Ein Bericht enthüllt bizarre sadistische Sex-Rituale in einer Bundeswehr-Kaserne. Ministerin von der Leyen fand deutliche Worte dafür.
Pfullendorf/Berlin.
Die Bundeswehr wird durch einen Skandal an einem Standort von Elitesoldaten erschüttert. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat sich angesichts massiver Vorwürfe selbst in den Fall eingeschaltet. Der Kommandeur und der Ausbilder seien versetzt worden, sieben Soldaten bereits entlassen.
Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ soll es bei der Ausbildung von Kampfrettern in der Staufer-Kaserne im baden-württembergischen Pfullendorf regelmäßig zu sexuell-sadistischen Praktiken gekommen sein. Ans Licht kamen die Vorwürfe offenbar, weil sich eine Soldatin im Oktober beim Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels gemeldet hatte.
Kameraden nackt gefilmt
Sie habe berichtet, dass sich Rekruten im Ausbildungszentrum Spezielle Operationen vor den Kameraden nackt ausziehen mussten und das gefilmt wurde. Ausbilder hätten auch dienstlich nicht begründete und offenbar sexuell motivierte Übungen durchexerziert – wie das Einführen von Tamponage in den After. Bei der Ausbildung der Kampfretter wird auch die Rettung von Verletzten hinter den feindlichen Linien durchgespielt – einschließlich Szenarien, die die Gefangennahme der Soldaten nachstellen.
Der Spiegel berichtet, dass Generalinspekteur Volker Wieker nach den Vorwürfen einen Sonderermittler entsandt hatte, der viele Vorwürfe bestätigt fand. Inzwischen ermittele die Staatsanwaltschaft Hechingen. In einer Unterrichtung an den Bundestag heiße es: „Die Häufung der bisher bekannt gewordenen Ereignisse zeigt gravierende Defizite in der Führung.“
Von der Leyen verspricht Aufklärung
Ministerin von der Leyen hat am Freitagabend die Vorgänge in der Kaserne scharf verurteilt. „Die Vorgänge in Pfullendorf sind abstoßend und sie sind widerwärtig“, sagte die Ministerin bei einem Besuch einer Klausurtagung der CDU im hessischen Künzell. Die Vorgänge seien auch beschämend für alle Soldaten, die respektvoll mit ihren Kameraden umgingen, und die das Ansehen der Truppe hochhielten.
Von der Leyen sagte: „Der Generalinspekteur hält mich auf dem Laufenden über den Fortgang der Untersuchungen. Es sind bereits Konsequenzen gezogen worden.“ Es würden auch noch weitere Konsequenzen gezogen. Die Vorgänge würden „mit aller Härte aufgeklärt“, versprach von der Leyen.
Gegenseitig an Stühle gefesselt
Laut „Spiegel“ kam neben „erschütternden Praktiken“ bei der Sanitäterausbildung auch heraus, dass unter den Mannschaftssoldaten anscheinend bizarre Erniedrigungsrituale an der Tagesordnung waren. Demnach hätten sich die Soldaten gegenseitig an Stühle gefesselt, mussten stundenlang so verharren und wurden mit Wasserschläuchen abgespritzt. Auch von den Ritualen, die an Hollywoodfilme wie „Eine Frage der Ehre“ erinnern, wurden offenbar regelmäßig Fotos gemacht.
Die Bundeswehr betreibt in Pfullendorf eine Kaserne mit einem Ausbildungszentrum für Spezielle Operationen. Es bildet nationale und internationale Spezialkräfte aus. Auf der Internetseite der Bundeswehr heißt es: „Die Konzentration des Fachwissens verschiedener Armeen ermöglicht ganz neue Wege in der Ausbildung und Einsatzplanung neuer Generationen von Elitesoldaten aller Mitgliedsnationen.“
Lehrgänge für Scharfschützen
Nach Angaben der Bundeswehr werden in dem Zentrum unter anderem Lehrgänge für Scharfschützen sowie für das Führerpersonal von Spezialkräften angeboten. Zudem werden die Soldaten etwa im Nahkampf und im Gefechtsdrillschießen trainiert oder auf das Überleben und Verhalten in Gefangenschaft oder in isolierter Lage vorbereitet. Auch im Bereich „Combat First Responder“, also Sanitäter für die Erstversorgung von Verwundeten, gibt es einen Lehrgang. (dpa/fmg)