In der politischen Aufarbeitung der Kölner Silvesterexzesse geht es längst nicht mehr allein darum, ob die sexuellen Übergriffe auf Hunderte Frauen hätten verhindert oder zumindest früher als neuartige Tumultdelikte erkannt werden müssen.
Verhandelt wird im Untersuchungsausschuss des Landtags auch das wichtigste Kapital einer Regierung: Glaubwürdigkeit. Vor allem für Innenminister Jäger werden in dieser Hinsicht all die kleinen Widersprüchlichkeiten, eiligen Begradigungen in der Darstellung oder „vergessenen“ Unterlagen allmählich zum Problem.
Zwei Kriminalhauptkommissare haben dem Landtag am Montag sehr präzise von einem barschen Anruf aus der Landesleitstelle berichtet, den es laut Jäger gar nicht gegeben haben soll. Am Neujahrstag sollte der Begriff Vergewaltigung auf Geheiß „von oben“ aus einem internen Bericht getilgt werden.
Das Protokoll der Kölner Polizei über den mysteriösen Anruf wurde dem Parlament von Jäger zunächst vorenthalten. Die Gefahr des politischen Skandals lauert selten in den eigentlichen Fehlern, sondern zumeist im späteren Umgang mit ihnen.