Anwälte von Salah Abdeslam legen ihr Mandat nieder
Weil er schweigt, verliert der mutmaßliche Paris-Attentäter Abdeslam seine Anwälte. Er will auch in Zukunft nicht verteidigt werden.
Paris.
Der mutmaßliche Terrorist Salah Abdeslam hüllt sich in Schweigen, seine Anwälte legen deswegen nun ihr Mandat nieder. Abdeslam soll an den Anschlägen in Paris vom November 2015 beteiligt gewesen sein. „Wir haben beide entschieden, auf die Verteidigung von Salah Abdeslam zu verzichten“, sagte Frank Berton in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview des Senders BFMTV.
Er und sein belgischer Kollege Sven Mary seien überzeugt, dass der 27-jährige Verdächtige von seinem Recht zu Schweigen Gebrauch machen werde – dies habe er ihnen auch gesagt. „Ich
möchte nicht länger der Anwalt von jemandem sein, der beschlossen hat, sich nicht zu verteidigen“, sagte Berton der belgischen Zeitung „De Standaard“. Abdeslam wolle laut Berton nun einen Brief an den Untersuchungsrichter schreiben und komplett auf eine Verteidigung verzichten. „Er sagt, dass Allah im beistehen werde“, zitiert die Zeitung den Anwalt.
Videoüberwachung soll Grund für Schweigen sein
Noch Anfang September hatten die Anwälte sich optimistisch geäußert, dass Abdeslam sich früher oder später zu seiner Rolle bei den Pariser Terroranschlägen vom 13. November 2015 äußern werde. „Ich habe seit dem ersten Tag gesagt, falls mein Mandant stumm bleibt, werden wir ihn nicht mehr verteidigen“, sagte Berton.
Die Anwälte führten Abdeslams Schweigen auf dessen ständige Videoüberwachung in der Untersuchungshaft zurück. Mary und Berton werden nach eigenen Angaben bedroht und beleidigt, seit sie Abdeslams Verteidigung übernommen haben.
Abdeslam war Mitte März in Belgien festgenommen und Ende April an Frankreich ausgeliefert worden. Er verweigert seitdem die Aussage. Ihm wird Beteiligung an den Pariser Anschlägen vorgeworfen, bei denen drei islamistische Terrorkommandos 130 Menschen ermordet und hunderte verletzt hatten. (jha/dpa)