Vom Kampf- zum Bildungsort: Das von Deutschland betriebene Regionale Wiederaufbauteam (PRT) im nordostafghanischen Faisabad markiert wie kaum ein anderer Ort den Wandel am Hindukusch. 2004 als zweites Bundeswehrfeldlager außerhalb Kabuls eröffnet, übergab Deutschland am Dienstag das Camp nun in afghanische Hände.
Faisabad/Berlin (dapd). Vom Kampf- zum Bildungsort: Das von Deutschland betriebene Regionale Wiederaufbauteam (PRT) im nordostafghanischen Faisabad markiert wie kaum ein anderer Ort den Wandel am Hindukusch. 2004 als zweites Bundeswehrfeldlager außerhalb Kabuls eröffnet, übergab Deutschland am Dienstag das Camp nun in afghanische Hände. Künftig werden hier afghanische Polizisten ausgebildet und eine Zweigstelle der Universität Zentralasien der Aga-Khan-Stiftung eingerichtet.
„Die Übergabe des PRT und der Region Faisabad zeigt, dass die Umsetzung der Afghanistan-Strategie vorankommt“, sagte Außenminister Guido Westerwelle in Berlin. Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte die Bundeswehr die Leitung des PRT in zivile Hände gelegt. Nun werden die letzten 100 deutschen ISAF-Soldaten die Region verlassen. Die Bundeswehr verfügt damit neben dem logistischen Drehkreuz in Masar-i-Scharif – dem Camp Marmal – nur noch über das Regionale Wiederaufbauteam in Kundus.
Abschied nach gut acht Jahren
Die ersten deutschen Soldaten hatten das Feldlager in Faisabad in der Provinz Badakhschan am 12. Juli 2004 bezogen und damit nach Kundus das zweite PRT außerhalb Kabuls errichtet. Schrittweise ausgebaut umfasste es zuletzt eine Fläche von 450 mal 1.000 Metern. Künftig wird das Gelände unter anderem von der speziell für Unruhebekämpfung aufgestellten afghanischen Polizei-Spezialeinheit ANCOP genutzt. Bereits seit Juli führt das afghanische Innenministerium das dort befindliche und von Deutschland errichtete Trainingszentrum für die Polizei.
Westerwelle sagte, auch nach dem Ende der permanenten Präsenz der Bundeswehr in der Provinz Badakhschan würden deutsche Entwicklungshilfeprojekte in der Region weitergeführt. Dazu gehöre auch der Universitätsaufbau. Er wird von Deutschland finanziert und soll bis Sommer 2013 abgeschlossen sein. Bauträger ist die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). „Die Umwandlung des PRT Faisabad in einen regionalen Bildungsstützpunkt ist ein Beispiel für eine sinnvolle Nachnutzung eines ISAF-Stützpunktes“, sagte der Minister.
Wichtiger Schritt in Richtung Kampftruppen-Abzug
Die Schlüsselübergabe in Faisabad gilt als wichtige Wegmarke zum Abzug aller Kampftruppen vom Hindukusch bis Ende 2014. „Trotz Rückschlägen und Schwierigkeiten kommen wir dem Ziel der vollständigen Übergabe der Sicherheitsverantwortung und dem Abzug Kampftruppen bis Ende 2014 Schritt für Schritt näher“, sagte Westerwelle. Deutschland stellt derzeit in Afghanistan gut 4.500 Soldaten, von denen die meisten im Regionalkommando Nord, im Verantwortungsbereich der Bundeswehr, stationiert sind.
dapd
2012-10-09 14:54:35.0