Der Machtkampf in der Union scheint nicht mehr aufzuhalten. Nach der Kritik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Corona-Kurs von NRW-Ministerpräsident und CDU-Vorsitzenden Armin Laschet bei „Anne Will“ legte auch Markus Söder, Chef der CSU, gegen Laschet nach.
Der versucht sich nun aus der Defensivein in die Offensive zu kämpfen. Nach seinem Aufritt bei „Markus Lanz“ machte Armin Laschet am Mittwochabend im „Heute Journal“ im ZDF da weiter, wo er aufgehört hatte.
Armin Laschet im „Heute Journal“ (ZDF)
Es ist schon verwunderlich, wie öffentlich die Bühne ist, auf welcher die Union ihre Streitereien austrägt. Von der Geschlossenheit in der Krise aus dem vergangenen Jahr ist kaum noch etwas geblieben. Inzwischen gibt es mehr Meinungen als Virus-Mutationen, wie es scheint.
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Im „Heute Journal“ (ZDF) befragte Moderator Christian Sievers entsprechend zur Corona-Linie der Bundesregierung und der Ministerpräsidenten. Laschet hoffte, dass es mit Einbezug der Hausärzte nun zügiger vorangehe mit dem Impfen. Er selbst wird am Samstag 60, könnte sich also aufgrund der geänderten Impf-Reihenfolge bereits am Osterwochenende mit AstraZeneca impfen lassen. Laschet betonte jedoch, er wolle sich nicht vordrängeln.
Erstaunlich konzeptlos bei weiteren Maßnahmen
Beim Impfen und im Gesundheitssystem scheitere vieles noch an Bürokratie, gibt Laschet zu. „Wir in Deutschland achten mehr auf die Risiken“, mahnte der CDU-Vorsitzende mit Blick nach Großbritannien. Auch dort gebe es Probleme mit AstraZeneca, das Aussetzen der Impfungen käme dort allerdings gar nicht in Frage.
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Erstaunlich konzeptlos wirkte Laschet dabei, als es um weitere Maßnahmen in der Pandemie ging. Weitere Maßnahmen seien nötig, eigentlich habe man nicht die Zeit, nun lange über Entscheidungen nachzudenken. Wer jedoch zu schnell entscheide, scheitere an der Praxis. Das hätte der Vorschlag der Osterruhe gezeigt. Ihm falle kein Bereich ein, wo man das Leben noch weiter herunterfahren könne. Eine Aussage, die verwundert. Schließlich dürften auch Laschet die Forderungen nach Home-Office-Pflicht oder erneuten Schul- und Kitaschließungen bekannt sein.
Deutliche Ansage an Markus Söder: Soll sich um sein eigenes Bundesland kümmern
Dann nahm das Gespräch von Laschet und Sievers an Fahrt auf. Der Moderator will von Laschet wissen, ob er den Brief der beiden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) und Markus Söder (CSU) kenne. Söder habe darin, so Sievers, seine Kollegen nahezu angefleht, Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen umzusetzen: „Fühlen Sie sich da konkret angesprochen von Markus Söder?“
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Laschet lavierte herum, er wisse nicht genau, welche Aussage Sievers meine, nur um wenige Sekunden später seinen CDU-Kollegen Daniel Günther zu zitieren. Günther hatte gesagt: „Wir in Schleswig-Holstein handeln, in Bayern und Baden-Württemberg schreibt man Briefe.“ Im Anschluss ruderte Laschet gleich zurück, er sei in dieser Frage nicht direkt auf Günthers Seite. „Ich verstehe nur einen Kollegen, der eine halb so hohe Inzidenz hat“, wie sie in Bayern sei, schob er dann allerdings nach. Viel klarer kann seine Botschaft an Markus Söder eigentlich nicht ausfallen – oder doch?
Damit war das Ende der Fahnenstange nämlich noch nicht erreicht. Laschet weiter: „Das ist meine Meinung: Jeder soll in seinem Bundesland alles tun, um die Zahlen herunterzubringen. Und wir sollten nicht anderen Kollegen, zum Teil mit geringen Inzidenzwerte, empfehlen, was sie machen sollen.“ Im Klartext: Söder soll sich gefälligst um sein eigenes Bundesland kümmern. Eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der Streit in die nächste Runde geht. (dav)