Das Bürgergeld wird zum neuen Jahr erhöht: Im Jahr 2023 beträgt das Bürgergeld 502 Euro, im Jahr 2024 steigt es auf 563 Euro. Zusätzlich übernimmt das Jobcenter die Kosten für Miete und Heizung – allerdings nur in angemessener Höhe.
Die Höhe des Regelsatzes sorgt zunehmend für Unmut in der Bevölkerung. Immer wieder wird argumentiert, dass es sich nicht mehr lohne zu arbeiten, wenn das Bürgergeld „so hoch“ sei. Ein Blick in den Alltag einer Bürgergeldbezieherin zeigt jedoch, wie schwer es ist, mit dem Geld über die Runden zu kommen.
Alltag einer Bürgergeld-Empfängerin
Gemütlich auf dem Sofa sitzen, genug Geld haben und stressfrei den Alltag genießen: So stellen sich viele Menschen das Leben als Bezieher von Bürgergeld vor. Doch bei den meisten reicht das Geld vorne und hinten nicht und der Alltag ist von Geldsorgen geprägt – so auch bei Sabrina.
Sabrina ist verheiratet, hat drei Kinder und bezieht Bürgergeld, schreibt sie in einem Thread auf „X“, ehemals Twitter. Sie bezieht nach eigenen Angaben Bürgergeld, weil ihr Mann krank ist und sie sich um ihn und die drei Kinder kümmern muss. Auf „X“ gibt sie Einblicke in ihren Alltag.
Löcher in den Schuhen
Um sechs Uhr morgens steht Sabrina auf, um das Mittagessen für ihre drei Kinder vorzubereiten. Doch dann tauchen die ersten Probleme auf: Statt Erdbeermarmelade kann sie sich nur den billigsten Käse leisten – die Kinder sind genervt.
Auch an neue Kleidung ist für Sabrina als Bürgergeld-Empfängerin nicht zu denken: „Danach dann Aufbruch zum Kindergarten, doch kurz vorher wechsele ich fluchend die Socken, denn ich habe das kleine Loch in meinem Schuh vergessen, unsichtbar eigentlich – wenn man schwarze Socken trägt“. Für viele ist es unvorstellbar, im kalten November mit Löchern in den Schuhen den Alltag zu bestreiten.
Sparen bei Aktivitäten der Kinder
Vor allem die Aktivitäten der Kinder würden der Bürgergeld-Empfängerin Sorgen bereiten. So gibt es im Kindergarten eine Nikolausfeier und einen Ausflug zum Weihnachtsmarkt, für den die Eltern Essen spenden sollen. Für Sabrina eine große Belastung: Nur etwas Streichkäse kann sie noch auftreiben. Aber für sie bedeuten die Aktivitäten Einsparungen bei anderen Dingen: „Ich strahle mit und ersetze in Gedanken eine Mahlzeit der kommenden Woche durch Nudeln mit Sauce. Oder besser zwei? Wir haben auch noch Dosenravioli, nehmen wir die?“, so Sabrina auf „X“.
Kein Geld für Bahnfahrten
Den Vormittag verbringt die Mutter von drei Kindern mit Erledigungen wie Einkaufen. Eine Fahrt mit dem Zug zum Supermarkt ist für die Familie jedoch nicht drin. So erklärt Sabrina: „eine Fahrt entspricht einem Brot, mindestens.“
Nach dem sparsamen Einkauf verbringt die Bürgergeld-Empfängerin den Tag damit, Dokumente zu ordnen, Telefonate zu führen und Post zu beantworten. Als Mittagessen kann sich Sabrina nur einen Haferbrei leisten – selbst Brot ist zu teuer. Wenn die Kinder nach Hause kommen, verbringt sie die Zeit mit ihnen und hilft ihnen bei den Hausaufgaben und anderen Aktivitäten. Da sie drei Kinder hat, nimmt das Abholen der Kinder zu verschiedenen Zeiten zu Fuß ihren Nachmittag in Anspruch.
Eintopf schmeckt wie „5-Sterne-Essen“
Ihre Kinder würden auch gerne Netflix schauen, wie ihre Freunde, aber es ist finanziell einfach nicht möglich. Kinderserien auf Youtube sollen Abhilfe schaffen und die Kinder kurzzeitig beschäftigen. Abends gönnt sich die Familie einen Eintopf, der für die Mutter etwas ganz Besonderes ist: „Er schmeckt, als sei es ein 5-Sterne-Essen.“
Sabrinas Schilderungen zeigen, wie der Alltag von Bürgergeld-Empfängern von Geldsorgen geprägt ist. Von löchrigen Schuhen bis zu fehlendem Geld für die Kinder. Von Luxus kann da keine Rede sein.