust in Panama geschlossen.
Die Daten von Linssens Konto, bei dem auch seine Frau und seine Tochter zeichnungsberechtigt waren, fanden sich auf der CD mit Daten der HSBC Trinkaus&Burkhardt International S.A., die das Land Nordrhein-Westfalen 2010 kaufte. Der Deal mit dem Datendieb wurde im Oktober 2011 öffentlich bekannt. Verantwortlich für den Ankauf war Norbert Walter-Borjans (SPD), Linssens Nachfolger als Finanzminister in NRW.
Strafverfahren gegen Linssen wurde 2012 eingestellt
Als der „Stern“ Helmut Linssen vergangenen Sonntag mit seiner Briefkastenfirma und seinem Konto in Luxemburg konfrontierte, sagte der CDU-Schatzmeister zunächst: „Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“ Als der stern in dem Gespräch dann jene 829.322 Mark auf dem Konto in Luxemburg erwähnte, erwiderte Linssen: „Oh Gott. Oh Gott, oh Gott. In grauer Vorzeit. Tja.“
Gegen Linssen lief auch ein Strafverfahren. Das wurde aber 2012 eingestellt. Linssen musste aufgrund der Verjährungsfrist nur seine Zinserträge für die Jahre 2001 bis 2005 nachweisen. In dieser Zeit hatte er mit seinem Geld im Ausland jedoch keinen Gewinn gemacht. „Ich bin aus dem Verfahren makellos rausgekommen“, sagte Helmut Linssen dem „Stern“ am gestrigen Montag. Woher das Geld stammte, mit dem Linssen sein Konto in Luxemburg bei der Eröffnung 1997 aufgefüllt hat, konnten die Finanzbehörden nach stern-Informationen nicht klären.
Der SPD-Finanzexperte Joachim Poß verlangte von Linssen Auskunft über seine frühere Briefkastenfirma. „Linssen wäre gut beraten, wenn er umfassend und umgehend Aufklärung leisten würde“, sagte Poß dem Kölner Stadt-Anzeiger. „Das ist ein Vorgang, der weder mit dem Amt eines Finanzministers noch dem eines für Finanzen überhaupt Verantwortlichen zu vereinbaren ist“, sagte Poß.