Die Debatten um das Bürgergeld reißen nicht ab. Vielen Empfängern wird häufig vorgeworfen, Arbeit zu verweigern. Ein Berater aus Mönchengladbach ist schockiert über die Debatte, die Bedürftigen so etwas unterstellt.
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Bürgergeld: Hohe Kosten für Empfänger
Karl Sasserath ist Berater für Bürgergeld-Empfänger bei der Beratungsstelle Arbeit in Mönchengladbach. Zu ihm kommen seine Klienten aus unterschiedlichsten Gründen. „Da gilt es, Behördenklauseln zu verstehen, Mietverträge genau zu lesen, zu schauen, wie das Existenzminimum gedeckt werden kann, wenn das Arbeitseinkommen nicht reicht. (…) Viele der Menschen, die zu uns kommen, sind sogenannte Aufstocker“, erklärt er „Focus online“.
Er räumt mit dem Märchen auf, dass viele sorgenlos auf Kosten des Staats leben. Denn das Gegenteil ist der Fall: „Ich habe wirklich sehr detailliert Einblick und kann Ihnen sagen: Von dem, was diese Leute monatlich an Geld bekommen, können sie den Lebensunterhalt nicht bestreiten“.
Besonders die gestiegenen Wohn- und Stromkosten machen vielen Bürgergeld-Empfängern zu schaffen. „Viele Menschen müssen aus der Regelleistung von 563 Euro monatlich Beträge zwischen 50 und 200 Euro abzweigen, um die Miete zu bezahlen. Bedenken wir außerdem die gestiegenen Stromkosten in der Grundversorgung.”
Bedürftige haben hohe Motivation
Hinter diesem Aspekt hält Sasserath es für ein Unding, Bedürftige als „Faul“ abzustempeln. „Fast alle, die zu uns kommen, haben eine hohe Motivation, zu arbeiten. Das soziale Netz, das wir hier in Deutschland haben, kennen sie aus ihrer Heimat so nicht. Aber den Solidargedanken schon.“
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Statt gegen die Leistungsberechtigten zu schießen, sollte man ihnen für ihre Arbeit danken, findet der Bürgergeld-Berater gegenüber dem Medium. „Das sind die, die nachts unsere Büros putzen, damit wir uns morgens an einen sauberen Arbeitsplatz setzen können. Menschen, die für uns wie unsichtbar, wie nicht existent sind (…).“