So langsam, aber sicher geht es wieder los: Die Sommerferien neigen sich in einigen Bundesländern dem Ende, in NRW hat die Schule bereits wieder begonnen. Gefeiert wurde der Schulstart für viele Schülerinnen und Schüler mit der Einschulung.
Ein ganz besonderer Tag für viele Familien. Er markiert den Beginn eines neuen Kapitels, vor allem für die Kinder. Sie werden zu kleinen Entdeckern, die Buchstaben und Zahlen erobern, Freundschaften knüpfen und sich in einem Kosmos aus Wissen und Lernen entfalten. Doch nicht für jede Familie ist dieser Tag nur mit Freude verbunden – sondern vor allem auch mit finanziellem Druck, weiß Niedersachsens Diakonie-Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke.
Bürgergeld: Schulmaterialien werden teurer
Schultüte, Hefte, Ranzen, Turnbeutel, Bücher – das alles ist sehr kostspielig. Im Vergleich zu 2022 sind die Preise deutlich gestiegen, wie neuste Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen (+ 13,6 Prozent). Das Geld aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes reiche bei weitem nicht, sagte Lenke dem Evangelischen Pressedienst. „Nach Zahlen des Sparkassenverbandes geben Familien 970 Euro aus, mit Ranzen und allem, was dazugehört“, fügte er an. Das gehe bestimmt auch günstiger. Aber: Die 116 Euro, die aus den Bundesleistungen pro Kind zum Schuljahresbeginn zur Verfügung stünden, seien eindeutig zu wenig.
Insbesondere die Einschulung und der Wechsel auf eine weiterführende Schule seien damit für manche Familien nicht zu stemmen. Zudem sei es nach wie vor kompliziert, die Hilfsleistungen zu beantragen, auf die ein Anrecht besteht, kritisierte Lenke.
Bürgergeld: „Das ist ein Skandal“
Und: Bisher seien Sozialleistungen wie das Bürgergeld nicht hinreichend finanziert und fielen zu niedrig aus. Es brauche die Kindergrundsicherung, unterstrich der Diakonie-Vorstandssprecher. Dass Menschen von Armut bedroht seien, betreffe keine Randgruppe, so Lenke. Betroffen seien vor allem Alleinerziehende und Familien mit mehr als drei Kindern.
Auch die Deutsche Kinderhilfe fordert mehr Geld für Familien, die Bürgergeld beziehen. Die Leistung für den Schulbedarf müsse an die Inflation gekoppelt werden, erklärte die Kinderhilfe am Mittwoch (09. August). Denn: Die 116 Euro für Familien mit Bürgergeld würden nicht ausreichen. „Aus unserer Sicht ist das ein Skandal“, erklärte Luisa Becker-Ritterspach als Bildungsexpertin der Kinderhilfe.
Bürgergeld: Mehr Unterstützung für Kinder aus armen Familien
„Wenn der Schulbedarf 14 Prozent teurer wird, müssen eben 14 Prozent drauf“, sagt auch Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Der Schulbedarf von aktuell 174 Euro (116 Euro für das erste und 58 Euro für das zweite Schulhalbjahr) müsse auf 200 Euro steigen.
Der Paritätische Gesamtverband hat zum Vergleich selbst Schulsachen eingekauft. Das Ergebnis: 395 Euro, davon 260 Euro für einen Ranzen. Deshalb sollten diese Posten als Sonderleistungen in der Grundsicherung übernommen werden, so Schneider. Auch die Deutsche Kinderhilfe schließt sich dieser Forderung an.